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Benutzername: 
Rennie
Wohnort: 
Ingolstadt

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2014
Ein Mann namens Ove
Backman, Fredrik

Ein Mann namens Ove


ausgezeichnet

Der 59jährige „Eigenbrötler“ Ove ist ein Mensch, auf den man ungern ein zweites Mal trifft. Griesgrämig, scheinbar boshaft und besserwisserisch, verbittert. Zumindest vermittelt so ein erster Eindruck. Doch blickt man hinter die Fassade, dann gewährt uns Fredrik Backman Stück für Stück Einblick in den echten Ove, einen warmherzigen Menschen, wie wir ihn uns eigentlich jeder als Freund wünschen würden. Doch bis der Leser versteht, dauert es ein ganzes Stückchen weit. So weit, wie eben der Roman über den Mann namens Ove dauert ;-) und ich habe keine einzige Seite davon bereut.

Leider musste ich in meinem Leben auch schon auf 2 oder 3 Oves treffen, bei denen ich mich gefragt habe, ob vielleicht hinter ihrer extrem starken Verbitterung – um nicht zu sagen Boshaftigkeit – nicht doch eher das Alleinsein oder das verzweifeln am Leben an sich stehen. Was würde ich machen, wenn ich das Gefühl habe, nicht mehr gebraucht zu werden und noch dazu einsam und allein zu sein?

Noch keine 60 Jahre alt, verliert Ove nicht nur seine über alles geliebte Frau Sonja, mit der er fast sein ganzes Leben lang in aufrichtiger Liebe verbunden war, sondern auch noch seine Arbeit. In den vorzeitigen Ruhestand schickt man ihn und freuen müsse er sich doch eigentlich darüber, so zumindest die Ansicht seiner Vorgesetzten. Ove hat alles verloren, was ihm lieb und teuer ist. Einsam und allein sieht er keinen Sinn mehr in seinem Leben, wünscht sich nichts sehnlicher, als ihm ein Ende zu setzen und hofft, auf dem Weg sich das Leben zu nehmen, bald wieder bei seiner geliebten Sonja zu sein. Doch da macht ihm das Schicksal einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, denn er hat nicht mit seinen neuen Nachbarn, der liebevollen aber resoluten Parvaneh und ihrer Familie gerechnet. Die schwangere gebürtige Iranerin, ihr tollpatschiger Ehemann Patrick und ihre 3- und 7jährigen Töchter schneien in Oves Leben und bringen ihm damit nicht nur seine Pläne betreffs seiner Selbstmordabsichten gewaltig durcheinander, sie bringen noch so viel mehr in sein Leben, was mir einfach nur wundervolle Lesestunden über Freundschaft, Liebe, falsche Vorurteile und vermeintliche Griesgrämigkeit beschert hat.

Obwohl mich diese Geschichte von Anfang an in ihren Bann gezogen hat, habe ich sie absichtlich langsam gelesen, um ja nicht so schnell wieder aus Oves Leben verschwinden zu müssen, denn er ist mir in kürzester Zeit unwahrscheinlich ans Herz gewachsen und alle, die in diesem Buch, mit ihm zu tun haben, ebenfalls. Doch irgendwann kamen die letzten Seiten und mit ihnen auch die Wehmut, aber auch ein tolles Gefühl, dass ich diesen Ausschnitt aus Oves Leben verfolgen durfte. Mit einem Tränchen im Auge habe ich Abschied genommen und ich hoffe, dass noch sehr viele andere Leser den Weg zu Ove finden werden und von seiner Geschichte genau so angetan und begeistert sein werden, wie ich es war.
Ich finde es eine wunderbare und einfühlsame Idee, die Fredrik Backman hier mit seiner Geschichte um Ove dem Leser / der Leserin näher bringen möchte und ich finde auch, so ein Buch sollte – oder muss vielleicht sogar – ganz viele Leser finden. Vielleicht ändert sich ja dann die Einstellung bei einigen und vielleicht wird das Zugehen auf verbitterte Menschen ein wenig besser, als bisher. Ich glaube, aus Oves Leben können wir nur alle lernen.

