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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kristina König
Wohnort: 
Herford

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2010
Stadt der Diebe
Benioff, David

Stadt der Diebe


ausgezeichnet

In "Stadt der Diebe" erzählt David Benioff die Geschichte seines Großvaters. Lew Beniow hat während der Belagerung Leningrads durch die Deutschen während des Zweiten Weltkrieges Unvorstellbares gesehen und erlebt. Sein Enkel findet sensible und eindringliche Worte, um diese fassbar zu machen.

David Benioffs Ton ist leicht und voller Humor, der die Tragik und Grausamkeiten dieser Geschichte erträglich macht. Sein wundervoller Stil unterstreicht die klúgen Aussagen des Romans.

Als Leserin habe ich ganz beiläufig eine Menge über die russische Kultur, Geschichte und Seele gelernt.

Dunkelheit und Humor sind hier auf einzigartige Weise miteinander verzahnt. Die Charaktere leben, sind begreifbar und plastisch, fein herausgearbeitet und eigenwillig. ´Selbst die Nebenfiguren zeichnet Benioff eindrücklich.

Sein Roman ist schalkhaft, klug, aufwühlend und verstörend. Das Ende ist bitter-romantisch, auf eine sehr lakonische Art und Weise.

Jede Szene besitzt ein angemessenes Gewicht, nie wird Drama um des Dramas willen gemacht. Im Gegenteil: Die schlimmsten Szenen schildert der Autor besonders feinfühlig,deutet nur an, zeichnet sie unaufdringlich, fast schon schlicht. Gerade dadurch gewinnen sie Eindrücklichkeit.

Ich kann gerade kein neues Buch anfangen, da ich noch an "Stadt der Diebe" zu knabbern habe. Es ist stellenweise schwer verdaulich, aber gerade dadurch umso wertvoller. Die Figuren, die Stimmung, die Landschaftsbeschreibungen, das Geschehen selbst hat sich mir eingebrannt und wirkt noch nach.

"Stadt der Diebe" ist ohne Zweifel ein Highlight meines Lesejahres.

10 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2010
Lasra und der Herr der Inseln
Tschirner, Susanne

Lasra und der Herr der Inseln


ausgezeichnet

Der Roman schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und beleuchtet Geschehnisse des ersten Teils aus einer neuen Perspektive. Dadurch gewinnen frühere Ereignisse neue Tiefe und Bedeutung.

Susanne Tschirner schreibt mal lieblich, mal herb, aber immer sinnlich.

Ihre Figuren sind schlüssig und glaubhaft. Alle haben Fehler und Ecken und Kanten, was die Charaktere zum einen liebenswürdig, zum anderen "echt" macht.

Der Hintergrund ist sehr sorgfältig recherchiert, und die archäologischen Fakten werden so beiläufig präsentiert, dass man lernt, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Die Autorin schüttet einen solchen Detailreichtum über dem Leser aus, dass man vollständig in dieser räumlich und zeitlich so fernen Kultur versinkt. Sie erzählt ihre Geschichte mit Muße und feiner Beobachtungsgabe, kurz vor Ende zieht sie das Tempo und die Spannungsschraube straff an.

Das Hauptaugenmerk liegt weniger auf der Ermittlung oder der Liebesgeschichte als vielmehr auf der genauen Schilderung des Alltags im Neolithikum an der Grenze zur Bronzezeit, wie er gewesen sein könnte. Das hebt ihn aus der Masse oftmals nach gleichem Schema ablaufender historischer Romane heraus. Susanne Tschirner geht der Frage nach, wie kulturelle Neuerungen - hier die Bronze - eine Gemeinschaft im Kleinen wie im Großen, zum Guten wie zum Schlechten zu verändern vermag.

