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A.Jürgens

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2010
Die Unschuld des Wassers
Rendell, Ruth

Die Unschuld des Wassers


ausgezeichnet

Rendell zeichnet Menschen, die direkt in unserer Nachbarschaft leben könnten. Banal normal, doch hat jeder seine größeren u. kleineren Sorgen, ein Geheimnis oder eine symbolische Leiche im Keller.
Da sind die Schwestern Heather u. Ismay, die ein schreckliches Geheimnis genauso verbindet wie die Sorge um die kranke Mutter. Ihre Tante, allein, bindungsunfähig, die in ihrer Einsamkeit über eine Dating-Agentur jemanden sucht u. einen hohen Preis dafür bezahlt. Zwei Männer, die sich für Heather bzw. Ismay interessieren u. grundverschieden sind. Andrew, der nicht nur Heather an die Vergangenheit erinnert u. dafür sorgt, das Ismay sich in einem Albtraum gefangen fühlt. Edmund, der eigentlich nur mit Heather ausgeht, weil er seiner dominanten Mutter entfliehen möchte und unverhofft auf jemanden trifft, der für ihn geschaffen zu sein scheint. Seine Mutter, die von Marion gepflegt wird. Marion, die sich, nicht ganz uneigennützig, um ältere Menschen kümmert u. darüber nachdenkt, deren Ableben notfalls zu beschleunigen, um an ihr Ziel zu kommen. Marion, die skrupellos genug ist, Ismay zu erpressen, als sie durch einen Zufall hinter ihr Geheimnis kommt. Und feststellen muss, dass sie selbst erpressbar ist.
Und dann sind da noch die beiden Morde. Einer der 13 Jahre zurückliegt u. Ismay in einen Gewissenskonflikt stürzt. Damals lief nichts so ab, wie die Ermittlungen ergaben. Ein aktueller Mord, der in Ismay einen schrecklichen Verdacht weckt. Das Geheimnis, das die Schwestern verbindet, ja förmlich aneinander fesselt, spielt trotz seiner ursächlichen Wirkung trotz allem eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch fordert die Wahrheit zunehmend ausgesprochen zu werden, was den Schwestern erst am Ende des Romans gelingt u. für eine weitere kleine Überraschung sorgt.
Rendell-Neulingen könnte die Menge an Personen anfangs Schwierigkeiten bereiten. Doch die Autorin hält einen geschickt gesponnenen roten Faden bereit, der problemlos durch die Geschichte führt. Eine Geschichte, die sich weniger mit den Morden als mit dem Leben der Protagonisten beschäftigt. Ein Leben, das so einfach, so normal, so komfortabel ist – oder sein könnte, wenn da nicht die Dinge wären, die sich hinter der Fassade verbergen.
Ein Buch zur Entspannung? Ja. Es lässt sich leicht lesen.
Ein Buch ohne Spannung? Nein. Rendell spricht auch sozialkritische Themen an. Phädophilie etwa, sexueller Missbrauch o. auch Obdachlosigkeit finden Platz, ohne den Unterhaltungswert des Buches zu stören. Weil der Alltag der Protagonisten so normal banal dargestellt wird, kann evtl. mehr als ein Leser jemanden aus seinem Umfeld oder gar sich selbst in der einen oder anderen Person wiederfinden. Die Vorstellung, dass der Schritt, der Normalität in einen Albtraum verwandeln kann, so klein ist, dürfte mit einem kleinen Schauer für das Umblättern der Seiten sorgen.
Ein Buch zum Weiterempfehlen? Ja. Rendell kann u. wird mit diesem Roman weitere Fans des Genres gewinnen.

© 08/2010 Antje Jürgens

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2010
Der geheime Schlüssel zum Universum, Die große illustrierte Ausgabe
Hawking, Lucy; Hawking, Stephen

Der geheime Schlüssel zum Universum, Die große illustrierte Ausgabe


ausgezeichnet

Zu den Autoren:
Lucy Hawking - Die 1970 geborene Tochter von Stephen Hawking studierte in Oxford zunächst französische und russische Literatur, bevor sie als freiberufliche Journalistin für diverse bekannte englische Tageszeitungen tätig wurde. Nach der Veröffentlichung von zwei (Erwachsenen-)Romanen begann sie, zusammen mit ihrem Vater an einem Kinderbuch zu arbeiten.
Stephen Hawking - Der 1942 in Oxford geborene, englische Astrophysiker erkrankte bereits im Alter von 21 Jahren an ALS, einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, die sein Nervensystem zerstört. 1968 zwang ihn diese Krankheit in den Rollstuhl, 1985 kostete sie ihn, nach einem Luftröhrenschnitt, die Fähigkeit zu sprechen. Hawking war fortan auf die Benutzung eines Sprachcomputers angewiesen, den er zwischenzeitlich mit seinem rechten Wangenmuskel steuert. Trotz seiner Erkrankung war er von 1979 bis ins Jahr 2009 Inhaber des Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge, forschte im Bereich Physik (Schwarze Löcher) und lieferte neben bedeutenden Arbeiten zur Kosmologie auch populärwissenschaftliche Werke und Bücher über moderne Physik ab. Dadurch wurde er einem breiten Publikum außerhalb der Fachwelt bekannt und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