Von mir bekommt die Geschichte über den Mann namens Ove die volle Punktzahl auf meiner persönlichen Bewertungsskala von 5 Sternen und ich hoffe sehr, dass die Verfilmung nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. Ich freue mich schon sehr darauf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2014
Liselotte, Fräulein Nowak und der Grieche
Herb, Florian

Liselotte, Fräulein Nowak und der Grieche


sehr gut

„Herzerfrischend von Anfang bis Ende“

Als die 89jährige Liselotte plötzlich Witwe wird, trifft sie dieser harte Schicksalsschlag völlig unvorbereitet. 62 Jahre lang waren sie und ihr innig geliebter Franz Ferdinand verheiratet, Tag und Nacht zusammen, unzertrennlich. Um alles hat sich stets Franz Ferdinand gekümmert. Ob es banale Dinge, wie der Haushalt waren oder die finanziellen Geschichten, von denen Liselotte so gar keine Ahnung hat. Um nichts musste sie sich je Gedanken machen. Jeden Wunsch las ihr der geliebte Gatte von den Augen ab und jeden Luxus, den sie sich wünschte, versuchte er, ihr zu ermöglichen.

Dass Liselotte plötzlich ganz alleine sein soll, erscheint ihr anfangs einfach unbegreiflich. Es kann und darf eigentlich gar nicht sein, spukt es in ihren Gedanken herum, denn schließlich hatte ihr Franz Ferdinand doch auch fest versprochen, dass er immer für sie da sein werde und sogar, dass sie vor ihm sterben werde, hatte er ihr doch einst hoch und heilig geschworen.

Doch jetzt ist alles anders. Trotz der tiefen Trauer um den Tod ihres geliebten Ehemannes, muss Liselotte Stück für Stück begreifen, dass das Leben weitergehen muss. Doch wie? Schließlich kann sie ja nicht mal den neuen Induktionsherd, geschweige denn den hochmodernen Kaffeeautomaten bedienen, den Franz Ferdinand kurz vor seinem Tod noch erworben hat. An Haushalt, Finanzen, Auto etc., war gar nicht erst zu denken.

Da bringt die neueste Ausgabe einer französischen Frauenzeitschrift die rüstige Dame auf eine Idee. Eine Gesellschafterin muss her und zwar auf schnellstem Wege und am besten so eine, die sich auch um den Haushalt und alles andere kümmert, von dem Liselotte so gar keine Ahnung hat. Immerhin hat sie ja noch ihre schöne große Altbau-Eigentumswohnung, die sie mit ihrem Mann all die vielen Jahre alleine bewohnte. Ein Untermieter könnte also die Lösung all ihrer Probleme sein, denkt sich Liselotte. Sie beschließt, in einer nahegelegenen Universität, per Aushang am schwarzen Brett, nach einem Mitbewohner oder einer Mitbewohnerin zu suchen. Und es dauert gar nicht lange, bis die ersten Bewerber vor ihrer Tür auftauchen.

Wen Liselotte da findet und was sie mit ihren neuen Mitbewohnern alles erlebt? Das würde Euch Florian Herb sicher gerne selbst erzählen mit dieser einfühlsamen, kuriosen, zum Denken anregenden und zum Schmunzeln verleitenden, warmherzigen Geschichte, die mich einfach nur von Anfang bis Ende begeistert hat.

Ein Roman, der ablenkt vom Altwerden und Altsein, von düsteren Pflegeheimen, vom Alleinsein im Alter, von allem schlechten, das doch immer wieder so viele erleben müssen. Schade, dass die Wirklichkeit oft leider nicht so aussieht, wie Herr Herb es für Liselotte vorgesehen hat. Könnte es doch nur so vielen älteren oder gebrechlichen Menschen auch in der Realität so ähnlich ergehen wie dieser liebenswerten Dame. Dieser schale Nachgeschmack blieb mir leider, als ich Herrn Herbs wunderschöne Geschichte zu Ende gelesen hatte.

