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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anonymus
Wohnort: 
Norddeutschland
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 17.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

Am ehesten ist das Buch als Ökothriller einzuordnen. Seine Handlung ist in Neuseeland angesiedelt. Es stellt hohe Anforderungen an den Leser, zum einen aufgrund seines Umfangs mit gut 500 Seiten und zum anderen aufgrund des Schreibstils mit den vielen eingeflossenen Schachtelsätzen. Aktuelle Themen ökologischer Art und die Beziehungen zwischen den Romanfiguren stehen im Vordergrund, wobei m.E. zu viel Raum der Einführung der Personen gegeben wird. Auf diese Weise kommt erst spät Spannung auf. Als sehr positiv erachte ich, dass viel berechtigte Gesellschaftskritik geübt wird und Umweltbewusstsein eingefordert wird. Das Buch appelliert an die Verantwortung des Menschen gegenüber der Umwelt.
Mich persönlich spricht das Buch weniger an, ist aber auf jeden Fall für ökologisch interessierte Leser zu empfehlen.

Bewertung vom 23.02.2024
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


sehr gut

Diese Familiensaga hat mich gut unterhalten. Das lag vor allem an dem erfrischenden Erzählstil der Ich-Erzählerin und Protagonistin. Sich alles von der Leber weg zu erzählen, passt so gut zu ihrem gesamten Wesen. Sie ist eines von einer immer größer werdenden Zahl von Halbgeschwistern, die als gemeinsamen Vater den allmächtigen, aber durchaus mit gerechter Hand eine ländliche Gemeinde in Virginia zur Zeit der Prohibitionsgesetze regierenden Duke haben. Nach seinem Tod und auf Umwegen in der Erbfolge nimmt die noch nicht einmal 20jährige Sallie seine Rolle ein und führt unverdrossen neue Regeln in einer von Männern beherrschten Welt ein, letztlich erfolgreich. Typisch amerikanisch kommt die Geschichte schon daher. Der amerikanische Wohlstand wird ebenso wenig hinten vor gelassen wie der Mythos vom Selfmademan. Ein informatives Bild erhalten wir von der Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Woran ich mich allerdings gestoßen habe und was sich in meiner Bewertung mit dem Abzug eines Sterns bemerkbar macht, sind die vielen tragischen Todesfälle und die vielen raschen Trennungen von der großen Liebe binnen kürzester Zeit innerhalb der Familie, die unrealistisch wirken.

Bewertung vom 03.02.2024
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


ausgezeichnet

Über Gott hat der Autor schon Bücher geschrieben (die „Und Gott sprach“-Bände), und nun nimmt er sich in gekonnt humorvoller Weise des Todes an. Dieser kontaktiert in Gestalt des attraktiven griechischen Gottes Thanatos die Psychologin Olivia, die in ihm kein höheres Wesen sehen will. Allmählich muss sie sich jedoch eines Besseren belehren lassen und leider auch erfahren, dass Thanatos ihr nicht zufällig begegnet ist, sondern in Ausübung seiner Funktion.
Ein ernstes Thema wird sehr unterhaltsam aufbereitet, so dass es richtig Spaß macht, das Buch zu lesen. Der Tod erscheint somit nicht mehr als Tabu. Den Tod als Person darzustellen, nimmt die Angst vor ihm. Das geschieht alles mit viel Wortwitz und Situationskomik. Dennoch ist der Humor so fein gewoben, dass der gebotene Respekt vor dem Tod gewahrt bleibt. Gut gelungen ist, wie die Geschichte zu ernsten Fragen zum Nachdenken anregt, z.B. über die Bereitschaft zum Gehen oder die Erfüllung des eigenen Lebens. Als sehr lehrreich habe ich die eingeflossenen Informationen zur grieschischen Mythologie empfunden.
Das Buch bereitet unterhaltsame Lesestunden und ist zu empfehlen.

