Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hrafnaklukka
Wohnort: 
Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2013
Der Sarg
Strobel, Arno

Der Sarg


ausgezeichnet

Arno Strobel war mir mir schon vorher als Autor spannender Psychothriller bekannt, und sein neuestes Werk "Der Sarg" reiht sich nahtlos in die Riege der Top-Thriller ein.
Hauptkommissar Bernd Menkhoff, bekannt aus dem Thriller "Das Wesen", hat sich aus privaten und beruflichen Gründen nach Köln zum KK11 versetzen lassen. Seine neuen Kollegen geben sich Mißtrauisch, und besonders KHK Udo Riedel beobachtet ihn mit Argusaugen. Und bei dem Fall, mit dem sie bald konfrontiert werden, ist sein ganzes Können gefragt: Inge Glöckner, reiche Erbin, wird lebendig begraben und stirbt quallvoll ion ihrem Sarg. Zur gleichen Zeit hat ihre Halbschwester Eva, zu der sie nie ein gutes Verhältnis hatte, immer wieder kehrende Alpträume - in denen sie lebendig begraben begraben ist. Wenn sie erwacht, kann sie die Male von den Fesseln noch spüren - und sehen. Ein Zufall? Menkhoff beginnt, ihr Umfeld in Augenschein zu nehmen, als eine weitere Frau verschwindet. Und auch diesmal war Eva im Geiste bei ihr. Ihre Freundin Wiebke überredet sie zu einem Termin bei dem Psychater Burghard Leienfeld. Liegt die Lösung des Problems in Evas Vergangenheit?
Ich habe "Der Sarg" aus der der Hand gelegt und emin erster Gedanke war "Wow". Ein sehr guter Thriller, der aber nicht zimperlich mit dem Leser umgeht und nichts für zarte Seelen ist - ein Thriller, der unter die Haut geht. Und dabei geht es nicht um besonders brutale Szenen, die der Autor bechreibt - es sind eher die nicht gesagten Dinge, die Andeutungen vom Horror, die mir unter die Haut gegangen sind. Und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, so groß war der Drang, zu Wissen, was passiert ist. Durch die recht einfache Schreibweise war ich schnell in der Geschichte versunken und konnte viele Seiten in einem Rutsch lesen.
Was "Der Sarg" von vielen anderen Thrillern unterscheidet ist die Konfrontation mit - im ersten Moment - unwahrscheinlichen Tatsachen. Solche Geschichten haben mir schon immer gut gefallen, das Verwischen von Fiktion und Realität. Warum träumt Eva immer zeitgleich mit den Morden? Woher kommen Evas Verletzungenbeim Erwachen? Selbst als geübter Krimileser bin ich erst kurz vor der tatsächlichen Auflösung dem Täter auf die Spur gekommen. Der Autor hat einige falsche Fährten gelegt, und erst nach und nach ist es mir gelungen, die verschiedenen Figuren und Ereignisse in einen Zusammenhang zu bringen.
Die einzig schon bekannte Figur im Buch war Bernd Menkhoff, der nach "Das Wesen" bei mir keinen beonders positiven Eindruck hinerlassen hatte. Daher war ich anfangs nicht wirklich begeistert, ihm hier in Köln wieder zu begegnen. Aber die Figur hat sich entwickelt, und ich hätte nichts dagegen, nochmal von ihm und den Kollegen vom KKH11 zu lesen. Auch die anderen Figuren des Buches waren gut gezeichnet, und zu fast jedem hatte ich ein klares Bild vor Augen. Arno Strobel hat nicht soviel Wert auf die Persönlichkeit der Mordopfer gelegt, sondern sich eher auf das Umfeld konzentriert. Besonders gut gefallen hat mir die Figur des "Dagger", der als Rocker mal nicht das "Bad Guy"-Image vertreten hat und anstatt Waffen und Drogen die Stadt Köln mit Torten versorgt.
Was lässt sich sonst noch zu dem Buch sagen? Arno Strobel muss sich längst nicht mehr hinter den Top-Thriller Autoren verstecken, sondern spielt in der oberen Liga mit. Als Thriller-Fan sollte man sich "Der Sarg" nicht entgehen lassen. Und auch das nächste Buch, zu dem schon eine Leseprobe im buch zu finden ist, wird auf meiner Wunschliste ganz oben stehen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2010
Das Wesen
Strobel, Arno

