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wolf43
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Bewertung vom 20.02.2012
Die kalte Sonne
Vahrenholt, Fritz;Lüning, Sebastian

Die kalte Sonne


ausgezeichnet

Dringend notwendiger Anstoß zu einer ergebnisoffen Klimadiskussion

In Anbetracht von Zielsetzung und Anspruch des Buches finde ich es außerordentlich gut lesbar und klar gegliedert. Zu der guten Lesbarkeit trägt auch die blaue Schriftfarbe bei Überschriften und Erläuterungen zu den über 80 durchgehend mehrfarbig und hervorragend gestalteten Bildern und Grafiken mit bei. Das Buch besitzt ein umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnis und ein fast 5-seitiges Glossar mit den wichtigsten Begriffen und Akronymen. Zudem werden immer wieder auch Fachbegriffe leicht verständlich in Fußnoten erläutert. Ich persönlich hätte mir noch ein Register gewünscht, um später gezielt bestimmte Begriffe in Text aufsuchen zu können.

Das erste Kapitel gibt einen Einblick in die Gründe, die Anlass für dieses Buch waren und was seine Zielsetzung ist. Es gilt zu überdenken, dass im Auswahlverfahren des IPCC (Weltklimarat) Forschungsergebnisse, die nicht die CO2-Hypothese stützen oder ihr gar zuwiderlaufen, kaum oder gar nicht berücksichtigt werden. Im zweiten Kapitel erhält der Leser einen Gesamtüberblick.
Die Kernthese wird im dritten Kapitel “Die pulsierende Sonne“ ausführlich und kenntnisreich behandelt. Es ist für jeden Klimainteressierten, der sich eine offene Diskussion aller möglichen Ursachen für Klimaeinflüsse und Klimaänderungen wünscht, eine in dieser Form wohl noch nie so gelesene Übersicht über solare und Klimazyklen. An Hand der präzisen, vergleichenden Grafiken werden die Korrelationen eindrucksvoll verdeutlicht, die Wissenschaftler über Klima-Proxis gefunden haben.

In Gastbeiträgen behandeln vier Wissenschaftler, die im IPCC-Prozess weitgehend ignoriert werden (Svensmark, Shavif, Scafetta und Weber) Details ihrer Forschungen.

Wichtig ist, dass die solaren Zyklen mit der veränderlichen Aktivität unseres Zentralgestirns steuernd Einfluss auf die kosmische Strahlung nehmen. Letztere kann dann wie Svensmark zeigte zur Bildung von Aerosolen führen. Aus diesen können dann Wolken entstehen und zwar in dem Bereich der Atmosphäre, wo sie für die Erde kühlend wirken.

Ebenso wichtig ist die Behandlung der internen ozeanischen Oszillationssysteme und die (vielfach noch nicht verstandenen) Klimaverstärker. Diese können somit nur bedingt in die Globalen Zirkulationsmodelle einfließen. Es zeigt sich auch hier: The science is not settled!
Die Autoren üben deutliche Kritik am IPCC, die teilweise auch ausgesprochen scharf ist. Diese Kritik könnte meines Erachtens wegen der stets verbreiteten Behauptung, dass es sich um die weltbesten Experten auf diesen Gebieten handelt, durchaus noch drastischer ausfallen, da die Verflechtung vieler mit Greenpeace und dem WWF nachgewiesen wurde.

In Kapitel 8 wird auf die politische Dimension eingegangen. Das Schlusskapitel behandelt die neue Energie-Agenda.

Die Autoren sind beide Wissenschaftler, Lüning Geologe und Vahrenholt Chemiker, und haben sich ganz offensichtlich durch intensive Diskussionen mit Forschern beider „Seiten" einen hohen Kenntnisstand erworben, um ihre Position fundiert vertreten zu können. Insofern ist es wichtig, dass hier mit Fritz Vahrenholt eine bekannte Persönlichkeit mit internationalem Standing als Autor auftritt, der Kenntnis auf Energiesektor besitzt, der Erfahrung in der Umweltpolitik hat und dazu durch Tätigkeit als Reviewer am AR4, dem Weltklimabericht 2007 des IPCC auch einen gewissen Einblick in die Arbeit des IPCC erhalten hat.
Insgesamt finde ich das Buch außerordentlich lesenswert. Das Werk ist eine Bereicherung, um endlich zu einer ergebnisoffenen und ideologiefreien Diskussion in der Klimafrage zu kommen. Die Frage ist, ob sie zugelassen wird. Das Klimaestablishment schlägt schon zurück!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.