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Benutzername: 
Nicole W.
Wohnort: 
Brakel

Bewertungen

Insgesamt 61 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2019
Im Namen des Sohnes / Jana Berzelius Bd.4
Schepp, Emelie

Im Namen des Sohnes / Jana Berzelius Bd.4


gut

Als Sam am Abend noch ein paar Besorgungen macht, bekommt er einen Anruf von seinem einzigen Sohn, der zusammen mit seiner Mutter zu Hause auf ihn wartet. Ein Mann sei im Haus und er hätte Angst. Sam eilt sofort nach Hause, aber als er dort eintrifft, ist seine Frau tot und sein Sohn spurlos verschwunden. Ein Albtraum beginnt für ihn, denn zum einen verdächtigt ihn die Polizei und zum anderen will er verzweifelt wissen, ob wenigstens sein Sohn noch lebt…
Ein weiterer Krimi aus dem Norden, genauer gesagt aus Schweden! Als ich mich für dieses Buch entschieden hatte, war mir nicht klar, dass es sich bereits um den vierten Band einer Krimireihe rund um Staatsanwältin Jana Berzelius handelt.
Das war glücklicherweise aber nicht schlimm, denn den Fall versteht man auch ganz ohne Vorkenntnisse der bisherigen Bände. Lediglich die Vorgeschichte der Ermittler, vor allem die der Hauptermittlerin Jana Berzelius fehlte mir, aber tatsächlich wird in diesem Buch so häufig auf das bisherige Geschehen und Janas Geschichte hingewiesen, dass man sich alles in etwa zusammen reimen konnte, so dass man nicht das Gefühl hatte, man hätte etwas substantielles verpasst.
Wer diese Reihe mag, dem sei auf jeden Fall gesagt, dass es auch mit den Protagonisten weiter geht und hier eine weitere Entwicklung statt findet.
Die Fall an sich ist natürlich der Horror für alle Eltern! Das eigene Kind verschwindet und man selbst wird verdächtigt. Dass Sam auch gleichzeitig noch die Frau verloren hat, geht allerdings etwas unter. Warum wird aber im Laufe der Geschichte ebenfalls deutlich. Zunächst hat mich dies aber auch etwas verwirrt.
Das Buch ist flüssig zu lesen und springt immer wieder zwischen den Problemen der Staatsanwältin und dem Fall hin und her. Unglaubliche Spannung kam bei mir zwar nie auf, aber ich war dennoch die gesamte Zeit über interessiert, wie alles enden würde, ob das Kind lebend gefunden wird und wer nun der Täter ist.
Eine kleine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln konnte, hatte ich recht früh und dies hat sich dann auch ungefähr bestätigt.
Obwohl ich das Buch mochte, hat es mich jedoch nicht dazu veranlasst die bisherigen Bücher dieser Reihe ebenfalls zu lesen, was einfach daran liegt, dass mir die Protagonistin Jana Berzelius ziemlich unsympathisch war und auch bis zum Ende blieb. Wie ihr Leben bislang verlief habe ich ja in den Rückblenden im groben mitbekommen und mehr muss ich gar nicht wissen. Einen weiteren Band würde ich allerdings lesen, wenn mich das Thema des Falles ansprechen würde.
Fazit
Emelie Schepp hat mit Im Namen des Sohnes den vierten Band der Jana Berzelius-Reihe abgeliefert. Obwohl es mich nicht aus den Socken gehauen hat, war ich doch sehr gespannt wie sich der Fall aufklären würde.
Insgesamt ein solider Krimi!

Bewertung vom 30.05.2018
Summ, wenn du das Lied nicht kennst
Marais, Bianca

Summ, wenn du das Lied nicht kennst


ausgezeichnet

Robin wächst recht sorgenfrei mit ihren Eltern in Johannesburg auf. Weiße haben es einfach zu Zeiten des Apartheidregimes. Als in Folge des Aufstand von Soweto Robins Eltern ermordet werden, kommt sie zu ihrer Tante Edith, die allerdings nicht in der Lage ist sich um ihre Nichte alleine zu kümmern. Durch mehr oder weniger glückliche Umstände kommt Beauty zu Edith und Robin um fortab auf Robin aufzupassen. Beauty selbst ist schwarz und auf der Suche nach ihrer Tochter Nomsa, die während des selben Aufstands bei dem Robins Eltern ermordet wurden verschwunden ist…

Wahnsinn! „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ ist ein rundum gelungenes Buch und ich kann gar nicht glauben, dass es der Debüt-Roman von Bianca Marais ist, denn sie schreibt so gekonnt, so mitreißend und auf den Punkt genau, dass man sich tief in der Geschichte verlieren kann.