Das Wesen


sehr gut

Der Begriff Wesen bezeichnet den philosophischen Fachbegriff für das, was einer Sache/ Person ganz charakteristisch zu eigen ist. (Quelle: Wikipedia)
Jeder Mensch hat seinen Gegenspieler, und was für Batman der Joker ist, ist fernab der Kinoleinwand der Psychiater Joachim Licher für den Kommissar Bernd Menkhoff. 16 Jahre ist es her, seit Menkhoff und sein Kollege Seifert Joachim Lichner des Mordes an der kleinen Juliane beschuldigt und überführt haben. Und nun staunen sie nicht schlecht:: bei einer anonymen Vermisstenmeldung stehen sie auf einmal vor der Haustür von Dr. Lichner, der nicht weniger erstaunt als die beiden Polizisten zu sein scheint. Besonders heikel an der Sache ist, das Menkhoff kurz nach Lichners Inhaftierung eine Beziehung zu dessen ehemaliger Lebensgefährtin Nicole aufgenommen hat, die den Psychiater beim Prozess mit ihrer Aussage schwer belastet hat. Und nun soll Lichners Tochter Sara verschwunden – nur das dieser behauptet, keine Tochter zu haben. Doch es existieren Klinikunterlagen von der Geburt und eine amtliche Bescheinigung. Spielt Lichner ein falsches Spiel mit der Polizei, oder versucht tatsächlich jemand, ihn herein zu legen?
Ich lese sehr viel und sehr gerne, Thriller und Krimis gehören mit zu meiner bevorzugten Lektüre. Aber nur selten stosse ich auf wirklich gute, intelligente und vor allem unendlich spannende Geschichten, die sich deutlich von „Einheitsbrei“ abheben. „Das Wesen“ gehört für mich eindeutig in diese Kategorie. Das Buch lebt nicht von blutigen Splatter-Elementen oder billiger Effekt-Hascherei, sondern eher von dem, was nicht gesagt wird und nur im Kopf des Lesers statt findet. Das hat mir besonders gut an diesem Buch gefallen. Mit einem geschickten Mix aus den Ereignissen der Vergangenheit und dem aktuellen Fall in der Gegenwart wurde ich immer tiefer in die Handlung gezogen, in der die Grenze von realen Ereignissen und falschen Fährten fliessend ist. Auch die Charaktere sind authentisch beschrieben, sind nicht schwarz/weiss sondern haben alle ihre Ecken und Kanten und passen perfekt zur Handlung. Warum ich nur vier Sterne vergeben habe? Für meinen Geschmack hätten die Nebenschauplätze besser ausgearbeitet sein können, das heisst, ich hätte gerne mehr über die private Situation der Ermittler und des / der Täter erfahren, das hätte die Handlung rund gemacht. Der Plot ist gut durchdacht war auch relativ überraschend, aber mehr möchte ich dazu nicht verraten.
„Das Wesen“ ist – genauso wie sein Vorgänger „Der Trakt“ ein intelligent geschriebener Thriller, den man flüssig in einem Rutsch durchlesen kann (und auch wird). Die Leseprobe zu Arno Strobels neuem Buch am Ende macht Lust auf mehr, und so wird es sicherlich auch auf die Liste meiner Vorbestellungen landen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2010
Du
Drvenkar, Zoran

Du


ausgezeichnet

„Es waren einmal fünf Mädchen, und ich war eine davon“.