Trotzdem hat diese warmherzige Geschichte auf meiner Bewertungsskala fast die volle Punktzahl erreicht. Für mich ein ganz persönlicher „Lesetipp“ an Jung und Alt. Ich hoffe, Herr Herb hat noch mehr von solch schönen Büchern auf Lager und ich werde auf alle Fälle verfolgen, was da von ihm noch so kommt.

Bewertung vom 14.05.2013
Stigma
Hübner, Michael

Stigma


sehr gut

Genial durchdacht!

Der erfolgreiche junge Thriller-Autor Tom Kessler lebt mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn glücklich, aber ziemlich zurück gezogen in einem schicken Häuschen am Rande der Stadt. Mit Menschen kann Tom nicht so recht umgehen und ihre Nähe ist ihm unheimlich, denn Tom hat wohl das schlimmste erlebt, was ein Mensch dem anderen zufügen kann. Vor 13 Jahren, als Tom noch ein Teenager war, geriet er in die Fänge eines sadistischen Serienmörders. Zwar nur für einige Stunden, aber diese sollten sein Leben für immer verändern. Auch heute noch befindet sich Tom in psychologischer Behandlung. Rein äußerlich ist Tom zwar einigermaßen genesen, aber seine inneren Narben scheinen nie zu heilen. Zum Glück wurde der Mensch, der den Jungen und noch zahlrieche andere Kinder bestialisch folterte, für immer weggesperrt. Oder? Eines Tages wir Tom Kessler plötzlich wieder von seiner Vergangenheit eingeholt. Ein kleines Mädchen kommt auf grausame Weise zu Tode und alles erinnert an den Täter von damals. Sogar eine Botschaft hat er Tom hinterlassen. Doch wie kann das sein? Was ist damals wirklich geschehen und wurde der Sadist tatsächlich gefasst und für immer aus Toms Leben verbannt? Ein grausiges Spiel beginnt für Tom und es zieht den Leser gleich mit in seinen widerwärtigen Bann …

Nachdem ich von Michael Hübners aktuellem Thriller „Todesdrang“ schlichtweg begeistert war, habe ich mir nun auch seinen ersten Roman geholt und was soll ich sagen? Auch dieser hat mir beim Lesen schier den Atem geraubt. Der Autor hat es wieder geschafft, mich von Anfang an in seinen Bann zu ziehen. Den Verlauf und die Windungen, die Hübner seiner Story gegeben hat, fesseln von Seite zu Seite. Verdächtigungen, Vermutungen … all das sollte man gar nicht erst versuchen bei Michael Hübner, tut es aber aus Gewohnheit und verrennt sich damit nur noch mehr in einem Spannungsstrudel ohne Ende. Immer wenn ich dachte, ich wüsste, was als nächstes passiert oder ich hätte eine Ahnung, wer hinter all dem Grauen steckt, welches Tom Kessler widerfährt, wurde ich bereits auf der nächsten Buchseite eines besseren belehrt. Mal ganz abgesehen von einem absolut verblüffendem Ausgang der Geschichte.

