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Anne Lay

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2023
Das kleine Bücherschiff
Hansen, Tessa

Das kleine Bücherschiff


ausgezeichnet

Eine frische Trennung, ein Neuanfang ... und ganz viele Bücher. Also schon mal ein guter Start in eine turbulente Geschichte.

Miri baut mit einer Freundin eine Buchhandlung auf einer alten Hafenbarkasse auf. Beim Lesen bin ich in Hamburg unterwegs, genieße das maritime Flair von Wasser und Schiffen und versinke in den Hindernissen und Geschenken, die Miri widerfahren. Es wird nie langweilig, auf dem langen Weg zum eigenen Laden, der soviel mehr ist als eine Buchhandlung.

Dann der Nachbar Henning, lohnt der einen Neuanfang? Ist der womöglich ganz anders und hintertrieben?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 15.10.2023
An des Haffes anderm Strand
Hildebrandt, Annette

An des Haffes anderm Strand


ausgezeichnet

Das erste, was mir beim Lesen auffiel, ist der eigene Stil dieser Erzählung. Es ist mein erstes Buch, in dem gleichsam beim Schildern der Ereignisse immer wieder kommentiert wird. Was mich zunächst stolpern ließ, wurde schnell zur Gewohnheit und immer öfter ein Anlass zum Schmunzeln. Doch, worum geht es?

Wir beginnen mit dem etwas kauzigen Lehrer Preuß senior, der sich sich eine Frau sucht - nein, er entscheidet sich spontan für die, die gerade "verfügbar" ist ... Was wenig sentimental beginnt, wird die Familie, in die Arthur Preuß hineingeboren wird. Vom Vater lernt er auf langen Wanderungen entlang der Nehrung (was das ist, und wie sich die Frische Nehrung auszeichnet, wird ausführlich beschrieben) vor allem zu schweigen. Später entschließt er sich, Theologie zu studieren ...

Für mich war es ein langer Leseausflug in längst vergangene Tage. Wie war es in der Provinz Ostpreußens mit dem Erstarken der Nationalsozialisten? Wie wirkte sich der Krieg aus? Von Flüchtlingstrecks, dem Untergang der Gustloff und ähnlichem hatte ich zuvor schon in Reportagen gehört und so fügen sich die geschilderten Ereignisse in ein grobes Rahmenbild und vervollständigen dieses.

Es ist für mich ein eher unbekanntes Stück deutscher Geschichte, da die "Ostgebiete" für mich höchstens als Faktenwissen im Geschichtsunterricht vorkamen. Dieses nun mit dem Schicksal einer Familie ausgefüllt zu lesen, hat mich sehr berührt. Die grobe Umrisszeichnung in meinem Denken bekam Farbe und Tiefe, wenn ich dieses Bild bemühen darf. Gleichzeitig wird einiges über das theologische Ringen Arthurs berichtet, der am Rand einer Verurteilung durch das NS-Regime versucht, seinem Gewissen zu folgen.

Mich hat der Roman tief bewegt und begeistert. Der Stil war ungewohnt, aber nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Bewertung vom 04.07.2023
Möwen, Strand und Küstentod - Die verschollene Meerjungfrau
Larsen, Tilda

Möwen, Strand und Küstentod - Die verschollene Meerjungfrau


sehr gut

Ulla fährt zur Reha nach Usedom. Daheim lässt sie ihren Mann allein, in dessen Unternehmen sie arbeitet und zu dem die Beziehung gerade - schwierig zu sein scheint. Ihr Hobby sind nämlich Kriminalfälle und damit hat sie in der Vergangenheit für Unruhe gesorgt.

Sie fährt in die Reha und kommt dort einen Tag zu früh an. Was zunächst ein Fehler der Verwaltung ist, stellt sich als Fügung heraus, lernt sie dadurch doch Leni kennen. Die beiden müssen sich für eine Nacht das Zimmer teilen und nach anfänglichen Schwierigkeiten vertraut sich Leni Ulla an, bevor sie verschwindet.

Ist wirklich ein Verbrechen verübt worden? Wer ist verdächtig und wem kann Ulla vertrauen? Da ist der kauzige Rentner, der sich ungefragt einmischt und seine Mitmenschen auf Fehler hinweist und außerdem ist da ein großer tapsiger Bernhardiner und dessen Herrchen, mit denen Ulla zu tun bekommt. Was ist geschehen?