In diesem Fall war ich nicht nur eine von fünf Freundinnen, sondern auch auch noch diverse andere Figuren - „Du“. Und die Schreibweise ist ist nicht das einzige ungewöhnliche an diesem Roman- es ist eine Mischung aus Roman, Road-Movie und Krimi. Kopfkino vom feinsten - ein Buch das geradezu danach schreit, verfilmt zu werden. Erzählt wird die Geschichte aus vielen Perspektiven, jede Figur bekommt die Chance, den Verlauf der Geschichte auf seine Weise darzustellen. Und das geschieht nicht in der handelsüblichen „Ich“-Perspektive, sondern der Autor spricht den Leser als Protagonisten mit „Du“ an, was der Geschichte eine sehr persönliche Note verleiht. Doch worum geht es genau? Da sind zum einen fünf Freundinnen, die alles füreinander tun würden und durch dick und dünn gehen. Und da ist Mirko, dessen Verliebtheit in eine der fünf sein Schicksal wird. Ragnar hat seinen Bruder verloren – Oskar sitzt steif gefroren mitten im Sommer am Swimmingpool. Und natürlich gibt es da noch den Reisenden – den Mann, der alle paar Jahre einen Berg Leichen hinterlässt. Was diese Figuren miteinander gemein haben, muss man selber heraus finden – in diesem Fall ist der Weg das Ziel, es geht nicht nur um einen spektakulären Plot, sondern in erster Linie darum, wie sich die verhängnisvollen Ereignisse ergeben haben. Dabei spielt die Vergangenheit eine ebenso grosse Rolle wie die Gegenwart. „Du“ ist anfangs nicht ganz einfach zu lesen, doch wenn man erst mal im Lesefluss ist, kommt man leider viel zu schnell zum Ende. Die meisten Figuren (ganz besonders die fünf Mädels) wecken trotz ihrer Fehler und Schwächen Sympathien, die rasante und originelle Handlung lässt einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Besonders gut hat mir gefallen, das einige Szenen doppelt dargestellt wurden – jeweils aus Sicht einer anderen Person. Die verschiedenen Blickwinkel waren keinesfalls langweilig, sondern haben der Handlung eine besondere Note verliehen. Doch „Du“ ist viel mehr als eine gut geschriebene und spannende Geschichte. Einige Szenen und Dialoge sind schon beinah komisch, während es doch eigentlich um viel tiefgründigere Themen geht – Schuld, Moral, Freundschaft, Familie – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Das Buch ist keine einfache Lektüre, weder vom Inhalt her, noch von der Schreibweise. Man muss sich schon genug Zeit nehmen, und sich damit auseinander setzen – auf keinen Fall ist ein Happen für zwischendurch. Doch der Aufwand lohnt sich: mich hat „Du“ richtig beeindruckt, und es ist ein Buch, das man nicht so einfach aus der Hand legt, sondern das auch noch einige Zeit danach im Kopf präsent ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2010
Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5
Läckberg, Camilla

Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5


ausgezeichnet

Die Katze lässt das mausen nicht .........

Und genauso wenig kann Patrick Hedström sich seiner Polizeidienststelle fernhalten – und das, obwohl er im Erziehungsurlaub ist. Und dort sind seine Kollegen mehr als Dankbar für seine Unterstützung: Erik Frankel, Experte für den Nationalsozialismus, wird tot in seinem Haus aufgefunden? Die Rache der aufkeimenden Neonazi-Bewegung oder war es ein Mord mit persönlichen Motiven? Und auch Patricks Frau Erika kannte den verstorbenen: der Jugendfreund ihrer Mutter wollte ein Erbstück von Elsy - einen Orden aus dem zweiten Weltkrieg- für sie untersuchen. Schon bald merken Patrick und seine Kollegen, das die Vergangenheit eine große Rolle bei ihren Ermittlungen spielt und sie erst vergangene Ereignisse klären müssen, um die Rätsel der Gegenwart zu lösen.