Auch meine persönliche zweite Begegnung mit Michael Hübner war wieder ein tolles Leseerlebnis und ich kann den Autor nur jedem Liebhaber von Thrillern wärmstens ans Herz legen.
Auf meiner persönlichen Bewertungsskala von 5 Sternen erhält „Stigma“ eine hervorragende 4!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2013
Todesdrang
Hübner, Michael

Todesdrang


ausgezeichnet

===Meine Meinung:===
Stellt Euch vor, Ihr scrollt mal wieder gedankenverloren auf Facebook, WKW, stayfriends oder lokalisten.de die neuesten Nachrichten durch und plötzlich öffnet sich ein Nachrichtenfenster. Noch klingt es nicht ungewöhnlich. Stellt Euch weiterhin vor, dieses Fenster beinhaltet folgende Frage: „Was wünscht Dur Dir?“. Wie viele von uns würden diese Aufforderung nicht einfach wegklicken, sondern irgendeine „Weisheit“ hinterlassen, wie z.B. „viel Geld“ oder „im Lotto gewinnen“ oder ähnlichem. Schließlich ist man doch dafür auf solch einer Plattform unterwegs, oder? Um auch mal witzige oder sarkastische Kommentare zu hinterlassen. Oder?

Dirk Bukowski, erfolgreicher Banker und glücklich verheirateter Vater, macht genau das, was wahrscheinlich die meisten von uns an seiner Stelle getan hätten. Gerade gut drauf und ohne jegliche Hintergedanken tippt er darauf los: „Ich habe bereits alles!“. Dirk klickt das Fenster weg und schmunzelt vor sich hin. Was manchen Usern nicht alles einfällt. Wer weiß, wem da wieder mal langweilig war und wer gerade nichts Besseres zu tun hatte, als die anderen nach ihren Wünschen zu fragen. Doch Dirk weiß nicht, mit wem er sich gerade unterhalten hat und wie wütend er mit seiner Antwort den Fragesteller gemacht hat. Wie überheblich und arrogant die Antwort für den Unbekannten doch klingt, der auf der Suche nach einem neuen Opfer ist. In Dirk scheint er es gefunden zu haben. Für den Unbekannten zählt nur noch ein Gedanke. Er will diesem überheblichen Banker alles, wirklich alles nehmen, was ihn zu dieser großspurigen Antwort veranlasst hat. Ein neues Spiel beginnt und Dirk soll dieses Mal die Hauptfigur darin sein.

Michael Hübner hat es mit seinem packenden Thriller geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln und mitzureißen. Beim Lesen bin ich schier in die Rolle seines Protagonisten Dirk hineingeschlüpft und habe mit ihm gelitten und gekämpft. Nicht nur dass seine Hauptfigur einer grausamen Intrige nach der anderen ausgeliefert ist und dadurch selbst zum Hauptverdächtigen für die Polizei wird. Viel schlimmer ist, dass Dirk in sich selbst bald eine bisher ungeahnte und ziemlich schwarze Seite entdeckt. Je mehr der unbekannte Psychopath Dirk mit seinen abscheulichen Taten quält, umso mehr muss Dirk versuchen, nicht selbst zum Untier zu werden.

Buchseite für Buchseite hat mich diese absolut spannende Handlung und gleichzeitig auch Verwandlung eines gutsituierten Bürgers unserer Gesellschaft gepackt. Sogar zum Ende hin schaffte es Herr Hübner noch, mit absolut unerwarteten Geschehnissen aufzuwarten und mich auch dann noch mit Verblüffung zurück zu lassen, nachdem ich den Buchdeckel bereits längst geschlossen hatte.

Für mich war dies der erste Thriller aus der Feder Michael Hübners, aber mit Sicherheit nicht der letzte. Volle Punktzahl von mir für einen faszinierenden und spannenden Thriller der gehobenen Klasse!

Bewertung vom 23.04.2013
Ein Kult für alle Fälle
Hofmann, Niklas;Raab, Klaus

Ein Kult für alle Fälle


schlecht

===Meine Meinung:===
Also von diesem Büchlein habe ich mir wesentlich mehr versprochen, als es letztendlich bietet. In der Hauptsache listet „Ein Kult für alle Fälle“ Fakten zu bekannten TV-Serien der Achtziger Jahre. Aufgebaut sind die Kapitel dabei alle recht ähnlich: Zunächst einmal geht es um die Grundfakten, wie Originaltitel, Erstausstrahlung in USA und Deutschland, Episoden- und Staffelanzahl oder auch wer die Serie erdacht hat.
Gewürzt wird das Ganze dann noch mit einer Kurzbeschreibung der Charaktere, dem eine ebenso kurze, noch dazu von den Autoren erdachte, Episode folgt, wie sie hätte wohl damals ausgestrahlt werden können.