Stück für Stück werden Details und Hintergründe offengelegt und am Ende wird es noch einmal spannend, als ... Nein, das verrate ich nicht.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, auch wenn ich zu Beginn Schwierigkeiten mit Ulla hatte. Sie liebt das gute Leben und schicke Kleidung. Bei der Vorstellung, dass sie mit Pumps an den Strand geht, sitze ich kopfschüttelnd vor meinem Reader. Gibt es solche Menschen? Aber ihre Schrullen machen sie auch interessant und so folge ich ihr bei ihren Nachforschungen und Begegnungen auf der Insel.

Auf die Fortsetzung bin ich schon gespannt.

Bewertung vom 30.06.2023
Stürmisch verliebt (eBook, ePUB)
Jensen, Stina

Stürmisch verliebt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Steffi Sonntag ist Lektorin bei einem Verlag und erfährt, dass dieser verkauft ist - ausgerechnet an dieses Verlegerehepaar! Was genau da in der Vergangenheit passiert ist, erfahre ich erst viel später, aber ich begleite Steffi bei ihrer Flucht vor der Begegnung mit ihnen nach Nortrum.

Eine befreundete Lektorin hat ihr das Angebot unterbreitet, eine kurzfristig freigewordene Programmstelle zu füllen und einen Liebesroman zu schreiben. Das sollte doch ein Klacks sein - oder? Zufällig findet sie noch den Hinweis, dass eine alte Bekannte jemanden sucht, der für vier Wochen auf ihre Haus auf Nortrum aufpasst. Das klingt doch nach Fügung. Und so erklärt Steffi ihrer Tochter, dass sie eben nicht für sie und ihre Enkelin da sein, sondern kurzfristig nach Nortrum verreisen wird.

Dort trifft sie auf einige interessante Menschen und auch in diesem Roman der Autorin sind die Figuren mit einer Tiefe entworfen, die einige Verwicklungen bereithalten, die ich hier nicht verraten möchte. Das Buch hatte ich in einem Rutsch ausgelesen, so sehr wollte ich wissen, was genau sich hinter ... verbirgt. Nebenbei erhielt ich einen Einblick hinter die Kulissen der Entstehung eines Romans, was mir sehr gefallen hat.

Insgesamt eine vergnügliche Lesezeit auf einer fiktiven Insel in der Nordsee, die ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 26.06.2023
Nordisch verliebt (eBook, ePUB)
Lindberg, Karin

Nordisch verliebt (eBook, ePUB)


sehr gut

Wiebke lebt aktuell in Berlin und verdient sich ihren Lebensunterhalt als Dienstleistern im Bereich Social Media. Quengelige Kund*innen verfolgen sie und plötzlich erreicht sie die Nachricht, ihre Oma sein gestürzt und brauche Hilfe. Der Haken daran: Wiebke muss sich umgehend auf den Weg nach Nortrum machen, der Nordseeinsel, auf der sie Teile ihrer Jugend verbracht hat und die sie seit Jahren meidet. Der Grund für ihre Abwesenheit muss mit einer Jugendliebe zu tun haben, aber das erfahre ich nicht sofort ...

Mir gefällt, wie Wiebke sich auf den Weg macht, sich den Gespenstern ihrer Vergangenheit stellt - oder von ihnen gestellt wird. Begegnet sie doch gleich am ersten Tag ihrer Jugendflamme in Gestalt des ansässigen Inselarztes. Natürlich treffen beide häufiger aufeinander in der Betreuung der kranken Oma.

Mir hat der Ausflug an die Nordsee gefallen. Zum Einen begleite ich eine junge Frau, die unruhig nach ihrem Platz im Leben sucht, die auf Erinnerungen trifft und alte Fragen neu stellt. Zum anderen träume ich mich an die See - auch wenn es dieses spezielle Eiland nicht gibt. Die Vorstellung einer verschworenen Gemeinschaft von Inselbewohnern, die Touristen auf Zeit in ihre Welt einladen und ansonsten fest zusammenstehen, gefällt mir. Außerdem bin ich neugierig, was sich hinter den angedeuteten Brüchen in Wiebkes Leben verbirgt. Diese werden Stück für Stück enthüllt und bis zuletzt lese ich neugierig weiter.