Obwohl ich die ersten vier Bände (Die Eisprinzessin schläft / Der Prediger von Fjällbacka / Die Töchter der Kälte / Die Totgesagten ) bis jetzt noch nicht kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten, Zusammenhänge herzustellen und der Handlung im Hintergrund zu folgen. Ein tolles Buch, ein erstklassiger Krimi, spritzig geschrieben mit einem gewissen Humor, bei dem man die Zusammenhänge nicht direkt erahnen kann, sondern wirklich mit den Ermittlern rätseln muss. Die Handlung ist eine gelungene Mischung aus den Geheimnissen der Vergangenheit und einer Mordermittlung in der Gegenwart. Immer wieder schweift die Autorin in die Vergangenheit von 1944-1945, und so klärt sich langsam auch der Nebel der Gegenwart. Die Kriegserlebnis sind anschaulich, aber auch schonungslos geschildert, der Autorin gelingt es, ein Gefühl für die damalige Zeit zu vermitteln, so das man die Handlungen der einzelnen Personen (die in Friedenszeiten sicher manchmal anders ausgefallen wären) nachvollziehen kann. Durch die Ausflüge in die Vergangenheit hat sie sich selber ein ungeheures Potential geschaffen, die Entwicklung der Charaktere zu erklären – und das hat sie auch gut genutzt. So kann man sich beispielsweise die Kälte Elsys ihren Töchtern gegenüber und den brodelnden Hass in Frans erklären, wo am Anfang nur Abneigung und Unverständnis war. Außerdem ist das Buch flüssig zu lesen, auf den 512 Seiten gibt es keine langweiligen Passagen, wobei die Autorin nicht mit blutigen Details aufwarten muss, um die Leser bei der Stange zu halten. Das spannende und auch überraschende Finale krönt dann die schlüssige Geschichte um die sympathischen Ermittler.

„Engel aus Eis“ ist einfach ein Krimi, der sich beim Lesen gut anfühlt, in den man eintauchen kann und noch einige Zeit nachwirkt. Ich werde mir auf jeden Fall die ersten vier Bände besorgen, denn die Handlung und die Figuren haben mich zu 100% überzeugt.