Zur Auflockerung gibt es dann auch mal Kapitel, die sich mit den beliebtesten Vornamen der damaligen Zeit beschäftigen oder Werbespots von damals in Worten, wie z.B. „…Sie baden gerade Ihre Hände darin! In Geschirrspülmittel? Neiiiiiiiiin … in Pal******!“. Wer kennt sie nicht, die gute alte Tilly?
Schön ist auch eine Weltkarte fiktiver Länder. Schließlich muss sich der Geograf unter den Serienjunkies ja vorstellen können, wo seine Helden von damals eigentlich gelebt haben. Den genialen Oberhammer haben die Autoren aber dann doch mit dem Quartett geschaffen. Quartett? Kennt Ihr noch, oder? Da gibt es z.B. Colt Sievers GMC Sierra Grande oder den VW Rabbit Convertible von Remington Steele.

Also mal ganz ehrlich: Sind das wirklich Dinge, die der einstige Fan wirklich wissen muss und wenn ja, kann er sie dann nicht schnell mal googeln oder bei Wiki nachschlagen? Ich hatte mir wirklich wesentlich mehr versprochen, wenn es nach dem Klappentext ginge, als bloße Fakten, die aussehen, als habe man Wiki-Einträge kopiert.
Ganz ehrlich habe ich das Büchlein auch nicht zu Ende „gelesen“, weil es mich ziemlich schnell gelangweilt hat.

Einzig einen Stern auf meiner persönlichen Bewertungsskala kann ich dafür vergeben, dass die Autoren auch einige witzige Hinweise zu den Serien, den Darstellern und den Filmfiguren geben, nach denen man vielleicht dann doch etwas länger googeln müsste.

Bewertung vom 22.04.2013
Hilfe, die Googles kommen!
Mann, Tobias

Hilfe, die Googles kommen!


gut

===Meine Meinung:===
Vom Kabarettisten Tobias Mann noch nie gehört, ging ich sozusagen als Frischling an das Lesen seines Buches heran, wobei mich bereits die witzige Umschlaggestaltung – alleine die Farben und das ein wenig konfus gestaltete Cover erinnern doch gleich irgendwie an eine der größten Suchmaschinen im Netz – und in erster Linie eine Leseprobe neugierig gemacht haben. Allein schon deshalb, weil ich so viele Parallelen zu mir selbst finden konnte. Angefangen bei meinen eigenen ersten Schritten in das große World Wide Web bis hin zu heute schier unumgänglichem mailen, chatten, surfen, posten etc. und den damit verbundenen Vor- aber auch Nachteilen.
Dies alles mit einer Prise Humor, aber auch Sarkasmus gewürzt, vorgesetzt zu bekommen, sollte ein Lesevergnügen der ganz eigenen Art werden.

Wenn man den Werdegang des Internets und der immer größeren Abhängigkeit damit auf so eine amüsante Weise, wie Herr Mann dies tut, präsentiert bekommt, kann es schon mal zu dem ein oder anderen Lachanfall kommen. Zumindest erging es mir so. Allerdings erst mal nur das erste Drittel des Buches lang. Dann gab es leider eine Flaute, nämlich als sich der Comedian plötzlich irgendwie genötigt sah, mir als Leser, seine politische Meinung kundzutun. Zwar verpackte Herr Mann auch diese Sticheleien und Hiebe auf die Politik ganz im allgemeinen, aber auch speziell auf bestimmte Personen auf humoristische Art und Weise, trotzdem war für mich ab diesem Zeitpunkt irgendwie die Luft raus. Politisches Kabarett ist jetzt nicht so wirklich mein Ding und teilweise langweilten mich da auch diverse Vergleiche, die man eh schon zig Mal aus anderen Mündern der heiteren Unterhalter gehört hat.