Einerseits gefällt mir die etwas flapsige Art von Wiebke, andererseits sind mir manche Begebenheiten zu kurz angerissen und ich hätte mir an ein paar Stellen mehr Innensichten gewünscht.

Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten und war eine (fast) perfekte Einstimmung auf den Sommer.

Bewertung vom 18.06.2023
Die Stadt des Kaisers
Münz, Katharina

Die Stadt des Kaisers


ausgezeichnet

Der Roman ist aus zwei Perspektiven erzählt.

Einerseits erlebe ich Adula, eine junge Frau, die schon einige Schicksalsschläge erleben musste, was ich nach und nach erfahre.

Auf der anderen Seite begleite ich Halvdan, den "halben Dänen", der aufgrund seiner Sprachkenntnisse als Kundschafter nach Worms geschickt wird.

Natürlich treffen die beiden aufeinander und neben den persönlichen Verwicklungen wird es spannend rund um die Stadt, nachdem bereits andere Städte am Rhein von den Wikingern überfallen wurden.

Die Autorin hat einen mitreißenden Erzählstil und nimmt mich unmittelbar mit hinein ins Geschehen. Ob es eine Prügelei im Lager der Dänen ist, bei der Halvdan mittendrin ist, oder die Lebensumstände von Adula, die ich mir nicht wünsche, alles wird lebendig geschildert und mein Kopfkino läuft in bunten Farben.

Sehr gemein ist der Cliffhanger am Ende. Seit ich das Buch beendet habe, warte ich ungeduldig auf den zweiten Band.

Bewertung vom 11.06.2023
Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3
Engel, Nora

Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3


ausgezeichnet

Gleich zu Beginn ist klar, dass Bruno, der ehemalige Kellermeister, jetzt Winzer und verlassene Ehemann von Greta, seine letzten Handgriffe im Weinkeller macht. Sein Tod führt dazu, dass die Töchter Mel, Caro und Jule nach und nach in der Pfalz ankommen, herausgerissen aus ihren jeweiligen Lebensphasen und sich nach der langen Zeit erstmals wieder persönlich gegenüberstehen.

Es ist spannend zu verfolgen, was den dreien in den letzten Jahren widerfahren ist. Allein hier gibt es eine Menge zu erzählen und ich lese gebannt, oft mit Tränen in den Augen. Was alles passiert, sollte jede/r selbst lesen und erleben dürfen, daher schreibe ich dazu nichts.

Mit hat das Buch großartig gefallen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Ein wundervoller Abschluss, der die Fäden nicht zu schnell zusammenknüpft und bis zur letzten Seite spannend bleibt. Chapeau.

Insofern gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. Die Vorgängerbände sollte man besser kennen, denke ich, um die Fülle der Erinnerungen und Beziehungen der Figuren nachvollziehen zu können.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2023
Die Entdeckerin des Lebens / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.17
Hucke, Petra

Die Entdeckerin des Lebens / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.17


sehr gut

Dr. Rosalind Franklin ist eine junge Frau, die nach aufregenden Zeiten in Paris nun wieder nach England zurückkehrt, um am King's College an der Erforschung der DNA mitzuwirken. Einerseits ist sie privilegiert, als Tochter aus besserem Haus, deren Eltern stets ihre Karriere unterstützen, andererseits erlebt sie als Frau in den 50ern Widerstände und wird in ihrer Forschung mitunter nicht ernstgenommen.

Mir gefällt dieser Einblick in eine fremde Welt, England kurz vor der Krönung Queen Elisabeths, Forschung am College an Dingen, die uns - knappe 70 Jahre später - alltäglich geworden sind. Wobei ich nur eine grobe Ahnung von Genetik habe, aber die Begriffe sind Inhalt meines Biologieunterrichts gewesen.

Bei allen Anekdoten und menschlichen Seiten, die diese Geschichte ausmachen, nicht zuletzt die Schwierigkeit, Gefühle für einen Mann zuzulassen, plätschert die Story zu Beginn eher dahin, wird erst am Ende spannend, wobei ich hier nicht ausplaudern werde, was geschieht.