Bewertung vom 14.08.2010
Die Stille nach dem Schrei
Sammer, Isolde

Die Stille nach dem Schrei


ausgezeichnet

Bei dem Buch „Die Stille nach dem Schrei“ handelt es sich nicht um einen herkömmlichen Krimi, bei dem der Leser mit rätseln kann, wer denn nun der Täter ist – es ist eher ein ausgefeilter Psychothriller, bei dem die Rollen von Gut und Böse von Anfang an klar verteilt sind. Nur die einzelnen Zusammenhänge muß der Leser auseinander dröseln.
Einfach hat es Martin Werneck nicht gehabt: seine Mutter litt an postnatalen Depressionen und hat sich kurz nach seiner Geburt das Leben genommen, und in seinen ersten fünf Lebenjahren ist er von einem zum anderen geschoben worden. Bis sein Vater Irene kennen- und lieben gelernt hat. Von da an wuchs er in recht stabilen familiären Verhältnissen auf, vom Vater verwöhnt, von der „Omili“ verhätschelt, einzig Irene versucht, den problematischen Jungen an der Kandarre zu halten. Die Geburt seines Halbbruders Jonas macht es auch nicht gerade einfacher. Der Vater stirbt früh an einem Herzinfarkt, und so steht Irene alleine da mit den Jungen. Und dann geschieht das Unfassbare: Martin tötet Jonas im Affekt. Behauptet er. Er will beobachtet haben, wie der vierzehnjährige Jonas den etwas jüngeren Joey von einer Kirmes weg gelockt hat, um ihn zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Die ganze Sache sei aus dem Ruder gelaufen und Jonas habe Joey getötet – in dem Moment, in dem Martin die verlassenen Scheune betrat. Das hat in ihm Erinnerungen auf seinen eigenen Mißbrauch durch den Vater geweckt, und konfrontiert mit seinem eigenen Kindheitstrauma hat er Jonas im Affekt erschlagen und anschließend versucht, die Spuren mit einem Brand zu beseitigen. Wahrheit oder Lüge? Irene kann es nicht glauben, der ermittelnde Kommissar Schneider ebenfalls nicht. Doch der smarte Martin überzeugt Psychologen und Richter: er kommt frei. Auch die scheue Tina glaubt felsenfest an seine Unschuld und lässt sich auf seine Phantasien und Spiele ein. Derweil geben Irene und der Kommissar nicht auf, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das Netz zieht sich immer weiter zu, und bald ist nicht nur Tinas Bruder Benny in Gefahr …......
Nach der wirklich tollen Leseprobe hatte ich Großes erwartet – und bin nun, nachdem ich die ganze Geschichte gelesen habe, etwas enttäuscht. Das Buch war gut geschrieben und flüssig zu lesen, eines dieser leicht verdaulichen Werke und es hatte sicherlich auch spannende Momente. Aus der wirklich guten Idee hätte die Autorin allerdings etwas ganz anderes machen können. Die Geschichte war von Anfang an und blieb bis zum Ende voraussehbar und hat keine großartigen Wendungen und Überraschungen bereit gehalten. Dafür hat es die Autorin verstanden, die Atmosphäre und Stimmung des Buches an den Leser weiter zu reichen und die jeweiligen Stimmungen der Protagonisten authentisch zu beschreiben. So hatte ich als Leser zwar kein Verständnis für Tinas Handlungen, konnte sie aber ein Stück weit nachvollziehen. Sehr erfrischend fand ich, das die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen dem Opfer und dem Ermittler im Kein erstickt wurde und nicht zu einer never-ending-lovestory geworden ist. Auch die Hintergrundinformationen über den Zusammenhang zwischen Erziehung, Genen und Verbrechen waren gut recherchiert und sehr Informativ. Das Ende ist keine große Überraschung, aber endgültig und es bleiben keine Fragen offen. In dem Genre gibt es sicher spannendere Werke, aber als Erstlingswerk kann es sich durchaus sehen lassen und ich denke, die Autorin werde ich auf jeden Fall im Auge behalten.

Bewertung vom 14.08.2010
Die Zahlen der Toten / Kate Burkholder Bd.1
Castillo, Linda

Die Zahlen der Toten / Kate Burkholder Bd.1


sehr gut

„Die Zahlen der Toten“ von Linda Castillo ist der erste Teil um die smarte Ermittlerin Kate Burkholder, die in der örtlichen Amisch-Gemeinde aufgewachsen ist und dem zur Selbstzerstörung neigende BCI-Ermittler John Tomasetti. Beide schleppen eine Menge emotionales Gepäck und dunkle Geheimnisse mit sich herum, die die Ermittlungen im Falle des „Schlächters“ erschweren. Und sofort ist der Leser mitten drinn im grausamen Geschehen: eine junge Frau wird auf bestialische Art und Weise ermordet, ihre Leiche kurze Zeit später auf einer Kuhwiese gefunden. Die auf dem Bauch eingeritzte römische Ziffer erinnert an einen 16 Jahre zurück liegenden Fall: der „Schlächter“ hatte damals einige Frauen auf ähnliche Weise verstümmelt und gezeichnet. Doch er kann nicht zurück sein, das weiß Kate ganz genau – sie selber hat ihn als 14-jährige im Affekt erschossen. Hat er doch überlebt und ist zurück gekehrt? Oder ist ein Nachahmer am Werk? Zur Unterstützung reist der BCI-Ermittler Tomasetti an, der schon bald ahnt, das Chief Burkhold ein dunkles Geheimnis hat. Zwei verwundete Seelen mit einer schrecklichen Geschichte, die zusammen einen Serienkiller jagen müssen. Werden sie Erfolg haben? Obwohl das Buch einige Schwächen hat, kann sich die Gesamt-Geschichte durchaus sehen lassen. Einen Serienmörder in eine gemischte Englisch/Amisch-Gemeinde anzusiedeln ist der Autorin sehr gut und vor allem Glaubwürdig gelungen. Die verschiedenen Kulturen, die seit langer Zeit nebeneinander leben und doch immer wieder aufeinander prallen, erschweren die Ermittlungen, machen sie aber auch außergewöhnlich und interessant. . Weniger gut haben mir die Klischee-Figuren gefallen. Der Alkohol-Tabletten-Abhängige Ermittler, der ständig am Abgrund tanzt ist für meinen Geschmack schon etwas zu oft bemüht worden. Auch der Täter lässt sich schon relativ früh erahnen. Das tut dem Lesevergnügen allerdings keinen Abbruch, denn hier ist der Weg das Ziel – die Ermittlungen sind interessant und auch die persönlichen Entwicklungen gefallen mir gut. Die Geschichte ist flüssig zu lesen (ich habe das Buch wirklich an einem Tag geradezu verschlungen), hat keine langatmigen Passagen und ist außerdem atmosphärisch dicht. Teilweise habe ich mich so gut in die Handlung eingefunden, das ich komplett in die kalte, schneebedeckte Welt eingetaucht bin. „Die Zahlen der Toten“ ist ein guter Thriller, über die wenigen Schwächen kann man locker hinweg lesen.