Zum Buch - „Willkommen im Universum“. Es sind verheißungsvolle Worte, mit denen der futuristische Sprachcomputer Cosmos, den kleinen George im Wohnzimmer seiner neuen Nachbarn zu einer virtuellen Reise in die unendlichen Weiten des Weltalls einlädt. Dort ist er eigentlich nur gelandet, weil er sein ausgerissenes Schwein Freddy sucht. Mit Hilfe von Cosmos zeigen Eric, ein Wissenschaftler, und dessen Tochter Annie dem 12jähigen George völlig neue Welten. Er sieht nicht nur leuchtende Gaswolken, sondern wird auch Zeuge von Sternengeburten. Klar, dass er begeistert ist. Dass Cosmos Annie und ihre Familie aber auch richtig ins Weltall bringen kann, will er nicht glauben. Weshalb Annie ihn in einen Raumanzug steckt und Cosmos als Portal nutzt. Die beiden reisen auf einem rasenden Kometen, was nicht ganz ungefährlich wird.

Meine Meinung - Die Begleitgeschichte ist liebenswert kindlich aufgebaut und auch ideal zum Vorlesen geeignet. Eine dümmliche Schülergang, ein Schwein namens Freddy, ein Umweltschützer, ein Ausbeuter sowie ein verkannter Wissenschaftler bestimmen neben dem „besten Computer der Welt“ größtenteils das Geschehen.
Ganz nebenbei erfahren nicht nur Kinder, sondern auch eventuelle (erwachsene) Vorleser, was Gravitationslinsen, Schwarze Löcher oder Supernovae sind oder wie Sternengeburten ablaufen. Stephen Hawkings Wissen ist leicht verständlich in die spannende Begleitgeschichte für Kinder verpackt und wird durch zahlreiche, in die Geschichte eingepackte Informationsblöcke über Grundlagen der Weltraumforschung ergänzt. Diese Informationsblöcke heben sich deutlich von der Geschichte ab, ohne sie zu unterbrechen oder zu stören. Auch kleine Zeichnungen sind dort eingearbeitet. Weltraum-Fotos runden die illustrierte Ausgabe gekonnt ab.

Fazit - Empfehlenswert. Astrophysik im Abenteuerformat. „Der geheime Schlüssel zum Universum“ ist ein Beweis, dass naturwissenschaftliche Themen spannend und unterhaltsam vermittelt werden können.

Copyright © Mai 2010 Antje Jürgens

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2010
Ein Kursus im Kartenlegen - Lenormand
Schlüter, Christine;Giza, Katrin R.

Ein Kursus im Kartenlegen - Lenormand


sehr gut

Der Preis von € 17,90 mag zunächst hoch erscheinen. Allerdings erklärt und rechnet er sich im Hinblick auf die liebevolle und aufwändige Gestaltung des Buches. Das Rankenmuster des Covers setzt sich fast durch das gesamte Buch fort. Zahlreiche Illustrationen runden das Bild ab.

Die vollmundige Versprechung („Nach diesem kompakten Kursus im Kartenlegen sind Sie ein Lenormand-Experte!“) hat mich anfangs etwas zurückschrecken lassen. Heutzutage gibt es unzählige „Kartenleger“, die den nötigen Ernst bei einer an sich ernsthaften Angelegenheit fehlen lassen und sich durch solche Aussagen bestätigt fühlen. Dabei ist es aber egal, wie sie sich die Kenntnisse aneignen - via Internet, Kurs oder Buch: Alles wird zur Farce, wenn es nicht mit dem nötigen Respekt angegangen wird.

Kann jeder Kartenlegen lernen? Grundsätzlich haben wir bestimmte Fähigkeiten in uns, die man wiedererwecken kann. Kartenlegen gehört m. E. dazu. Dennoch: Allein nach der Lektüre des Buches und ein wenig Übung würde ich niemandem empfehlen, gleich mit Beratungen loszulegen. Wie schnell ein Anfänger zum Experten avanciert, hängt von ein paar Faktoren mehr ab.

U. a. von einer soliden Grundlage. Unter diesem Aspekt betrachtet, kann ich das Buch empfehlen. „Ein Kursus im Kartenlegen“ zählt eindeutig mit zu den besten Büchern, die ich zu dem Thema gelesen habe. Nach dem kleinen historischen Auftakt folgen ausführliche und klare Kartenerklärungen. Über Legetechniken geht es zu Deutungsvarianten von Kartenkombinationen. Das Buch endet mit Tipps für die Beratungssituation sowie diversen Kopiervorlagen (u. a. die kompakte Einzelkarten-Zusammenfassung).