Das Ende ist überraschend und gipfelt in einem regelrechten Showdown, wie ich ihn nach der ruhig erzählten Geschichte nicht erwartet hätte. Es ist so aufgebaut, dass noch genug Stoff für eine Fortsetzung vorhanden ist, die Liebesgeschichte von Erill und Lasra, das Geheimnis um die südlichen Kulturen, die weitere Wirkung der Kenntnis um die Bronzeherstellung - all das schreit nach einer Fortführung. dennoch gibt es einen Abschluss, einen, der mich traurig gestimmt und doch erfüllt zurückgelassen hat, weil er sich sehr stimmig in das Gesamtbild einfügt.

Ein sehr, sehr guter Roman.

Bewertung vom 11.03.2010
Die Rabenfrau
Leisner, Regine

Die Rabenfrau


sehr gut

Dieses Buch ist stimmig und in sich fast rund. Mit beschwörender Detailliebe erzählt Regine Leisner, wie die Menschen vor 11 500 Jahren gelebt haben und mit dem Ausbruch des Laacher Vulkans fertig geworden sein könnten. Von dem Moment an, an dem Ravan, die spätere "Rabenfrau" - das heißt, die spirituelle Führerin ihres Volkes - ihr Kind-Sein ablegt, bis hin zu ihrem Tod begleitet der Leser diese Frau. Der Schamane Godain ist ein starkes und faszinierendes Gegengewicht zu Ravan. Beide können nicht voneinander lassen, und doch brechen immer wieder Konflikte zwischen ihnen auf: Welche Macht dürfen Frauen haben, welcher Anteil steht den Männern zu? Roter Faden des Romans ist sowohl eine packende Liebesgeschichte im Angesicht einer fast unvorstellbaren Katastrophe als auch der ewige Kampf der Geschlechter. Der Roman hat mich mit seiner Deteilverliebtheit und seinem tiefen Gefühl stark berührt, die Charaktere und ihre Leben haben mich noch nicht wieder losgelassen.

Leider zerfällt die Geschichte in zwei Teile: Die Zeit von Ravans Frauwerdung bis hin zum zweiten Ausbruch des Laacher Vulkans wird in fast epischer Breite erzählt, als Leser gleitet man tief und in ruhigem Fahrwasser in die Erzählung und das Innenleben der Protagonisten hinein. Die Jahre nach dem Ausbruch jedoch werden nur noch schlaglichtartig beleuchtet. Das ist schade. Zunächst irritiert der Wechsel des Erzähltempos, und leider muss man auch auf einige schöne, stimmungsvolle Schilderungen verzichten,wie man sie in der ersten Hälfte des Buches kennen gelernt hat.

Das Buch steckt voller faszinierender Charaktere, deren Entwicklung nicht vorauszusehen ist. Schwarz-Weiß-Malerei sucht man hier vergeblich. Jeder hat seine Fehler, und fast jeder wächst an seinen Erfahrungen.

Trotz seiner Schäche ist dies ein lohnenswerter Roman.

Bewertung vom 04.03.2010
Als hätten wir alle Zeit der Welt
Whitehouse, Lucie

Als hätten wir alle Zeit der Welt


sehr gut

Mit diesem Roman ist Lucie Whitehouse ein Meisterstück geglückt.

Vor dem Hintergrund eines unheimlichen Hauses entfaltet die Autorin ein zwischenmenschliches Drama, das voller überraschender Wendungen steckt. Getragen wird der Roman durch die intensiv ausgearbeitete Gefühlswelt ihrer Figuren, durch schwelgerische Beschreibungen des Hauses und der es umgebenden Natur. Die Sprache ist schön und klar und zieht den Leser direkt und ohne Gnade ins Geschehen.

Eine Gruppe von Freunden verbringt jedes Wochenende im Jahr in Stoneborough Manor. Schleichend, aber tiefgreifend verändert sie das Haus. Die Personen leben in ihm, als hätten sie alle Zeit der Welt - daher der Titel. Man nimmt an ihren Ausschweifungen, an ihrem Schicksal Anteil.

Subtil entfaltet der Roman seine Schauerwirkung.