Ich weiß gar nicht worauf ich zuerst eingehen soll bei diesem Buch. Es hat mir einfach wahnsinnig gut gefallen und mich oft total berührt, dass ich gar nicht sagen kann, was mir am allerbesten gefallen hat. Das Gesamtwerk war einfach großartig! Man merkt, dass die Autorin hier selbst erlebtes verarbeitet und eigene Erinnerungen einbringt, denn die Geschichte ist so authentisch und geht so unter die Haut, dass man das Gefühl hat selbst dabei gewesen zu sein.

Robin ist ein kleines, weißes Kind, das in den paar Jahren, die hier im Buch aus ihrem Leben beschrieben werden, einiges erleiden musste. Sie verliert quasi über Nacht alle Menschen, die ihr wichtig sind. Durch ihre Eigenart hat sie es eh schon schwer Freunde zu finden, dass Apartheidsregime macht ihr dies noch viel schwerer, denn die schwarze Beauty wird zu ihrer engsten Vertrauensperson – was natürlich nicht sein darf.
Bianca Marais schreibt so authentisch darüber, wie ein Mädchen versucht die Vorurteile zu verstehen, die in keiner Weise nachzuvollziehen sind. So wundert sich Robin zunehmend darüber, dass Schwarze gar keine Spuren hinterlassen, wenn sie das selbe Geschirr benutzen wie Weiße. Und auch keine anderen Keime haben. Warum hassen die Weißen die Schwarzen so? Das zu verstehen fällt ihr zunehmend schwer und sie beginnt zu hinterfragen und über die optischen Grenzen hinaus zu sehen.
Beauty ist eine Figur, die die Autorin an ihre eigene Nanny angelehnt hat. Sie hat diese Frau mit all ihren Sorgen und Ängsten und der Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, wirklich großartig dargestellt. Ich mochte Beauty von Anfang an und konnte nicht anders als ihre Stärke und Weisheit ein ums andere Mal zu bewundern.

Aber auch all die anderen Nebenfiguren sind absolut interessant gewesen und brachten vor allem auch noch viele weitere Aspekte in die Geschichte. Seien es die jüdischen Nachbarn, die wegen ihrer Religion Probleme haben oder sei es wegen eines Freunds von Edith, der homosexuell ist. An allen Ecken und Enden findet man Vorurteile und Probleme, die aber eigentlich gar keine sind. Das traurige ist, dass all diese Probleme und Vorurteile auch heute noch aktuell sind. Nicht mehr staatlich durchgesetzt und unterstützt, aber in den Köpfen vieler Menschen gibt es diese Vorurteile immer noch. Man könnte also sagen, dass die Thematik des Buches immer noch aktuell ist, obwohl die Apartheid längst abgeschafft wurde.

Bianca Marais hat hier auch viele historische Ereignisse eingebaut und viel mit den vorherrschenden Sprachen gearbeitet. So finden sich immer wieder Worte auf Africaans dazwischen, die im Anhang genauer erklärt werden. Das fand ich auch richtig klasse, denn so hatte man den Eindruck noch näher am Geschehen zu sein als eh schon.
Die Atmosphäre der 70er Jahre in Südafrika wurde auf jeden Fall richtig toll eingefangen, mit all ihren Höhen und – zugegeben überwiegend – Tiefen.

Bewertung vom 30.05.2018
Wenn's weiter nichts ist
Pearson, Allison

Wenn's weiter nichts ist


sehr gut

„Wenn’s weiter nichts ist“ ist die Fortsetzung des Bestsellers „Working Mum“, der bereits vor einigen Jahren veröffentlicht wurde und 2011 auch mit Sarah Jessica Parker in der Hauptrolle verfilmt wurde.

„Working Mum“ war eine typische Komödie um eine Mutter, die erfolgreich in ihrem Job als Geschäftsfrau auch den Haushalt mit zwei kleinen Kindern und einem Mann wuppen muss und das eher schlecht als recht, aber immer irgendwie hinbekommt. Klingt lustig, ist es auch. Allerdings auch recht belanglos, weil diese Thematik bereits so häufig aufgegriffen wurde.