Zwar fängt sich Tobias Mann auch wieder und findet zurück zu seinem Einstieg, doch so amüsant wie zu Beginn fand ich das Buch dann doch nicht mehr.

„Hilfe, die Googles kommen!“ war aber dennoch ein ziemlich amüsanter Einblick in unser tägliches Leben mit dem Multimedialen und bekommt auf meiner persönlichen Bewertungsskala von 5 Sternen eine gute 3. Bei Gelegenheit greife ich bestimmt mal wieder zu einem Buch des Autors.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2013
Die Toten, die ich rief
Shan, Darren

Die Toten, die ich rief


ausgezeichnet

Warum verfolgen einen Autor von Horror-Romanen Geister? Nein! Nicht nur in seinen Gedanken, die er womöglich für seinen nächsten grausigen Schocker hegt, sondern in – wie soll ich mich ausdrücken – in „gefühlter Echtzeit“. So ergeht es zumindest dem eher minder erfolgreichen Schriftsteller Ed Sieveking. Sechs sind es an der Zahl und meist sind sie ziemlich miserabel gelaunt und freuen sich nur dann, wenn Ed etwas schlechtes, besser noch etwas ziemlich Böses wiederfährt. Die schemenhaften Gestalten, die anscheinend nur in Eds Augen existieren, begleiten ihn auf Schritt und Tritt und ab den ersten Seiten haben sie auch mich als Leserin begleitet und nicht mehr losgelassen. Denn auch als Ed die hübsche Andeanna kennen- und liebenlernt und mit ihr einen mörderischen Plan schmiedet, sind die Geister immer an seiner Seite. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber eines möchte ich dann doch mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen preisgeben. Bei anfangs sechs Geistern, die Ed auf seinem Weg begleiten, wird es nicht lange bleiben …

Stück für Stück hat mich der Autor mit seiner Geschichte über den von Geistern begleiteten Autor in eine Story hineingezogen, die nicht spannender hätte sein können. Immer wieder wendeten sich die Ereignisse, erzählten von früher, versponnen sich mit der Gegenwart und ließen auf die Zukunft vermuten. Immer wenn ich mich auf dem richtigen Weg zu finden glaubte und mir sicher war, was und warum etwas passiert ist oder geschehen würde, hat mich Darren Shan wieder eines besseren belehrt. So schaffte er es, dem Roman von der ersten bis zur letzten Seite Spannung einzuhauchen und nicht einen Moment wurde mir langweilig bei „Die Toten, die ich rief“.

Darren Shans erster Roman im Spannungsgenre ist aus meiner Sicht mehr als gelungen. Als Autor einer sehr erfolgreichen Vampirserie hat er genau die richtigen fantastischen Elemente mit den Kriterien verbunden, die ein Thriller braucht. Ich hoffe, dass der Autor auf jeden Fall noch weiter in dieser Richtung schreibt und würde mich sehr freuen, recht bald wieder von ihm zu hören.

„Die Toten, die ich rief“ bekommt auf meiner persönlichen Bewertungsskala ohne Punkt und Komma die Bestwertung!

Bewertung vom 16.03.2013
Ziemlich beste Freundinnen
Ruppert, Astrid

Ziemlich beste Freundinnen


sehr gut

Die solide Ärztin Konstanze und die quirlige Kassiererin Jacqueline bilden zwei Charaktere ab, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.
Konstanze geht einem erfolgreichen Beruf als Kardiologin nach, ebenso wie ihr Ehemann Philipp. Die beiden haben 2 nette Kinder und wohnen in einem schicken Häuschen mit Garten. Paradiesvogel Jacqueline hingegen muss als alleinerziehende Mutter von 3 Kindern neben ihrer Arbeit als Kassiererin noch in 3 weiteren Teilzeitstellen jobben, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen.