Die Autorin wendet einen mir bis zu diesem Buch unbekannten Kunstgriff an: Jedes Kapitel schließt sie mit einem Satz, der die Assoziationen, die das Kapitel weckt, in Worte fasst. Das ist gewöhnungsbedürftig - zunächst störte es mich - aber originell.

Mit wenigen Worten weckt Lucie Whitehouse Erwartungen, um geschickt mit ihnen zun spielen.

"Als hätten wir alle Zeit der Welt" ist ein außergewöhnlicher Schauerroman, da die Emtionen seiner Protagonisten im Mittelpunkt stehen und der Grusel sehr unterschwellig - dafür aber umso einprägsamer - ist.

Sehr, sehr empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2010
Der Ruf des Kiwis / Maori Bd.3
Lark, Sarah

Der Ruf des Kiwis / Maori Bd.3


ausgezeichnet

Der dritte Roman von Sarah Lark behandelt die Lebensgeschichten der Cousinen Lilian Lambert und Gloria Martyn. Wo Lilian sprühend und leichtfüssig ist, kommt Gloria verschlossen und sperrig daher. Gerade das verleiht dem Roman aber Tiefe und Würze, denn Sarah Lark macht mir als Leser verständlich, wie Gloria so geworden ist, wie sie ist, und durch ihre Augen taucht man noch tiefer in die Kultur der Maori ein als in den Folgebänden. Die Geschichte lebt von den sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen, den wundervollen Naturbeschreibungen und den häufigen Ortswechseln, denn mit Jack erlebt man Gallipoli und Ägypten zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Jack erfährt die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges am eigenen Leib, und der Krieg scheint ihn zerstört zu haben, bis er Gloria wiederbegegnet. Die Romanhandlung wird durch Briefe aufgelockert, und manche dieser Briede sind so berührend, dass ich nur raten kann: Taschentücher bereithalten. Besonders Charlottes Abschiedszeilen an Jack haben mich tief berührt. "Der Ruf des Kiwis" ist von einer dunkleren Stimmung, von einer härteren Gangart als die Vorgängerbände, aber nicht weniger gefühlvoll und dramatisch. Das Buch besticht durch eine leichte, eingängige Sprache und kurze, aber wundervolle Naturbeschreibungen. Auch der feine Humor der Vorgänger findet sich hier wieder und bildet einen spürbaren Kontrast zu dem ernsten Thema des Krieges. Ein farbenprächtiger, stimmungs- und gefühlvoller Roman mit faszinierenden Protagonisten, der die Reihe stimmig abschließt und ihr gleichzeitig eine neue Note hinzufügt.

10 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2010
Das Lied der Maori / Maori Bd.2
Lark, Sarah

Das Lied der Maori / Maori Bd.2


ausgezeichnet

Im zweiten Band spielen Helen und Gwyneira weiterhin eine Rolle. Die Autorin zieht das Tempo gewaltig an, denn die Leben ihrer Heldinnen Elaine (Enkelin von Helen) und Kura (Enkelin von Gwyneira) sind ständig in Bewegung. War der Vorgänger schon reich an Gefühl, birst dieses Buch fast vor Emotion. Auch die tragischen Ereignisse erfahren eine Steigerung. Teilweise wirken sie etwas an den Haaren herbei gezogen, doch das stört den Lesefluss nicht. Auch hier ist Sarah Larks Sprache leicht und eingängig, doch nicht schlicht. Die Kultur der Maori kommt in diesem Buch durch die Verlagerung des Schwerpunktes auf die Halbmaori Kura deutlicher zur Geltung als in dem Vorgängerroman. In diesem Buch bildet der Bergbau und die damit verbundene, schonungslos geschilderte Armut den Hintergrund der temporeich verzahnten Ereignisse. Sarah Lark spart nicht an Schilderungen der neuseeländischen Landschaft, und die Personen werden ausladender gezeichnet als noch in dem Vorgänger.