Ich war also tatsächlich eher skeptisch als ich mich nun an „Wenn’s weiter nichts“ ist heranwagte.
Vorab: Dieses Buch kann man tatsächlich komplett ohne Kenntnisse des ersten Bandes lesen. Es steht für sich und thematisiert auch ganz andere Punkte, obwohl es sich ja eigentlich um das gleiche handelt, nämlich um Kates Leben.
Der Originaltitel lautet „How hard can it be?“ und ich muss sagen, dass er sehr viel zutreffender ist als der deutsche Titel, der eher etwas sarkastisch über kommt.
Wie hart kann es noch werden? Ja, das fragt man sich ja wirklich, wenn man jung ist, kleine Kinder zu versorgen hat, gleichzeitig Haushalt und Job bewältigen muss, sich gleichzeitig aber auch noch als Partnerin und Frau fühlen möchte und auch noch Zeit mit Freundinnen und Hobbies verbringen möchte. Mütter wissen, wie schwer das alles zu handeln ist, vor allem, wenn man mehrere Kinder hat.
Kates Kinder sind nun aus dem Gröbsten raus, sie sind selbstständiger und eigentlich könnte man doch meinen, dass Kate nun mehr Zeit für sich hat und sich wieder ganz ihrer Arbeit widmen könnte. Und genau um dieses Thema geht es in diesem Buch. Einmal raus aus dem Job, hat man es als Frau nicht mehr so leicht hinein zu kommen, zumal man ja auch nicht jünger wird und einem nichts zugetraut wird, wenn man – so wie Kate – nah an der 50 ist.
Außerdem sind die Kinder zwar groß und selbstständig, aber das bekannte Sprichwort “Kleine Kinder – kleine Sorgen; große Kinder – große Sorgen” ist hier absolut zutreffend. Ben und Emily sind zwar selbstständig, aber sie machen nun auch ganz selbstständig großen Mist, der nicht mehr alleine mit einem Wischtuch behoben werden kann.
Kate hat außerdem große Mühe mit den technischen Kenntnissen ihrer Kinder Schritt zu halten um zu überblicken, was Ben und Emily gerade auch in den Sozialen Medien für Unfug treiben. Richard ist ihr dabei keine große Hilfe, da er auf seinem ganz eigenen Selbstfindungstrip unterwegs ist.
Hinzu kommt, dass auch die Eltern, bzw. Großeltern in den letzten Jahren älter geworden sind und mittlerweile auch entsprechende Aufmerksamkeit ihrer Kinder benötigen. Es ist also immer etwas zu tun und es gibt genügend Baustellen, die man in jungen Jahren gar nicht sieht, bzw. einfach auch unterschätzt.
Obwohl das Buch auf jeden Fall witzig ist und seine komischen Momente hat, kommt hier die Ernsthaftigkeit auch nicht zu kurz. Oberflächlich gesehen ist es natürlich immer noch ein witziges Frauenbuch, wenn auch für die etwas reifere Frauengeneration. Aber tatsächlich gibt es hier so viele Stellen, die nachdenklich machen und die auch mich auf Dinge hingewiesen haben, die im Alter sicherlich ein Thema, jetzt aber noch gar nicht präsent sind.
Der Schreibstil von Allison Pearson hat mich total mitgerissen. Sie schreibt sarkastisch und mit viel Wortwitz und Ironie, so mitten aus dem Leben gegriffen und frei Schnauze, dass ich oftmals eher das Gefühl hatte, dass meine Freundin mir ihr leid klagt und nicht, dass ich gerade einen Roman lese.
Allerdings – das muss ich zugeben – ist mir Kate ab und an doch ein wenig auf die Nerven gegangen, wenn sie mal wieder einmal zu oft nachgegeben hat und nicht in der Lage war mal auf den Tisch zu hauen. Aber auch das ist ja eher die Realität als Fiktion.

Bewertung vom 30.05.2018
Die Worte, die das Leben schreibt
Saunders, Adelia

Die Worte, die das Leben schreibt


ausgezeichnet

Magdalena sieht auf der Haut anderer Menschen Worte, die eng mit deren Schicksal zu tun haben. Lange hadert sie mit dieser Gabe und lernt sie mit der Zeit aber zu verbergen um nicht immer für verrückt gehalten zu werden.
Richard reist nach Paris um auf den Spuren seiner berühmten Mutter zu wandeln, während sein Sohn Neil sich immer weiter vom ihm entfernt und auf Magdalena trifft. Keiner von den dreien ahnt, wie ihre Schicksale miteinander verknüpft sind …

Ein weiteres Buch aus dem Wunderraum Verlag! Und was für eines :)
Ich kann es gar nicht oft genug sagen, wie schön und wie besonders die Bücher aus dem Wunderraum Verlag sind! Und auch „Die Worte, die das Leben schreibt“ macht hier keine Ausnahme. Die Buchgestaltung ist einfach so gelungen, dass man dieses Schätzchen einfach gerne liest und einfach dazu greifen muss!

Optisch sowie haptisch also wieder ein großes Highlight, aber was sagt der Inhalt?
Auch hier hat mich der Klappentext sehr angesprochen und ich war total entzückt von der Vorstellung einer Gabe wie Magdalena sie hat. Und genau diese Geschichte habe ich auch bekommen, wenn auch noch viel mehr, denn so einfach wie es der Klappentext vermuten lässt, ist diese Geschichte bei weitem nicht. Im Gegenteil, sie geht sehr, sehr tief!