Im Nachwort wird noch einmal Historie von Fiktion unterschieden, was mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 18.02.2023
Elsbeth
Detsch, Christel

Elsbeth


ausgezeichnet

Elsbeth ist die Tochter eines Schlachters im Sudetenland. Sie wächst in einem Dorf auf, mit Blick auf den Jeschken, einen Berg, der immer wieder in der Geschichte auftaucht. Es ist eine beschauliche Zeit zwischen den Kriegen, ein einfaches Leben, bis zunächst der Anschluss ans Reich und später die Vertreibung folgt.

Die Erzählung mäandert zwischen Erinnerungen an glückliche Kindertage und heutigen Momenten, lässt mich tief eintauchen in Elsbeths Welt, in einer Ehe mit einem narzistischen Mann - oder war das "damals" einfach so, dass der Mann das Sagen hatte, über das Geld seiner Partnerin verfügen und ihr Leben bestimmen durfte? Dann bin ich im Jetzt, lese von Euro und bin zunächst verwirrt. Aber es ist ein langes Leben, das hier geschildert wird, viele Erlebnisse, die zum Teil im Nebel ihrer nachlassenden Erinnerung verschwinden.

Dieser Wechsel aus Klarheit und Nebel, aus Dabeisitzen und Ausblenden von Unwichtigem, dem Schweigen folgt, dem Aufwachen, wenn es um Elsbeths Aquarelle, ihre Landschaftsbilder geht, hat mich berührt. Zum Teil ist es bedrückend zu lesen, wie Elsbeths Seele sich zurückzieht und sie unangenehme Erinnerungen ausblendet, vieles vergisst - wie mir scheint aus gutem Grund. Dabei fließt die Erzählung zwischen den Zeiten, driftet in die Vergangenheit dann wieder in die Gegenwart ... Ist es so, wenn sich Nebel auf alles legt? Erinnerungen im Nebel verschwinden und nur ausgewählte glückliche Momente zurückbleiben?

Elsbeth hat mich beeindruckt, als Figur, die sich immer wieder den Ereignissen stellt und ihren Weg geht, als Buch, das dicht verwoben von dieser großartigen Frau erzählt.

Bewertung vom 14.02.2023
Der Totentanz zu Freiburg / Begine Serafina Bd.7
Fritz, Astrid

Der Totentanz zu Freiburg / Begine Serafina Bd.7


ausgezeichnet

Serafina, inzwischen die Gattin des Stadtarztes von Freiburg, freut sich über den Besuch ihres Sohnes. Dann wird jedoch beim Possenspiel, das auch Vitus mitgestaltet, ein Mitglied des Stadtrates erstochen und der Sohn gerät unter Verdacht ...

Für mich war es das erste Buch aus der Reihe um die Figur Serafina. Sie scheint nach sehr wechselvoller Geschichte endlich in Freiburg ihr Glück gefunden zu haben, ist die Gattin des Stadtarztes, mit dem sie ein gemeinsames Töchterchen hat. Ihre Vorgeschichte wird an passender Stelle eingeflochten und die hat es in sich, so dass ich überlege, noch weitere Bände der Reihe zu lesen.

In diesem Fall geht es um ihren Sohn Vitus, der mit einer Gauklertruppe nach Freiburg kommt und dort auftritt. Während der Aufführung wird ein Freiburger Bürger ermordet und Vitus gerät unter Verdacht. Beim Lesen ertappe ich mich, mit heutiger "Krimierfahrung" an die Geschichte heranzugehen und muss mich innerlich zurückpfeifen. Es gibt keine Erkenntnisse der Forensik, Fingerabdrücke und ähnliches sind noch unbekannt. Auch ist das Rechtssystem vollkommen anders. Welches Wort gilt was? Spricht ein freier Bürger oder ein herumreisender Gaukler? Die Gesellschaft der Zeit wird in diesem Roman lebendig und die vollkommen andere Gedankenwelt deutlich.

Die Geschichte, die fast etwas zu idyllisch beginnt, nimmt schnell an Fahrt auf und Serafina und ihre Familie bestehen die Gefahren mit Witz und mutigem Einsatz.

Mit hat es großen Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen und überlege, noch weitere Bände zu lesen.