Das höhere Tempo des Erzählflusses, die tragischen Geschehnisse und die damit verbundene Entwicklung der Charaktere, gepaart mit einem feinen Humor, machen auch dieses Buch zu einem Vergnügen. Insgesamt hat es mir sogar besser gefallen als "Im Land der weißen Wolke", denn es geschieht mehr. Hinzu kommt, dass mich Elaines und Kuras Lebensweg wirklich an die Seiten gefesselt da stark berührt hat.

Das Feingefühl der Autorin bei der Zeichnung ihrer Figuren kommt auch hier wieder deutlich zum Tragen. Ich habe mitgehofft, mitgefiebert, mitgelitten wie selten bei einem Roman.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2010
Dunkelheit / Die schwarzen Juwelen Bd.1
Bishop, Anne

Dunkelheit / Die schwarzen Juwelen Bd.1


ausgezeichnet

Anne Bishop entführt den Leser behutsam in ihre komplexe Welt der Juwelen. Stück für Stück gibt sie die für das Verständnis notwendigen Informationen preis. Doch genau das macht diesen Roman so reizvoll, man muss ihn sich "erarbeiten". Die drei magischen Reiche und das Magiesystem selbst erschließen sich einem erst allmählich.

Die Autorin hat eine düstere Welt geschaffen, der jedoch ausgleichend sehr viel Humor gegenüber steht. Dieser teils sehr scharfe Kontrast macht das Buch zu einem Genuß.

Der Roman lebt durch seine Figuren und Dialoge. Tatsächlich ist er stark charakterorientiert, die Personen sind glaubwürdig und weisen schon im ersten Band eine Entwicklung auf, was bei einer mehrbändigen Reihe nicht unbedingt immer gegeben ist.

Eine zarte Liebesgeschichte zieht sich durch die Reihe, die in "Dunkelheit" gerade erst im Entstehen begriffen und in ihrer Gesamtheit bitter-süß ist.

Darüber hinaus ist Vertrauen und Freundschaft ein wichtiges Thema, doch Anne Bishop scheut nicht vor ernsten Betrachtungen zum Thema "Missbrauch" und "Vergewaltigung" zurück, denn dies lässt sie Jaenelle widerfahren.

Es spricht für die Glaubwürdigkeit der Charaktere, dass sie die Narben, die sie dadurch davonträgt, ihr Leben lang trägt, und die Reihe handelt davon, wie sie damit leben und umgehen lernt. Diese Sequenzen sind überaus dunkel und bedrückend, weil solche Dinge in der Realität passieren. Dadurch enthält "Dunkelheit" ebenso wie die Folgebände einen hohen Realitätsbezug, der einen die Geschehnisse noch unmittelbarer erleben lässt.

Ja, "Dunkelheit" ist brutal, doch nie ist die Gewalt Selbstzweck, immer ist sie begründeter Teil der Handlung, und trotz der Schärfe ihrer Darstellung nimmt sie nicht übermäßig viel Raum ein.

Die Autorin konzentriert sich ganz darauf, die Beziehungen zwischen ihren Figuren zu entwickeln. Es gibt nicht "die" Hauptfigur, mehrere Charaktere stehen gleichrangig nebeneinander, und erst allmählich kristallisiert sich das Netz ihrer Verbindung zueinander hinaus.

Man könnte auch sagen: "Dunkelheit" (und Folgebände) ist / sind eine Familiensaga - nur eben in einer phantastischen Welt angesiedelt, in der drei Reiche nebeneinander existieren, von denen jedes seine eigene Note hat.

Mit Landschafts-und Figurenbeschreibungen hält sich Anne Bishop zurück, sie vermittelt gerade so viel an Informationen, um ein Bild im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Im Grunde lässt sie der eigenen Phantasie des Lesers viel Raum, und auch das hat mich für die "Schwarzen Juwelen" eingenommen. Sie feuert das Kopfkino an, ohne es in vorgeschriebene Bahnen zu zwingen.

Die Geschichte hat einen hohen Anteil an Erotik, die genauso subtil wie drastisch dargestellt wird. Doch im Zentrum stehen die Gefühle, und die werden wunderbar feinfühlig und warmherzig, mit Sinn für kleine Gesten, vermittelt.