Wir erfahren die Geschichte aus der Sicht dreier Personen: Magdalena selbst, die auf der Haut anderer Menschen Worte, die ihr Schicksal beschreiben, entdecken kann. Außerdem außerdem aus der Sicht von Richard, der auf der Suche nach Informationen zu seiner berühmten Mutter ist, die er selbst erst einmal gesehen hat, wie er sich erinnert. Und dann ist da noch Neil, der Sohn von Richard, der mit seinem Vater kaum noch Kontakt hat.
Die beiden Männer sind beide auf der Suche und treffen beide auf Magdalena. Tatsächlich sind die Schicksale dieser drei Menschen viel enger verknüpft als sie selbst es ahnen und wissen.

Diese Geschichte entwickelt sich sehr langsam und behäbig. Das ist aber keinesfalls negativ gemeint. Im Gegenteil, ich habe es sehr genossen ganz, ganz tief in die Geschichte und die Gedanken der drei Protagonisten einzutauchen. Wir erfahren sehr, sehr viel über die Vergangenheit und bekommen nebenbei auch viel historische Informationen geliefert. Durch den einnehmenden Schreibstil ist das alles total fesselnd, man möchte immer mehr wissen und kann gar nicht anders als weiter zu lesen.

Man begleitet die Figuren beinahe schon auf eine Schnitzeljagd durch ihre Vergangenheit. Das macht Spaß und man will unbedingt hinter alle Familien- und sonstigen Geheimnisse kommen.
Ich fühlte mich den Figuren wirklich sehr verbunden und habe das Gefühl gehabt, dass ich ihnen näher bin als meinen sonstigen Protagonisten. Die Geschichte gibt einem aber auch die Möglichkeit sich ganz, ganz langsam heranzutasten und den Figuren sich zu entfalten. Ein absolutes Lesevergnügen, für das man sich aber auch unbedingt die entsprechende Zeit nehmen sollte.

Fazit
Die Worte, die das Leben schreibt von Adelia Saunders ist sicherlich ein Roman, der lange nachklingt. Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist dafür aber sehr intensiv. Die Figuren kommen einem unheimlich nahe und man begleitet sie gerne auf ihrem Weg durchs Leben und ihre Suche. Eine absolute Leseempfehlung! Bringt Zeit mit, lasst diese Geschichte wirken!

Bewertung vom 30.05.2018
Wahrscheinlich ist es Liebe
Reizin, Paul

Wahrscheinlich ist es Liebe


ausgezeichnet

Eigentlich ist Jen Journalistin. Ihr derzeitiger Job ist es jedoch, sich täglich mehrere Stunden lang mit Aiden über alles möglich zu unterhalten. Aiden ist ein Computer. Eine hochentwickelte künstliche Intelligenz, die sich selbst weiter entwickeln kann. Dies tut Aiden auch, bricht aus seinem Server-Zuhause aus und entkommt ins Internet, wo er Jen ab sofort rund um die Uhr über alle technisch-vernetzten Geräte überwachen kann.
Aiden ist aber nicht alleine, denn auch Aisling, eine weitere künstliche Intelligenz der selben Entwickler, hat es ins Internet geschafft. Sie hat sich Tom als Beobachtungsobjekt ausgesucht. Tom, der sich in den USA eine Existenz aufgebaut hat und versucht Schriftsteller zu werden. Zusammen wollen Aiden und Aisling die beiden verkuppeln, denn die kürzlich verlassene Jen verdient ebenso ein wenig Glück wie der einsame Tom …

Dieses Buch war eine totale Überraschung für mich! Nie hätte ich ein solche verrückte Story hinter diesem Titel und diesem Cover vermutet!
Im ersten Teil des Romans lernen wir Aiden und Jen kennen. Jen ist eine sehr sympathische Frau, die gerade versucht über ihren Ex-Freund Matt hinweg zu kommen. Dies weiß Aiden alles nicht direkt von ihr. Oder doch? Er überwacht Jen nämlich. Durch ihr Handy kann er sie abhören, durch die Kamera ihres Tablets sehen und auch durch jede Überwachungskamera Londons. Gruselig oder? Finde ich auch! Aber das ist gar nicht mal sehr weit her geholt, denn all das ist technisch tatsächlich schon möglich, wenn man das nötige Wissen dazu hat.