Auf normalem Wege hätten sich die beiden Frauen wohl niemals kennengelernt, doch der Zufall will es, dass sich beide mehr oder weniger freiwillig ein Zimmer in einer Rehaklinik teilen müssen. Obwohl anfänglich alle Zeichen auf Krieg stehen, fügen sich die beiden schon bald in ihr Schicksal und nicht nur das. Scheinbar verbindet Konstanze und Jacqueline doch mehr miteinander, als sie sich vorstellen konnten.
Eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen bei der Annäherung der beiden Zimmergenossinnen auch ihre Mitpatienten Irene, Theo und Günther, mit denen sie sich den Essenstisch teilen. So entsteht schon bald eine kleine eingeschworene Gemeinschaft und für Konni und Jackie – wie sie in der Klinik nur noch genannt werden – beginnt ein innerer Wandel, den beide nie für möglich gehalten hätten …

Ich habe mich wahnsinnig über mich selbst geärgert, als ich Astrid Rupperts Buch gelesen habe. Nicht über den Roman, sondern darüber, dass ich immer so fixiert auf spezielle Genres bin. „Ziemlich beste Freundinnen“ wäre mir doch schier durch die Lappen gegangen, wenn ich nicht als Gewinnerin eines Rezensionsexemplars gezogen worden wäre.
Ich habe diesen Roman regelrecht verschlungen. Erzählt die Autorin doch mit so viel Witz und Herz, dass ich am liebsten selbst mit den beiden Protagonistinnen am Tisch in der Klinik gesessen hätte.

Mir hat diese Geschichte von Freundschaft, Liebe und Humor wahnsinnig gut gefallen. Ob es die herzerfrischenden humorvollen Passagen waren oder auch diejenigen, die mich nachdenklich stimmten und sehr berührten. Ich werde künftig jedenfalls etwas offenherziger sein, wenn ich durch Buchhandlungen schlendere und nicht nur stur auf mein bevorzugtes Lesegenre lossteuern, sondern auch mal ein Buch aus der unterhaltenden Belletristik in die Hand nehmen.
Auf meiner persönlichen Bewertungsskala von 5 Sternen vergebe ich für „Ziemlich beste Freundinnen“ eine gute 4 an Frau Ruppert. Wunderbar, bitte machen Sie weiter so.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2012
Wenn die Nacht am stillsten ist
Weitholz, Arezu

Wenn die Nacht am stillsten ist


weniger gut

Melancholische Stimmung und ein Monolog, den Anna mit ihrem scheinbar bewusstlosen Freund, Ludwig, führt. Aus Annas Schilderungen erfährt der Leser, wie oberflächlich die Beziehung zwischen ihr und Ludwig sein muss, wie wenig Ludwig eigentlich über Anna weiß. Vieles erzählt sie erst jetzt, da sie es bisher immer aus Scham vor ihm verschwiegen hat. Sie erzählt von ihrer Zeit als DJane in Südafrika, wo sie lange Zeit lebte. Sie erzählt von ihrer psychisch kranken Mutter, die den Selbstmord des Vaters nie verkraftet hat und in einem Heim lebt. Sie erzählt von ihren regelmäßigen Besuchen in diesem Heim, von den Begegnungen mit Drogen, die sie in Südafrika gemacht hat und von den Freunden, die diese Drogen ihr nahmen.

All das kann Anna ihrem Freund Ludwig erst jetzt offenbaren, in einem Moment der Benommenheit. Viel zu sehr auf äußeres, auf „Styles“ bedacht, hätte Ludwig in wachem Zustand niemals ein Ohr für Annas Sorgen, Ängste und Geheimnisse gehabt.
Warum Anna diese Art von Selbstgespräch führt und ob Ludwig schläft, bewusstlos oder sogar tot ist, das offenbart sich dem Leser erst stückchenweise im zweiten Teil des Buches. Unter dem Titel: „Der Tag zuvor“ sollte sich für den Leser lichten, wie es zu dem seltsamen Gespräch kam.