Zweifellos die größte Stärke der Autorin ist die Schaffung von Welten, Charakteren und ihrem Beziehungsgeflecht.

Mein Exemplar von "Dunkelheit" ist mittlerweile stark zerlesen, da ich dieses Buch wieder und wieder lese. Seinen Reiz verliert es für mich nicht, im Gegenteil, ich fühle mich Jaenelles selbstgewählter Familie immer inniger verbunden. Das Buch zu lesen ist für mich wie eine Heimkehr.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2010
Im Land der weißen Wolke / Maori Bd.1
Lark, Sarah

Im Land der weißen Wolke / Maori Bd.1


ausgezeichnet

Farbenprächtig und mit Sinn fürs Detail, aber nicht zu überladen erzählt Sarah Lark die Geschichte von Gwyneira und Jane. Die ungleichen Frauen werden während der Überfahrt nach Neuseeland zu Freundinnen. Beide sehen sich, angekommen, mit einer Realität konfrontiert, die im Gegensatz zu ihren Erwartungen steht. Die Sprache ist klar und direkt, dabei aber sehr schön. Immer wieder fließen Naturbechreibungen ein, die das Bild abrunden. Die Charaktere - selbst die Nebenfiguren - erfreuen durch eine lebendige Ausgestaltung. Zwar ist manches Geschehen vorhersehbar, doch die Vielfalt der Erzählung an sich, die geschmeidige Sprache gleicht das wieder aus. Die Biographien der beiden Frauen und ihrer Familien sind lebensprall und voller Tragik, ohne jemals überzogen zu wirken. Bis zum Schluss ist der Roman spannend und reisst emotional mit. Die Autorin spielt meisterhaft auf der Klavitatur der Gefühle des Lesers. Der Roman ist voll mit Gefühlen, reich an vermittelten Sinneseindrücken. Man meint, in die damalige Zeit nach Neuseeland versetzt zu werden. Einziges Manko: Die "Maori-Kriege" finden lediglich eine beiläufige Erwähnung. Hier wäre Stoff für zusätzliche Dramatik gewesen. Überhaupt erscheinen die Maori mit ihrer Kultur eher am Rande, im Mittelpunkt der Sichtweise der Autorin stehen die weißen Siedler und ihre Familien. Dennoch ist das Buch stimmig und stimmungsvoll.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2010
Die Morgengabe
Ibbotson, Eva

Die Morgengabe


ausgezeichnet

Mit "Die Morgengabe" hat Eva Ibbotson einen wunderbaren, um nicht zu sagen außergewöhnlichen Liebesroman geschaffen, der seine Spannung aus dem Gegensatz von Arm und Reich, vor allem aber aus der Seele seiner Protagonisten zieht. Die Geschichte ist auf hohem Niveau erzählt. Ihre Sprache besticht durch Klarheit und Feingefühl. Sehr sensibel ist der Umgang Ibbotson's mit dem Thema ihres Romans: Dem Leben jüdischer Flüchtlinge im England um die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Sie lässt ihre originellen Figuren mit Seele und Feinsinn aufeinander treffen und entwickelt deren Beziehungen mit feinem Humor und scharfer Beobachtungsgabe ganz behutsam. So schleichen sich die Charaktere dem Leser tief ins Herz. Dies ist eine Geschichte, die noch lange nachwirkt und die ich alle Jahre wieder hervorhole, um sie noch einmal zu lesen. Sie hat mich ganz für sich eingenommen, denn sie hat Seele, sie ist schnörkellos und dabei wunderschön erzählt und kommt beinah ganz ohne Kitsch aus. Das macht sie umso ergreifender. Sie lebt durch ihre Figuren, durch ihre gehobenen und scharfsinnigen Dialoge und ebensolche Randbemerkungen.

Dies ist eine Geschichte, die sich immer und immer wieder zu lesen lohnt.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.