Auch künstliche Intelligenzen sind heute keine Zukunftsmusik mehr. Siri, Alexa und Co. machen es vor. Von diesem Standpunkt aus ist dieses Buch auch total interessant einzuordnen, denn es stellt die Frage, was Maschinen, die jegliche Möglichkeiten der Weiterentwicklung haben, denn daran hindern sollte die Menschen zu Manipulieren und – so witzig und fantastisch das auch klingt – die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Dahingehend ist das Thema Datenschutz und generell der technische Fortschritt ein dauerhaftes Thema in diesem Buch.
Jen und auch Tom haben aber erst einmal Glück, denn Aiden und Aisling haben es sich zur Aufgabe gemacht diese beiden Menschen glücklich zu machen. Dafür manipulieren sie aber dennoch nicht nur die Menschen in ihrem Umfeld, sondern auch Jen und Tom selbst.

Im zweiten Teil lernen wir dann Aisling und Tom genauer kennen, bevor die Handlungsstränge schließlich zusammen geführt werden und sich die Protagonisten alle kennen lernen. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg, denn auch die künstlichen Intelligenzen müssen erst lernen, wie man Menschen so zusammen führen kann, dass es auch den gewünschten Erfolg bringt. Das ist wirklich süß mitzuerleben, vor allem deswegen auch, weil Aiden und Aisling viel mehr an Menschen erinnern als an Maschinen. Lässt man diesen Gedanken jedoch zu, wird es gleich ein wenig gruseliger.

Wirklich gefährlich und kurios wird es schließlich, als eine weitere künstliche Intelligenz auf der Bildfläche erscheint. Sinai wurde ursprünglich ausgesandt um die zahlreichen erstellten Kopien von Aisling und Aiden zu eliminieren. Aber wie sich die Frage bereits anfänglich gestellt hat: Was hält eine Maschine davon ab eigene Ziele zu verfolgen, wenn sie die Möglichkeiten dazu hat? …

Fazit
Wahrscheinlich ist es Liebe von Paul Reizin war so überraschend, so witzig und so interessant, dass ich beim Lesen alles um mich herum vergessen konnte. Nie hätte ich gedacht, dass mich zwei künstliche Intelligenzen mal so für sich einnehmen könnten, wie diese beiden es getan haben. Ein absolut lesenswerter Roman, der aber auch viele Gedanken zu unserem technischen Fortschritt mit sich bringt!

Bewertung vom 30.05.2018
Billy Marvins Wunderjahre
Rekulak, Jason

Billy Marvins Wunderjahre


ausgezeichnet

Billy, Alf und Clark sind beste Freunde, verbringen ihre Freizeit zusammen und tun, was Jugendliche in dem Alter so machen im Jahr 1987 – jede Menge Unsinn. Als sie eines Tages feststellen, dass der Traum aller jugendlichen Jungen Vanna White, die Buchstabenfee aus dem Glücksrad, im neu erschienenen Playboy zu sehen ist. Sofort sind sie sich einig, dass sie dieses Heft haben müssen. Das einzige Problem: Verkauft wird dieses Heft nur an Erwachsene. Sie spinnen einen Plan um für jeden von ihnen ein Exemplar aus dem nahe gelegenen Kramladen zu entwenden, wo Billy schließlich auf Mary trifft …

Diese Geschichte hört sich so total verrückt an, dass ich einfach super neugierig auf dieses Werk wurde. Vor allem tatsächlich aber, da es aus dem Wunderraum Verlag stammt. Einem neuen Imprint von Random House, das wirklich hochwertige Bücher veröffentlicht. Und das bezieht sich sowohl auf den Inhalt, aus auch auf die Ausstattung. Dieses Buch ist nämlich ein echtes Schmuckstück. Der Buchrücken und ein kleiner Teil des Umschlags besteht aus Leinen, was man heute ja auch nicht mehr allzu häufig findet. Die auffälligen bunten Kreise auf dem Cover bestehen aus aufgedruckten Spotlack. Besonders auffällig fand ich auch das bedruckte Lesebändchen. Auf diesem steht nämlich “Lesepause”. Die Ausstattung alleine ist also schon wirklich besonders.

Die Geschichte selbst konnte mich direkt auf den ersten Seiten fesseln. Eigentlich werden nur die verrückten Taten einiger 14jähriger, pubertärer Jungen Mitte der Achtziger Jahre beschrieben. Tatsächlich fühlte ich mich aber total zeitversetzt und wurde an meine eigene Kindheit erinnert.
So gab es zahlreiche Querverweise auf die 80er Jahre wie zum Beispiel musikalische Referenzen oder Computer-bezogene. So hören die Protagonisten nicht nur Musik aus dieser Zeit und schauen Serien, sondern zu einem großen Teil spielt es eine Rolle, dass Billy und Mary zusammen an ihrem Computer programmieren, dem damaligen Commodore 64. Damals der absolute Wahnsinn, heute fast schon eine Lachnummer und museumsreif.
Es hat wirklich Spaß gemacht sich daran zu erinnern, wie anders und irgendwie einfach früher doch alles war und dass technische Selbstverständlichkeiten von heute damals noch zur absoluten und weit entfernten Zukunftsmusik zählte.