Ich konnte diesem Buch nicht wirklich entnehmen, was die Autorin nun genau mit ihrer Erzählung rüberbringen wollte. Ob es um die Oberflächlichkeit der Menschen in einer schnelllebigen Zeit oder eher um eine Liebesgeschichte zweier extrem unterschiedlicher Charaktere ging, blieb für mich bis zuletzt ein Rätsel. Zwar fand Arezu Weitholz einfühlsame Worte und es gelang ihr, eine Art von Melancholie zu erschaffen, die ich beim Lesen schier spürte, da mir aber der eigentliche Sinn verborgen blieb, konnte auch diese erzeugte Stimmung nicht darüber hinweghelfen, dass ich mit dem Buch eher weniger anfangen konnte.
Für mich wird diese Begegnung mit der Autorin wohl leider eine Ausnahme bleiben und auf meiner persönlichen Bewertungsskala von fünf Sternen, bleiben auch nur maximal zwei für dieses Buch übrig.

Bewertung vom 16.09.2012
Wassermanns Zorn
Winkelmann, Andreas

Wassermanns Zorn


ausgezeichnet

===Meine Meinung:===
Als sogenannter „Frischling“ hat es die frischgebackene Kommissarin Manuela Sperling nicht leicht. Noch dazu wird sie dem undurchsichtigen, mürrischen Hauptkommissar Eric Stiffler zugeteilt, der das weibliche Geschlecht nicht wirklich für gleichberechtigt hält. Doch zum Nachdenken gibt es wenig Zeit, denn bereits an ihrem ersten Tag werden die Ermittler an den Tatort eines grausam verübten Mordes gerufen. Die Leiche einer Prostituierten wird aus einem Flussbett geborgen. Hauptkommissar Stiffler scheint mehr zu wissen, als die anderen Ermittler. Kannte er die Ermordete etwa? Kurz darauf findet man wieder eine Tote … wieder im Wasser … und wieder aus dem privaten Umfeld Stifflers. Es scheint fast, als hege der Serienmörder, der mittlerweile auf Grund seines Refugiums von allen nur noch als „Wassermann“ bezeichnet wird, einen persönlichen Groll gegen Stiffler. Was treibt den Wassermann zu diesen schrecklichen Taten und in wie weit ist Eric Stiffler wirklich in all dies verwickelt? Manuela kann niemandem mehr trauen, aber sie muss, denn sie ist Teil des Ganzen und bekommt es auch am eigenen Leib zu spüren.

Andreas Winkelmann ist aus meiner Sicht ein grandios spannender Thriller gelungen. Immer wieder gelang es dem Autor, mich auf falsche Fährten zu locken und immer wieder musste ich mich kurz darauf eines Besseren belehren lassen. Dachte ich gerade noch, Winkelmanns Story zu durchschauen, wurde meine Theorie einige Seiten später wiederholt zerstört.

Dies ließ es einfach nicht zu, dass ich „Wassermanns Zorn“ aus den Händen legen konnte. Die Spannung zog sich wie ein roter Faden durch das Buch und steigerte sich schier ins Unermessliche.
Das ist mMn eines jener Bücher, die das Genre „Thriller“ aufgedruckt bekommen dürfen und müssen, den sie lassen das Herz jedes Fans dieser Sparte höher schlagen.

===Fazit:===
Erneut hat mir ein deutscher Autor bewiesen, dass es keinen amerikanischen Touch braucht, um einen genialen und fesselnden Thriller zu erschaffen, den ich schon fast in die Richtung Psychothriller schieben möchte. Andreas Winkelmann werde ich für mich persönlich auf alle Fälle im Auge behalten!