Bewertung vom 14.12.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


sehr gut

Die Endsiebzigerin Jenny Quinn ist eine passionierte Bäckerin und backt nach alten Familienrezepten. Mit ihnen verbindet sie besondere Erinnerungen aus ihrem Leben, darunter auch sehr schmerzliche. Drei der Rezepte hat sie vor sechzig Jahren in einem Notizheft notiert, das in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Seither hütet sie ein Geheimnis, selbst vor ihrem geliebten Mann Bernie. Im Alter will sie endlich etwas Neues wagen und sie bewirbt sich für eine TV-Backshow, in deren Folge ihr Geheimnis aufgedeckt wird.
Der Roman rund um Jenny, ihre Familie und die Teilnahme an der Backshow liest sich schnell und er ist unterhaltsam. Die Figuren haben etwas typisch Britisches an sich. Jenny und Bernie werden sehr liebevoll dargestellt und sind es auch nach 60jähriger Ehe zueinander. Allerdings ist Bernie vielleicht etwas zu zurückhaltend und verständnisvoll gegenüber seiner Frau, die ja Einiges vor ihm verbirgt. Zwar werden keinerlei Kuchenrezepte eingeführt. Doch sind sie so detailliert und liebevoll beschrieben genau wie die fertigen Kuchen, dass man sich eine gute Vorstellung von dem Gebackenen machen kann und einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Allerdings frage ich mich, wer die Unmengen von Kuchen, die Jenny schon immer gebacken hat, in ihrem Zweipersonenhaushalt wohl gegessen haben mag. Gut gefallen haben mir die Rückblicke in die Vergangenheit, zu denen jeweils etwas Gebackenes Anlass gibt. Das Ende der Geschichte ist recht bald voraussehbar.
Alles in allem eine zu empfehlende Lektüre.

Bewertung vom 25.07.2023
Gratisessen für Millionäre
Lee, Min Jin

Gratisessen für Millionäre


gut

Das zentrale Thema dieses Romans sind die Schwierigkeiten des sozialen Aufstiegs. Dargestellt wird es anhand der Protagonistin Casey aus New York, die Tochter koreanischer Einwanderer. Ihr Leben verfolgen wir über fünf Jahre hinweg. Casey, die unbedingt ihren Platz unter den Reichen und Erfolgreichen der amerikanischen Gesellschaft haben will, hat neben einigen Fortschritten viele Misserfolge einzustecken. Wirklich sympathisch ist sie mir nicht, was nicht nur daran liegt, dass sie sich den traditionellen Vorstellungen ihrer Eltern widersetzt. Sehr viel Interessantes ist über die koreanische Kultur zu erfahren. Doch ein Buch mit einem Umfang von fast 850 Seiten zu lesen ist irgendwann etwas mühselig, zumal die Handlung nicht wirklich voranschreitet. Wer sich von einem solchen Schmöker nicht abschrecken lässt und Familiengeschichten mit kulturellem und gesellschaftlichen Hintergrund gerne liest, wird dieses Buch mögen.

Bewertung vom 01.06.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


gut

Das Buch liest sich schnell. Ich ordne es in die Kategorie einer unterhaltenden Lektüre für zwischendurch ein. Die Figuren und die Handlung haben mich nicht wirklich angesprochen. Zu wenig realitätsgetreu erscheint mir, dass die Protagonistin ihr Haus für 1000 Tage nicht verlässt. Es fehlt mir an Handlung. Die sprunghaften Zeitwechsel haben mir das Lesen etwas erschwert. Zu hoch gegriffen erscheint mir die Bewertung auf dem Buchrücken, dass das Buch als der berührendste Roman des Jahres anzusehen ist.
Alles in allem ein durchschnittliches Buch, das bei mir wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Bewertung vom 03.05.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


gut

Dieses Buch gehört in die Gruppe von Romanen, mit deren Lesen ich mich schwer tue und einfach nicht so recht vorankomme, obwohl sie eigentlich leicht und wenig fordernd geschrieben sind. Ich führe das auf die etwas zu flapsige Schreibweise und den manchmal sehr geballt eingearbeiteten Humor zurück. Die eine Protagonistin entspricht dem Bild der quirligen und flapsigen Romanfigur, während die andere in ihrer ruppigen Art so ganz das Gegenteil ist. Beides keine Frauen, mit denen ich warm werde. Abgesehen von meiner Kritik an den Romanfiguren liefert die Geschichte mit ihren Anekdoten aus dem Hebammenalltag sehr viel Kenntnisse über den Beruf der Hebamme und ihre anspruchsvolle, kräftezehrende Tätigkeit vor, während und nach der Geburt. LeserInnen sollten unbedingt wissen, dass auch unschöne Situationen thematisiert werden, so dass das Buch vielleicht keine geeignete Lektüre für Personen ist, die im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft Traumata erlebt haben. Gefallen hat mir, dass auch die Probleme des Berufsstandes zur Sprache kommen wie etwa die Hebammenhaftpflichtversicherung. Abgerundet wird das Ganze durch die Schilderung des Privatlebens der beiden Protagonistinnen, zu dem auch Liebesgeschichten gehören.