Bewertung vom 24.07.2010
Mädchenfänger / Bobby Dees Bd.1
Hoffman, Jilliane

Mädchenfänger / Bobby Dees Bd.1


ausgezeichnet

Das Buch hat gehalten, was die Leseprobe versprochen hat: „Mädchenfänger“ ist ein spannender Psychothriller, den man nicht mehr aus der Hand legen mag. Die 13-Jährige Elaine „Laney“ Emerson ist mit ihrem Leben nicht zufrieden: für die Mutter ist nur der Stiefvater und der kleine Halbbruder Bradley wichtig, ihre ältere Schwester Liza hat ihre eigenen Probleme. Da kommt der smarte Zach, blonder Schwarm aller Mädchen, mit seinem 1000-Watt-Lächeln gerade recht: zwar kennt sie ihn bis jetzt nur aus dem Chatroom, doch das soll sich jetzt bei einem Treffen ändern. Doch was der Leser schon ahnt, erfährt sie schmerzlich am eigenen Leib: „Zach“ ist nur ein virtuelles Phantom, und sie befindet sich in der Gewalt des „Mädchenfängers“. Der FBI-Agent Bobby „Shepherd“ Dees ist Spezialist im Auffinden verschwundener Kinder – nur seine eigene Tochter Katy konnte er nie nach Hause holen. Schon bald fängt der Mädchenfänger an, Kontakt mit ihm aufzunehmen – über den abgehalfterten Journalisten Mark Felding lässt er ihm Portraits verschwundener Mädchen zukommen, jeweils mit einem Hinweis auf den Fundort ihrer Leichen.Die Presse gibt ihm den Künstlernamen „Picasso“. Bobby und seinem Kollegen Zo bleibt nicht viel Zeit, um „Picasso“ zu stoppen und Laney zu finden …...
Diese Story ist nichts für schwache Nerven – und obwohl die Atmosphäre teilweise recht beklemmend ist, kann man das Buch kaum mehr aus der Hand nehmen. Schwachstelle sind meiner Meinung nach die etwas überbelasteten Klischees, die die Autorin verwendet – Laney entspricht haargenau dem Prototyp eines Teenagers, der sich aufgrund mangelndem Selbstbewustseins die Bestätigung aus dem Internet holt und der FBI-Agent Bobby, der alle Kinder finden kann, nur sein eigenes nicht. Und trotzdem ist die Thematik brandaktuell – Gefahren die aus dem noch relativ neuen Medium PC im Internet lauern, Pädophile, die einen neunen Jagdgrund gefunden haben, ohne ihre Identität preis geben zu müssen. Der flüssige Schreibstil der Autorin und die spannenden, teilweise dramatischen Wendungen wecken den Wunsch, Termine abzusagen und Schlafenszeiten zu ignorieren. Mir hat „Mädchenfänger“ wesentlich besser als die anderen Bücher der Autorin gefallen, die Story ist sehr viel komplexer und dieses Buch hat auch keine langatmigen Passagen, die man lieber überlesen möchte. Die Abkürzungen, der Chatslang, fand ich sehr passend gewählt – alles andere hätte eher altbacken gewirkt und nicht realistisch. Das Ende ist gut – wenn auch ab einem gewissen Punkt vorhersehbar und vielleicht etwas zu dick aufgetragen. „Mädchenfänger“ ist ein Buch, das ich bedenkenlos weiter empfehlen kann und das einige spannende Lesestunden garantiert.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2010
Die Spur der Kinder
Winter, Hanna

