Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nela77

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2021
Eis. Abenteuer. Einsamkeit
Löwenherz, Richard

Eis. Abenteuer. Einsamkeit


ausgezeichnet

Man muss schon etwas verrückt sein, um wie Richard Löwenherz mit dem Fahrrad alleine in den entlegensten Regionen der Erde durch Eis und Schnee zu fahren. Dabei weiß er aber sehr genau, was er tut, und profitiert von seiner Erfahrung.

Mich haben der Autor und das Buch unheimlich beeindruckt. Als Leser erhält man die Möglichkeit, einen Blick in einen Teil der Welt zu werfen, der den Meisten sicher sonst verborgen bleiben würde. Wer wagt sich schon auf solch eine Reise? Das bereiste Gebiet als exotisches Reiseziel zu bezeichnen, ist sicher noch eine Untertreibung. Dabei sind sowohl die Erlebnisse auf der Reise, als auch die Begegnungen mit anderen Menschen höchst interessant, vor allem weil der Autor einen tollen Erzählstil hat. Zusätzlich besticht das Buch durch seine faszinierenden Bilder, durch die man den Eindruck hat, das Gelesene tatsächlich selbst mitzuerleben.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für Reisen, unbekannte Regionen und Erfahrungsberichte interessiert. Meine Eltern haben das Buch zufällig bei mir gesehen und es innerhalb von wenigen Tagen gelesen. Einfach weil es so toll geschrieben und faszinierend ist.

Bewertung vom 27.11.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

Ein Buch über den Tod und die Trauer, gleichzeitig aber genauso über das Leben. Ich war unsicher, ob ich das wirklich lesen sollte und möchte. Im Nachhinein kann ich eindeutig sagen, ja, das war genau die richtige Entscheidung. Louise Brown schaut aus ganz verschiedenen Blickwinkeln auf das Sterben und den Tod und das, was danach übrig bleibt. Aus ihrer Erfahrung als Trauerrednerin steht sie dem Ganzen empathisch gegenüber, betrachtet die verschiedenen Aspekte und kann gleichzeitig etwas Positives mitgeben. Sehr positive fand ich, dass sie nie pathetisch wird, sondern eher rational, aber trotzdem gefühlvoll und warmherzig.

Ich finde das Buch interessant und sehe es durchaus auch als Hilfestellung, gerade wenn man den Tod noch nicht aus nächster Nähe erlebt hat. Es kann einen sicher nicht darauf vorbereiten, aber trotzdem etwas den Schrecken nehmen und Hoffnung stiften.

Bewertung vom 27.11.2021
Das Geheimnis des Bücherschranks
Skybäck, Frida

Das Geheimnis des Bücherschranks


ausgezeichnet

Rebecka zieht für einige Zeit in das Haus ihrer Großmutter Anna, als diese ins Krankenhaus muss. In einem alten Bücherschrank findet sie beim Aufräumen Briefe und ein Tagebuch und erfährt dadurch Dinge aus der Vergangenheit, die bisher verborgen waren.

Der Roman besteht aus zwei Erzählsträngen, die sich immer wieder abwechseln, gleichzeitig aber miteinander verwebt sind. Zum einen ist da die Geschichte von Rebecka, die 2007 spielt, zum anderen die ihrer Großmutter Anna aus dem Jahr 1943. Die Sprünge zwischen den Zeiten sind bei diesem Buch wohl dosiert und stören den Lesefluss dadurch nicht. Ich kenne bisher kein anderes Buch der Autorin, bin aber von ihrem Schreibstil so angetan, dass ich auf jeden Fall Ausschau nach weiteren Büchern halten werde. Obwohl die Zeit des zweiten Weltkrieges ein sehr schwieriges Kapitel in der Geschichte ist, handelt es sich bei diesem Buch durchaus um ein echtes Wohlfühlbuch. Liebe, Menschlichkeit, Zusammenhalt und der Umgang mit Schicksalsschlägen spielen ebenfalls eine große Rolle.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich würde es allen empfehlen, die eine gute, angenehme Unterhaltung suchen, die aber nicht seicht und trivial sein soll.