Bewertung vom 12.03.2023
Feuer
Pourchet, Maria

Feuer


gut

Ein in Frankreich viel gelobter Roman, der u.a. für den Prix Goncourt nominiert war. Eigentlich erstaunlich, denn es handelt sich um eine ganz gewöhnliche Geschichte über einen Ehebruch mit wenig sympathischen Romanfiguren. Die beiden Liebenden kommen abwechselnd zu Wort. Laure ist Dozentin an einer Universität, verheiratet, in der Ehe gelangweilt, zwei Töchter; Clément ist gelangweilt von seinem Job als Banker, Junggeselle, depressiv, Besitzer eines riesigen Hundes, den er über alles liebt. Sie haben nichts gemeinsam: Sie sucht Liebe, er Sex. Ihre Beziehung ist elektrisierend. Gespräche sind zwischen ihnen nicht möglich. Das muss schlecht ausgehen …

Die gewählte Erzählweise ist besonders. Als Offstimmen hört Laure ihre Mutter und Großmutter ihre Handlungen kommentieren, sie erzählt in der zweiten Person Singular; Clément wiederum wendet sich in direkter Ansprache an seinen Hund und beschwert sich über seine Mutter, die ihn nie geliebt hat, was seine emotionalen Defizite erklärt. Mit manchmal schwarzem Humor werden Scheinheiligkeiten in den familiären und beruflichen Beziehungen angeprangert. Die rebellische älteste Tochter von Laure setzt noch einen drauf. Der makabre Ausgang der Geschichte ist komplett unerwartet.

Bewertung vom 27.01.2023
Die Zeit, die vor uns liegt
Barbal, Maria

Die Zeit, die vor uns liegt


sehr gut

In ruhigem, bedächtigem Erzählstil präsentiert uns die Autorin eine sich anbahnende Liebesgeschichte zweier über 60jähriger. Er ist Witwer und hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren, sie lebt schon seit vielen Jahren in einer von Gleichgültigkeit geprägten Ehe. Bei einem gemeinsamen Yoga-Kurs lernen sie sich kennen. Beide wissen, dass sie zunächst ihre Vergangenheit aufräumen müssen, bis sie frei für den anderen sind. Doch das fällt ihnen schwer.

Es wird gut dargestellt, dass ein Neuanfang im Alter nicht unbedingt einfach ist. Gefallen hat mir, dass hier einmal über ein Paar jenseits der Lebensmitte erzählt wird, noch dazu abwechselnd aus der Perspektive eines jeden Partners. Dazu passt der ruhige Grundton der Geschichte.

Nur schade, dass das Buch keinen größeren Umfang hat.

Bewertung vom 04.12.2022
Der Anfang von morgen
Liljestrand, Jens

Der Anfang von morgen


weniger gut

Dieses Buch zu lesen, ist mir nicht leicht gefallen. Das lag nicht so sehr am Umfang des Buches, das immerhin 541 Seiten umfasst und durchaus hätte komprimiert werden können, als vielmehr an der übertrieben dystopischen Weise, in der sich der Autor des aktuellen Themas der Klimakrise annimmt. Aus ihm macht er ein Weltuntergangsszenario, wodurch die Lektüre sehr bedrückend ist, zumal das Geschilderte sich zeitlich unmittelbar anknüpft an eine weitere Krise und auf sie auch eingeht, die Pandemie. Ich als Leserin möchte durch ein Buch auch unterhalten werden und hätte mir gewünscht, dass die Geschichte Hoffnung verbreitet angesichts der Klimakatastrophe und am Beispiel der Romanfiguren aufzeigt, wie mit den zu erwartenden Veränderungen gelebt werden kann. Vermisst habe ich neben etwas sympathischeren Figuren den sich durch die Geschichte ziehenden roten Faden. Vier Abschnitte geben die Sichtweisen von vier Protagonisten wieder, zwischen denen eine lose Verbindung besteht. Sie führen alle ein Leben, das mit dem eines Durchschnittsmenschen nicht viel zu tun hat und deshalb nicht sehr realitätsgetreu ist. Es wird sich zu sehr in nebensächlichen Kleinigkeiten verfangen. Interessant fand ich allein zu lesen, zu was Menschen in Notsituationen fähig sind.
So wichtig es auch ist, den Klimawandel in Buchform zu behandeln, dieses Buch kann ich diesbezüglich nicht unbedingt empfehlen

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