Die Spur der Kinder


gut

Vor zwei Jahren wurde für die Schrifstellerin Fiona Seeberg ein Alptraum Wirklichkeit: ihre kleine Tochter Sophie, 2 Jahre alt, verschwand spurlos von einem Spielplatz.Einziger Hinweis, den der Täter hinterließ, war eine durch einen Boten zugesandte weiße Lilie. Und noch mehr Kinder sind seitdem vom selber Täter entführt worden – auch von ihnen fehlt jede Spur. Kommissar Piet Karstens und seine neue Kollegin Frauke Behrendt suchen immer noch nach Spuren in diesem scheinbar unlösbaren Fall. Nachdem der kleine David entführt wurde, werden Fiona und ihr Verlobter Adrian Riedel nochmals befragt – eine Wendepunkt im Leben der jungen Frau, die seit der Entführung alkoholumnebelt auf einem nahen Spielplatz ihren Erinnerungen nachhängt, anstatt an einem neuen Roman zu arbeiten. Sie geht zu den anonymen Alkoholikern, dort lernt sie Theresa kennen, deren düsteres Geheimnis mit ihrem Leben verwoben zu sein scheint. Und plötzlich taucht da noch Jens auf, gegen den sie eine einstweilige Verfügung erwirkt hat. Und auch der Rentner aus dem nahe gelegenen Seniorenheim wirkt verdächtig. Als dann noch die kleine Luna Gracia verschwindet, ist höchste Eile geboten um das Leben des Kindes zu retten …...
Für ein Erstlingswerk ist „Die Spur der Kinder“ recht gut gelungen – ich sehe da jedoch noch eine Menge Entwicklungspotential. Die Schreibweise ist sehr einfach und erhebt keinen großen Lese-Anspruch, und trotzdem ist das Buch sehr spannend. Die Sympathien werden von Anfang an ganz klar verteilt – ob es nun beim undurchsichtigen, etwas aggressiv wirkenden Verlobten Adrian ist oder der auf eine Karriere hoffenden Frauke Behrendt. Auch der Fortgang der Randgeschichte lässt sich schnell erahnen, wobei ich aber finde, das die Autorin einige male über das Ziel hinaus geschossen ist. Die Dialoge wirken oft lebendig und nur an manchen Stellen etwas erzwungen. Einige Fäden verlaufen im Sande, so wundert es doch, das das Verschwinden eines Erziehers nicht mehr Aufsehen erregt. Es gibt viele verschiedene Spuren, viele Verdächtige, aber trotzdem ist die Auflösung schlüssig und am Ende doch eine Überraschung. Doch nicht alle Fragen werden geklärt, so hätte mich doch beispielsweise doch interessiert, was es mit den Kindern von Herrn Brommer auf sich hat. Auch einige Logikfehler haben mich etwas gestört: kann ein Kommissar der Polizei wirklich so einfach über den Aufenthaltsort einer Halbwaisen entscheiden, ohne das dies vorher überprüft worden ist? Noch dazu, wo die betreuende Person offensichtlich ein Problem mit Alkohol hat? Diese kleinen Schönheitsfehler haben mich zwar etwas gestört, mir den Spass am Buch aber nicht vermiest. „Die Spur der Kinder“ ist ein spannender, flüssig zu lesender Krimi, der kleine Schwächen hat, für einen Tag im Liegestuhl jedoch bestens geeignet ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2010
Leopard / Harry Holes 8.Fall
Nesbø, Jo