Man merkt, dass das Buch aus der Praxis heraus entstanden ist. Laien bekommen damit wichtige Grundkenntnisse an die Hand. Natürlich ist Kartenlegen intuitiv. Aber das Wahrnehmen der eigenen Intuition wird mit „Ein Kursus im Kartenlegen – Lenormand“ für Laien erleichtert.
Die eingänglichen, und praxisbezogenen Beschreibungen der Kartenkombinationen sind jedoch nicht nur für Laien geeignet. Ich beschäftige mich bereits mehrere Jahre mit dem Thema und konnte trotzdem Nutzen aus diesem Handbuch ziehen. Schließlich lernt man, bei aller Erfahrung, niemals aus.

© 05/2010 Antje Jürgens

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2010
Stein der Finsternis
Kerawalla, Michael

Stein der Finsternis


gut

Mit „Stein der Finsternis“ hält man das Fantasydebüt von Michael Kerawalla in Händen. Laut Autorenhomepage – http://www.mkerawalla.de – sollen weitere Romane folgen.
Der Autor entführt den Leser in seinem ersten Buch auf den Planeten Wuun, auf dem alle Lebewesen in Eintracht und Harmonie in nahezu paradiesischen Zuständen leben. Doch wie jedes Paradies ist auch Wuun bedroht. Als sich ein schwarzer Komet Wuun nähert, werden die dort lebenden Magier von den Wächtern des Lichts gewarnt. Niemand - außer einem einfachen Zauberschüler – registriert jedoch, dass ein Splitter des Kometen – der Stein der Finsternis - auf Wuun fällt. Der Zauberschüler ist fortan von einem Dämon besessen, der nicht nur die Macht besitzt Zerstörung zu bringen sondern auch über die Fähigkeit verfügt, friedvolle Wesen in willenlose Kreaturen zu verwandeln, die ihm dienen. Und diese Fähigkeit gibt er teilweise an den Zauberschüler weiter.
Die gewarnten Magier stehen genau wie alle anderen Bewohner Wuuns über Nacht dem besessenen Zauberschüler und verwandelten Nachbarn gegenüber, mit denen sie bis dahin in Eintracht gelebt haben. Sie werden mit Krieg, Schwarzer Magie und Tod konfrontiert und müssen hilflos zusehen, wie ihre Welt zerstört wird. Wer nicht versklavt oder getötet werden will, muss sich verstecken oder wehren.
Ein Volk – die Velben – trifft die Vernichtungswut besonders, denn laut einer alten Prophezeiung soll einer von ihnen den Planeten und seine Bewohner retten können. Die Wächter des Lichts halten Ausschau nach ihm und finden ihn in Gestalt des kleinen Keh. Sie nehmen ihn zu sich und ziehen ihn abseits aller Gräueltaten groß. Doch obwohl sie ihm viele Dinge beibringen, steht Keh eines Tages völlig unvorbereitet vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Trotzdem macht er sich auf und stellt sich mutig seinem Schicksal. Seine Reise führt ihn in unbekannte, teils unwirtliche Gegenden und zu Wesen, die fast alle anderen seiner Art unterjocht oder ermordet haben. Doch seine Reise führt ihn nicht nur zu Feinden. Er trifft auch auf die anderen, friedvolleren Bewohner, die sich ihre Hilfsbereitschaft und Hoffnung auf ein besseres Leben bewahrt haben. Sie helfen ihm nach ihren Möglichkeiten, seine Aufgabe zu bewältigen.
Und da ist noch Hri – die Einzige seiner Art, die außer ihm noch in Freiheit lebt. Sie begleitet ihn auf seinem Weg. Sie gibt ihm die Kraft weiter zu machen. Bis er schließlich mit ihr an seiner Seite dafür kämpft, dass das Licht und damit der Frieden wieder Einzug auf Wuun halten und die uralte Prophezeiung sich erfüllt.
Der 1963 in Jamshedpur/ Indien geborene und seit seinem zweiten Lebensjahr in Baden-Württemberg beheimatete Michael Kerawalla entführt den Leser mit seinem Debütroman nicht nur in eine plastisch beschriebene Märchenwelt, die der Hoffnung auf Harmonie und Frieden Ausdruck verleiht. Er beschreibt darin auch den uralten und doch immer aktuellen Kampf „Gut gegen Böse“, die Vertreibung aus dem Paradies und die Hoffnung es wiederzufinden. Er erinnert daran, wie schnell Natur, Kultur und friedvolles Miteinander zerstört werden können. Daran, wie viel und doch unendlich wenig eigentlich vonnöten ist, um sinnloser Gewalt entgegenzutreten.
Februar 2010 - © Antje Jürgens