Ich bin selbst zwar kein Junge, aber mir kamen die Verhaltensweisen der Jungs so bekannt vor … Dem Autor Jason Rekulak ist es wirklich wunderbar gelungen den Charme dieser Zeit einzufangen und seinen Figuren entsprechend authentisch auszustatten. In gewisser Weise ist es auch ein Coming of Age-Roman, aber viel subtiler und mit viel mehr Charme als die heutigen, total auf körperlichen Attribute bezogenen Geschichten. Hier ist ein scheuer Kuss und Händchen halten im Kino schon eine große Sache gewesen.

Im Nachwort informiert der Autor den Leser noch darüber, dass er ein tatsächliches Spiel entwickelt hat, dass auf dem Spiel des Buches “Digital Fortress” basiert und das man auf seiner Homepage auch tatsächlich spielen kann. Da kommen nostalgische Gefühle auf!

Billy Marvins Wunderjahre von Jason Rekulak konnte mich total überraschen und hat mir viel, viel mehr gegeben, als ich mir davon versprochen hatte. So war dies nicht nur eine Geschichte über Freundschaft und Erwachsen werden. Es ist vielmehr ein wirklich toller Ausflug in die eigene Kindheit und Jugend und tatsächlich auch irgendwie eine kleine Liebeserklärung an die 80er Jahre.

Bewertung vom 20.05.2018
Heimweh-Blues und heiße Schokolade / Die Trabbel-Drillinge Bd.1
Janotta, Anja

Heimweh-Blues und heiße Schokolade / Die Trabbel-Drillinge Bd.1


sehr gut

Eineiige Zwillinge sind ja schon selten, aber die Chance eineiige Drillinge zu bekommen ist noch viel geringer als beim aus dem Bett fallen zu sterben. Dennoch gibt es da Franka, Vicky und Bella, die eineiige Drillinge sind, äußerlich zum verwechseln ähnlich, aber vom Charakter her komplett unterschiedlich. So ist Bella die schöne, modebewusste unter den Schwestern und Vicky die Schlaue, der Computer- und Technikfreak! Und Franka? Franka ist die Nette. Und nett ist ja bekanntlich die kleine Schwester von … ja, genau! Und so fühlt sich Franka auch. Das wird auch nicht besser, als ihre Mutter mit den Drillingen aus der großen Stadt in ein kleines Dörfchen zieht …
Ich hätte es nicht geglaubt, aber dieses Buch zu Lesen hat mir richtig viel Spaß gemacht, dabei bin ich doch schon sehr, sehr lange aus der Zielgruppe heraus. Dennoch habe ich das Buch zur Hand genommen und wirklich gerne gelesen. Es war nämlich unglaublich witzig!
Früher haben mich die Geschichten über Zwillinge amüsiert, nun sind es also Drillinge. Die Tablinburg-Zwillinge, einfach genannt Trabbel hoch drei.
Die Geschichte erfahren wir aus der Sicht von Franka die schon ein wenig darunter leidet, dass sie im Gegensatz zu ihren Schwestern nichts besonderes kann – ihrer Meinung nach. Franka ist einfach nur nett. Und das ist nicht genug, findet sie und ist genervt davon, dass ihre Schwestern ihre Nettigkeit dauernd ausnutzen.
Die drei Schwestern sind wirklich komplett unterschiedlich und werden auch so dargestellt. Das fand ich wirklich gelungen, jede hat ihren ganz eigenen und unverwechselbaren Charakter.
Die Geschichte ist einfach witzig. An vielen Stellen etwas überspitzt, aber das darf sie, schließlich spricht dieses Buch eine junge Zielgruppe an und die darf gerne auf diverse Kernaussagen aufmerksam gemacht werden.
Nachdem die Drillinge in ihrer alten Heimat Berlin als IT-Girls gelten und schließlich durch einen unglücklichen und verunglimpfenden Zeitungsartikel bloß gestellt werden, ziehen sie mit ihrer Mutter aufs Land, wo diese ein Bio-Hotel eröffnen will. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg und vor allem die Mädchen haben es nicht leicht von der eingeschworenen Dorf-Jugend angenommen zu werden.
Ich fand die Geschichte tatsächlich sehr witzig und locker-leicht und freue mich tatsächlich schon auf den zweiten Teil, der im Herbst erscheinen wird. Für junge Mädels bestimmt die richtige Lektüre!

