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Benutzername: 
Joachim
Wohnort: 
Esslingen

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2012
Mittelreich
Bierbichler, Josef

Mittelreich


ausgezeichnet

Bedrohlich beeindruckend

"Mittelreich" ist ein kraftvoller Roman über das 20. Jahrhundert in der Provinz in Bayern. Viele Szenen sind drastisch bis brutal, die Sprache ist direkt.

Ich fand das Buch bedrohlich, es hat mich tief beeindruckt.

Das ist kein Buch für Menschen mit schwachen Nerven, es geht nicht um die Gute Alte Zeit in der angeblich heilen Provinz..
Auch die katholische Kirche kommt nicht gut weg.

Unbedingt lesenswert!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2012
Sommerhaus mit Swimmingpool
Koch, Herman

Sommerhaus mit Swimmingpool


schlecht

Der Protagonist dieses Romans ist ein schlechter Mensch. Das ist an sich kein Problem, denn er wird durchaus nicht als Identifikationsfigur dargestellt.

Problematisch finde ich, dass der Autor ausführlich die menschenverachtenden Ansichten seines Protagonisten sowie die von dessen altem Professor schildert. Ich habe das Gefühl, dass der Autor damit diese Ansichten als zwar übertrieben, aber im Kern richtig darstellen will.

Auf mich wirkt das so, als solle z.B. suggeriert werden, dass man einen Kinderschänder durchaus ermorden solle, weil der Staat angeblich zu lasch ist. Man müsse sich aber halt sicher genug sein, dass man den richtigen trifft.

Ich finde, dass die Ansichten des Protagonisten nicht übertrieben, sondern meist grundfalsch sind.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2010
Arabboy
Balci, Güner Y.

Arabboy


gut

Thilo Sarrazin als Roman

In diesem Buch erzählt Güner Balci die Geschichte eines arabischstämmigen Straftäters, der als Sohn von Kriegsflüchtlingen in Deutschland geboren wird.

Sie bestätigt eindringlich, was Thilo Sarrazin in seinem viel gescholtenen Artikel in den Lettre International behauptet hat: Die Araber wollen sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren - die fehlende Integration kann also nicht allein der deutschen Mehrheitsgesellschaft angelastet werden. Die Autorin geht aber viel weiter als Thilo Sarrazin.

Güner Balci beschreibt organisierten Sozialbetrug, den Deutschenhass der Araber, und sie beschreibt besonders ausführlich brutalste Gewalt und den fehlenden Respekt für Frauen. Für die Araber in diesem Buch sind deutsche Mädchen Nutten - und alle deutsche Frauen in diesem Buch verhalten sich auch so. Positive Deutsche tauchen in dem Buch fast gar nicht auf.

Allerdings fehlen in dem Buch auch besonders böse Deutsche. Die Autorin versucht also nicht, einen angeblichen Fremdenhass der Deutschen oder angeblich fehlende Integrationsangebote der deutschen Gesellschaft für die Asozialität der von ihr beschriebenen Araber verantwortlich zu machen.

Nähme man dieses Buch ernst, müsste man die Einreise von Arabern nach Deutschland verhindern, selbst wenn humanitäre Gründe vorliegen. Man müsste alle Integrationsbemühungen stoppen, weil sie vergebens sind. Und man müsste arabischstämmige Jugendliche möglichst früh wegsperren.

Hätte Thilo Sarrazin derart über Araber geschrieben, wäre er wohl wegen Volksverhetzung verklagt worden, weil die Autorin aber türkischstämmig ist, scheint es in Ordnung zu sein.

Erschreckend fand ich, wie viel Verständnis eine weibliche Autorin für menschen- und vor allem frauenverachtende Machos durchblicken lässt.

Das Buch ist gut, weil es aufrüttelt. Ich hoffe aber sehr, dass die Sichtweise von Güner Balci auf die Araber falsch ist.

15 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Keiner rennt für immer / Parker-Romane Bd.2
Stark, Richard

Keiner rennt für immer / Parker-Romane Bd.2


gut

"Keiner rennt für immer" ist ein Kriminalroman. Ungewöhnlich ist, dass er aus der Sicht der Verbrecher geschildert wird. Die Hauptperson, Parker, bekommt einen Tipp für ein unsicheres Ding, und er versucht, dieses Ding durchzuziehen, ohne dass er selbst dabei geschnappt wird.