Bewertung vom 27.11.2021
Auf Basidis Dach
Ameziane, Mona

Auf Basidis Dach


ausgezeichnet

Mona Ameziane ist in Deutschland aufgewachsen. Da ihr Vater aus Marokko stammt, hat sie die Ferien oft dort verbracht. Im vorliegenden Buch „Auf Basidis Dach“ erzählt sie davon, wie der Wunsch aufkam, Marokko endlich richtig kennen zu lernen und wie ein Jahr dort verbracht hat. Gleichzeitig teilt sie ihre Gedanken, erzählt aus ihrer Kindheit und nimmt ihre Leser mit auf eine Reise.

Zunächst fällt auf, dass die Autorin eine sehr angenehme Erzählweise hat. Es macht Spaß, ihr zuzuhören und sie auf ihrer Reise zu begleiten. Manche ihrer Erlebnisse konnte ich sehr gut nachempfinden, da ich selbst mehrfach in Marokko war und zum Beispiel den Djemaa el fna ganz ähnlich erlebt habe. Tagsüber ein leerer staubiger Platz, abends erfüllt von Gerüchen, Geräuschen, Licht und vielen Menschen, wodurch eine unglaubliche Atmosphäre entsteht. Und dann sind da die vielen Geschichten, die man so sicher nie erleben kann, wenn man die Sprache nicht spricht und nicht längere Zeit in diesem Land verbringt. Sie geben einen ganz tollen Einblick, vor allem, da sich die Autorin allem sehr offen und neugierig nähert. Gleichzeitig stellt sie fest, dass sie manchmal doch auch sehr deutsch denkt und fühlt. Man erfährt mehr über ihre Familie und das Leben in Marokko.

Ein ganz tolles, vielschichtiges Buch, das ich durchweg empfehlen kann.

Bewertung vom 02.08.2021
Huhn voraus / Tschakka! Bd.1
Andeck, Mara

Huhn voraus / Tschakka! Bd.1


ausgezeichnet

„Tschakka! – Huhn voraus“ macht alleine durch die Umschlaggestaltung und nach einem ersten Blick in das Buch Lust auf Lesen. Der Grund sind die äußerst ungewöhnliche, comic-ähnliche Illustrierung, unterschiedliche Schriften, Hervorhebungen und weitere Gestaltungselemente, die den Text auflockern und untermalen. Mein Sohn hat alleine aufgrund dessen mitten im Buch angefangen zu lesen.

Die beiden großartigen Hauptfiguren Tabea und Jonas erleben als Tschakka und Stoneman zusammen Abenteuer, wollen ein Huhn und am besten die ganze Welt retten und müssen sich gleichzeitig mit dem fiesen Luis auseinandersetzten. Zusammen schaffen sie aber (fast) alles. Es gibt viel zu lachen und gleichzeitig manches über das Thema Nachhaltigkeit zu lernen.

Dadurch, dass das Buch aus Tabeas Sicht geschrieben ist und die Sprache und Denkweise altersentsprechend umgesetzt wurde, können sich junge Leser sicher gut mit Tabea und Jonas identifizieren und ihre Gedanken nachvollziehen. Unser Sohn hatte mit dem Buch auf jeden Fall viel Spaß und mir als Mama gefällt es ebenfalls.

Bewertung vom 02.08.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


ausgezeichnet

Die 41-jährige Josie ist schwanger. Der Vater des Kindes ist ein verheirateter Familienvater, mit dem sie seit Jahren eine Affäre hat, und der folglich das Kind auch nicht möchte, bzw. sie sehr klar zur Abtreibung drängen will. In dieser Situation trifft sie auf Kathi, die nach 50 gemeinsamen Jahren gerade ihren Mann verloren hat. Beide müssen sich darüber klar werden, wie ihr Leben von nun an weitergehen soll.