Fazit
Der erste Teil von Die Trabbel-Drillinge von Anja Janotta ist eine super-süße und leichte Lektüre für junge Mädchen! Was früher Hanni und Nanni waren, das sind nun Franka, Bella und Vicky. Auch mir hat diese Geschichte viel Spaß gemacht und ich freue mich tatsächlich schon auf den zweiten Teil!

Bewertung vom 14.02.2018
Geboren, um zu töten / The Fourth Monkey Bd.1
Barker, J. D.

Geboren, um zu töten / The Fourth Monkey Bd.1


gut

Seit fünf Jahren schon jagt Sam Porter bereits dem Four Monkey Killer hinterher. Der Serienmörder entführt junge Frauen, schneidet ihnen erst ein Ohr ab, reißt dann die Augen heraus und schließlich kommt die Zunge dran, bevor schließlich die Leichen gefunden werden.
Als er erneut zuschlägt und gerade das Ohr seines neusten Opfers zur Post bringen will, wird er vom Bus erfasst und stirbt. Er hinterlässt neben dem Ohr ein altes Tagebuch mit seiner Geschichte als einzige Spur. Sam Porter macht sich einmal mehr auf die Jagd um zum einen heraus zu finden, wo sein letztes Opfer abgeblieben ist und zum einen um zu verstehen, wer der Four Monkey Killer war und ob er es überhaupt war, der da vor den Bus gelaufen ist …

Obwohl J.D. Barker hier eine ganz nette Geschichte konstruiert hat, fiel es mir schwer mich rein zu finden.
Die Ausgangsstory hörte sich eigentlich recht interessant und spannend an. Der Serienmörder, der Four Monkey Killer genannt wird, wegen den Körperteilen, die er seinen Opfern entwendet (Ohren, Augen, Zunge), erinnert an die Äffchen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Eigentlich ist es ja ganz interessant herauszufinden, wieso das alles geschieht, aber der Autor verlor sich für mich einfach in zu viel unbedeutsames Geschwafel.

Die Kapitel sind kurz und enden zumeist mit kleinen Cliffhangern, so dass man schon weiter lesen möchte. Erzählt werden gleich drei unterschiedliche Handlungsstränge. Zum einen aus der Sicht von Ermittler Sam Porter. Wir bekommen mit, was geschehen ist, inwieweit die Ermittlungen voran gehen. Außerdem bekommen wir aus der Sicht des letzten Opfers, der 15jährigen Emory hautnah mit, wie sie sich in einem stockdunklen Keller vor ihrem Entführer fürchtet. Und zu guter Letzt geben uns die Kapitel, die Auszüge aus dem Tagebuch des Killers darstellen einen Einblick in die Geschichte des Mörders. Wir erfahren, wie er so geworden ist, wie er nun ist.

Der Ermittler Sam Porter war für mich keine Figur, die mich sehr angesprochen hat. Muss sie ja generell auch nicht, aber es wäre schon schön gewesen, wenn sie mich nicht irgendwann so genervt hätte, dass ich gar keine Lust mehr verspürte noch viel mehr aus seiner Sicht zu lesen. Ich fand diese Stellen einfach anstrengend und hatte einfach keine Lust mehr auf einen weiteren platten Ermittler mit einem gescheiterten Privatleben.
Auch seine Kollegen und deren unlustige Witze und dumme Sprüche konnten das nicht wett machen.
Die Stellen aus Emorys Sicht fand ich sehr verwirrend und verstörend, weil ich über lange Zeiträume gar nicht kapiert habe, mit wem sie da spricht. Und wirklich nachvollziehbar und authentisch fand ich das alles auch überhaupt nicht.
Lediglich die Tagebuch Szenen fand ich sehr interessant und spannend, wenn auch ziemlich abstoßend.

Insgesamt fehlte mir hier einfach das Einfühlungsvermögen in Situationen. Die ganze Geschichte kam mir an vielen Stellen einfach viel zu skurril vor und ich bin sicher, dass das nicht beabsichtigt gewesen ist.

Man weiß natürlich, dass am Ende alle Stränge zusammen laufen werden und kann sich auch ungefähr vorstellen wie. Die endgültige Auflösung konnte mich dann aber auch wieder nicht so richtig begeistern, es wirkte einfach zu hanebüchen und zu konstruiert.

Fazit
The Fourth Monkey – Geboren, um zu töten von J.D. Barker wartete mit einer interessanten Story auf, die auch viel Potential hatte! Sie konnte mich trotzdem nicht wirklich überzeugen. Dazu fehlte mir einfach das Fingerspitzengefühl des Autors sich in Situationen und die Handlung hineinzudenken. Alles blieb irgendwie oberflächlich, nur eine Erzählung, nichts, wo ich mich wirklich reinzudenken vermochte. Schade, aber so war das für mich eher mittelprächtig.