Es geht aber nicht um einen Gentleman-Räuber, dessen Raffinesse Hochachtung weckt.

Vielmehr sind Parker nicht nur Unbekannte völlig gleichgültig, sondern auch seine Kumpane. Wenn jemand stirbt, stirbt er halt. Der einzige Grund, warum er ungern Wachleute erschießt, ist, dass die Polizei dann böse wird und schärfer nach den Tätern sucht.

Die Hauptperson ist also völlig unmoralisch und asozial.

Interessant ist, wie lakonisch das erzählt wird, und wie die unmoralische Haltung des Anti-Helden plausibel wirkt.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2009
Die Stimmen des Flusses
Cabré, Jaume

Die Stimmen des Flusses


ausgezeichnet

Eines der beeindruckendsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe

Im Mittelpunkt des Buches steht ein Dorfschullehrer, der 1944 in Spanien ums Leben gekommen ist. "Er starb den Heldentod für Gott und Vaterland" steht auf seinem Grabstein - er ist also als Faschist beerdigt worden.
Im Jahr 2002 wird eine Lehrerin auf seine Geschichte aufmerksam und versucht zu heraus zu finden, was damals wirklich geschehen ist.

Die Handlung des Romans umfasst einen Zeitraum mehrerer Jahrzehnte, und es gibt mehrere miteinander verwobene Handlungsstränge. Der Reiz beim Lesen rührt vor allem daher, wie diese Handlungsstränge verwoben werden: Die Handlung springt nicht nur von Kapitel zu Kapitel vor und zurück, auch innerhalb eines Kapitels wechseln sich die Stimmen ab.

Das macht das Lesen durchaus nicht einfach. Man muss aufmerksam lesen, man muss sich dem Erzählfluss hingeben - und man muss geduldig auf Erklärungen warten. Gleich im ersten Kapitel z.B. wird ein Einbruch geschildert, der von Juri beobachtet wird, und es dauert lange, bis man begreift, warum Juri nicht eingreift.

Erzählsprünge können verwirrend oder konstruiert wirken, und Hinweise, die später aufgelöst werden, kann man als Cliffhanger lesen. Das habe ich in diesem Buch nicht so empfunden. Auf mich wirkte der Erzählfluss lebendig, und eine Wahrheit des Jahres 1944 muss man im Jahr 2002 eben erst mit einigen Umwegen ergründen.

Ich würde das Buch niemandem empfehlen, der eine einfache Lektüre sucht, und ich würde es niemandem empfehlen, der nur ein paar Seiten auf einmal lesen kann. Das Buch erfordert Zeit und Aufmerksamkeit.
Aber es lohnt die Beschäftigung!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2009
Arrivederci amore, ciao
Carlotto, Massimo

Arrivederci amore, ciao


sehr gut

Der Roman von Massimo Carlotto ist brutal. Der Erzähler stellt sich selbst als gefühlloser, frauenfeindlicher Mensch vor.

Das ist keine Lektüre für schwache Nerven.

Aber es ist ein überzeugender Blick in eine kranke Seele. Der Autor versucht auch nicht, eine emotionale Entwicklung des Protagonisten zu zeigen, um das Böse zu relativieren.

Das Buch hat aus meiner Sicht eine beunruhigende Intensität.

Bewertung vom 18.08.2009
Seichtgebiete
Jürgs, Michael

Seichtgebiete


schlecht

Michael Jürgs schreibt über "Seichtgebiete" und bleibt dabei selbst im Seichten stecken.

Schon, als er das erste Mal Mario Barth erwähnt, weiß man, dass der Autor ihn nicht mag - aber es gibt laut (unvollständigem!) Inhaltsverzeichnis weitere 14 Stellen im Buch, in denen der Autor wieder und wieder über Mario Barth herzieht - ohne seinem ersten Urteil dabei irgendeinen neuen Aspekt hinzuzufügen.
Auch Dieter Bohlen oder Heidi Klum werden wieder und wieder mit den ewig selben Argumenten kritisiert.

Ich mag weder Mario Barth noch Dieter Bohlen noch Heidi Klum - aber ich brauche keine 250 Seiten, um das mitzuteilen.

Fazit: Eine Schimpftirade gegen das Seichte, die sich ausschließlich an die Seichten wendet und keinen wirklich überraschenden neuen Gedanken zum Thema enthält.

13 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.