Leopard / Harry Holes 8.Fall


ausgezeichnet

Kein anderer Ermittler leidet so stilvoll wie er: Harry Hole ist wieder da. In seinem achten Fall „Leopard“ ist er ganz unten angekommen: er fristet sein Dasein in Hongkong, wo er von Glasnudeln und Opium lebt. Da taucht unerwartet eine neue Kollegin aus dem alten Ermittlerteam auf: Kaja Sollness hat den Auftrag, Harry wieder zurück nach Oslo zu bringen, wo er Jagd auf einen Serienmörder machen soll. Allein die Tatsache, das sein Vater schwer erkrankt im Hospital liegt vermag ihn zu überzeugen, wieder nach Hause zu fliegen. Dort angekommen muß er sich nicht nur mit den neuesten Mordfällen auseinandersetzen, sondern sich auch noch um die Zuständigkeit mit dem Kriminalamt schlagen. Bis dahin sind drei Frauen auf grauenvolle Weise ums Leben gekommen: zwei wurden mit einem sogenannten „Leopoldsapfel“ getötet, eine dritte wurde in einem alten Schwimmbad erhängt aufgefunden. Nach und nach gelingt es Harry, die Opfer miteinander in Zusammenhang zu bringen. Doch um dem Täter wirklich auf die Spur zu kommen, muss er sich seinem schlimmsten Alptraum stellen: dem Schneemann …...

Wer Harry Hole auf seinem steinigen Weg begleitet, muß wirklich hart im Nehmen sein: nicht nur seine Fälle sind außergewöhnlich, auch sein Privatleben und seine Sucht nach einem Rausch sind alles andere als einfach. Und obwohl Harry Hole eigentlich die Sorte Ermittler ist, die ich so gar nicht leiden kann, habe ich ihn trotzdem lieb gewonnen: wo seine Kollegen ihren Kummer schnöde in ihren eigenen vier Wänden im Alkohol ertränken, steht Hole zu seinem Versagen, zelebriert es geradezu. Auch die anderen Figuren entsprechen nicht den gängigen Klischees: wie auch im richtigen Leben schaut man ihnen nur vor den Kopf und ist auch hier vor Überraschungen und Enttäuschungen nicht gefeit, was aber gut zum Schreibstil und zur Handlung passt und sich nahtlos einfügt.

Wie auch schon in den Vorgänger-Romanen entwickelt Nesbo eine originelle Grundidee zu einer irrwitzigen Ereigniskette, die die Ermittler in verschiedene Teile der Welt schickt und den Leser atemlos vor Spannung zurück lässt. Hier geht es nicht um einen 08-15- who-done-it: der Autor verlangt von seinen Lesern Aufmerksamkeit und Köpfchen, ein schnelles Überfliegen geht nicht. Dafür wird man aber auch mit einem besonderen Krimi belohnt, der trotz seiner knapp 700 Seiten keine Längen kennt. Dabei legt er so viele Fährten und für uns auf so viel verschiedene Spuren, und doch ist am Ende alles anders als gedacht. Die Handlung ist spannend, der Erzählstil außergewöhnlich und der Kriminalroman (der diese Bezeichnung als einer der wenigen wirklich verdient hat) flüssig zu lesen.

Das einzige, was ich an dem Buch zu bemängeln habe, ist der Titel: der Originaltitel „Panserhjerte“ ist auf jeden Fall passender und stimmiger als der deutsche „Leopard“. Das stört das Lesevergnügen aber nicht wirklich.

Fazit: „Leopard“ ist kein Krimi für Zwischdurch, aber wer gut ausgefeilte Handlungen und keine Komplettlösungen mag, der sollte sich das Buch keinesfalls entgehen lassen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.