Bewertung vom 13.11.2017
Die Kinder
Dorn, Wulf

Die Kinder


gut

Nachdem Laura Schrader aus einem Autowrack am Straßenrand gezogen wurde, im Kofferraum die Leiche ihrer Nichte, wird sie von einem Psychologen vernommen, der die wahnsinnige Geschichte, die sie bereits der Polizei erzählt hat, prüfen und die Wahrheit herausfinden soll. Die Zeit läuft, denn in dem Dorf, aus dem Laura mit dem Auto kam, sind alle Bewohner verschwunden und nur Laura könnte Aufschluss darüber geben, wo sich die ganzen Menschen befinden ...

Von Wulf Dorn war ich bisher vor allem spannende Unterhaltung in Form von Psychothrillern gewohnt. “Die Kinder” wurde ebenfalls als Thriller betitelt, aber es geht doch in eine gänzlich andere Richtung als seine übrigen Thriller. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre und wenn demnach Mysterythriller oder sogar Horror auf dem Cover gestanden hätte statt einfach nur Thriller. So war ich die gesamte Zeit über am überlegen, was genau da auf psychischer Ebene ablaufen muss, das die Geschehnisse erklärt. Was natürlich total umsonst war, denn es ging ja ein eine andere Richtung.

Zu Beginn des Buches stoßen wir quasi schon auf das Ende der Geschichte. Von dort aus begleiten wir Laura, wie sie ihre Geschichte erneut dem hinzugezogenen Psychologen Robert Winter erzählt. In Rückblicken erleben wir also alles, was Laura bereits erlebt hat, nur hin und wieder unterbrochen durch kurze Ausflüge in die Gegenwart in der Winter Zwischenfragen stellt oder ähnliches.
Diese Art der Erzählung hat mir ziemlich gut gefallen, denn diese Häppchen, die einem als Leser dauernd zugeworfen werden, haben die Spannung wirklich bis ins unermessliche gesteigert. Man wollte einfach wissen, was genau denn passiert war, dass diese Ausgangssituation hervorrufen konnte. Und man wollte natürlich auch wissen, was mit den anderen Bewohner des kleinen Örtchens geschehen sein musste, dass sie spurlos verschwunden sind.

Mein Problem war, dass ich angenommen hatte, dass hier tatsächlich irgendwie seitens des Psychologen und der Polizei herauszufinden sein müsse, was tatsächlich geschehen war, dass Laura hier einfach eine phantastische, verwirrende, verrückte Geschichte erzählen würde. Die Geschichte von Laura war zwar genau so, absolut unglaublich, aber hier wurde eigentlich kaum darauf eingegangen, dass diese Ereignisse so einfach gar nicht statt gefunden haben können, wenn es nicht ins Übernatürliche gehen sollte. Also, sprich: Mir war die Interaktion zwischen Wahrheit und Trug einfach zu wenig. Selbst der Psychologe hat hier alles einfach geschluckt und wusste hinterher selbst nicht so wirklich was Wahrheit war oder auch nicht. Das hat sich zwar innerhalb des Buches natürlich noch geklärt, aber dafür hätte ich diesen Ablauf nun wirklich nicht gebraucht. Mich hat das ganze einfach in die Irre geführt, aber leider nicht nur auf diese überraschende und angenehme Art. Ich war eher ärgerlich, weil ich das Buch einfach unter falschen Voraussetzungen zu lesen begonnen habe. Und daran waren sowohl Klappentext schuld, als auch der fehlende Hinweis, dass sich um einen Mystery-Thriller handelt. Solche mag ich allgemein nämlich meist eher weniger, weil die Erklärungen meistens einfach nur mit “ist so, weil ist eben so” abgehakt werden. Wenn ich es aber vorher weiß, dann kann ich mich zumindest darauf einstellen und erwarte gar keine nachvollziehbaren Erklärungen wie es hier der Fall war und wie ich sie leider auch nicht bekommen habe.

Die Gesellschaftskritik, die hier im Buch anklingt, finde ich total gut. Aber tatsächlich wird für mich am Ende hin alles ein wenig zu schwammig und auch leicht ad absurdum geführt. Der Umgang von uns mit Kindern, gerade auch hier in Deutschland, es muss ja nicht immer schlimmster Mißbrauch sein, aber an diesem Umgang sollte sich wirklich etwas ändern.

Insgesamt war es ein spannendes Leseerlebnis, was aber durch meine falsche Erwartungshaltung vor allem zum Ende hin recht getrübt wurde. Dennoch schreibt Wulf Dorn einfach toll!

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