Zunächst möchte ich betonen, dass mir der angenehme, sehr flüssige Erzählstil unheimlich gut gefallen hat. Es wird immer wieder abwechselnd Josies und Kathis Geschichte erzählt, wobei die Erzählperspektive unterschiedlich ist. Bei Josie ist es der Ich-Erzähler, bei Kathi der personale Erzähler. Beide Figuren waren mir von Anfang an, trotz ihrer Verschiedenartigkeit, sympathisch. Man hat im Verlauf des Buches das Gefühl, sie wirklich gut zu kennen, wodurch ihre Gedanken und Handlungen absolut nachvollziehbar sind. Bei Josie fragt man sich natürlich, warum sie diese Affäre über so lange Zeit aufrecht erhält. Da es solche Beziehungen aber auch in der Realität zur Genüge gibt, wirkt die Handlung durchaus realistisch. Zu Beginn des Buches stehen Josie und Kathi im Fokus, Nebenfiguren bleiben eher im Hintergrund. Das hat mir ebenfalls gut gefallen und erleichtert den Einstieg ungemein. Später werden noch anderen Themen aufgegriffen und die Nebendarsteller nehmen zu.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war ein richtiges Wohlfühlbuch und ich habe es genossen, die beiden Frauen ein Stück ihres Weges zu begleiten.

Bewertung vom 02.08.2021
Betreff: Falls ich sterbe
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


sehr gut

Zu Beginn dieses autofiktionalen Romans bekommt Carolina eine e-mail von ihrem Freund Aksel, die für den Falle seines Todes das Passwort für seinen Computer und den Hinweis auf eine Datei enthält. Carolina ärgert sich über dieses pragmatische und vorausschauende Vorgehen, nicht ahnend, dass dieser so unvorstellbare Fall schneller eintritt, als sie denken kann.

Das Buch selbst besteht aus zwei gegenläufigen Erzählungen, in denen der Leser einerseits erfährt, wie sich Carolina und Aksel kennengelernt haben, die ersten gemeinsamen Jahre verbracht haben und schließlich Eltern von Ivan wurden, und andererseits Carolina auf ihrem Weg durch die Trauer begleitet. In der ersten Hälfte des Buches wird dabei relativ viel auf der Zeitachse hin und her gesprungen, was ich manchmal als etwas anstrengend empfand, was aber gleichzeitig Carolinas emotionalen Zustand gut widerspiegelt. In der zweiten Hälfte folgt die Erzählung dann einer geraden Zeitachse.

Carolina auf ihrem Weg zu begleiten ist sehr bewegend, obwohl sie mir nicht unbedingt sympathisch ist. Sie muss für ihren Sohn stark sein und weitermachen, auch wenn sie oft einfach überfordert von der Situation ist. Die Autorin lässt den Leser sehr nah an sich heran, wodurch das Buch authentisch und voller Emotionen ist. Ein durchaus lesenswertes Werk.

Bewertung vom 30.08.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Stefania – genannt Fusia – ist ein 16-jähriges Mädchen, das in Polen lebt und bei der jüdischen Kaufmannsfamilie Diamant arbeitet. Sie ist zudem in deren Sohn Izio verliebt und die beiden wollen heiraten. Durch den zweiten Weltkrieg ändert sich alles. Die Familie wird deportiert und nur Izios Bruder Max gelingt die Flucht. Stefania, die sich auch um ihre kleinere Schwester Helena kümmern muss, versteckt ihn und 12 weitere Juden auf dem Dachboden.

Stefania war offensichtlich eine unglaublich starke, bewundernswerte junge Frau, die ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hat, um anderen zu helfen. Dadurch, dass die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, ist man als Leser ganz nah am Geschehen dran und kann die Emotionen nachvollziehen und selbst spüren. Dieses wird durch die häufige direkte Rede verstärkt und das Buch wird lebendig und leicht zu lesen.

Betonen möchte ich, dass das Buch auf der wahren Lebensgeschichte von Stefania Podgórska beruht. Im Nachwort geht die Autorin auf die Personen und die Hintergründe ein, es sind Fotos abgebildet und Stefanias unveröffentlichte Memoiren bildeten das Grundgerüst des Buches.

Die damalige Zeit darf nie vergessen werden und es ist beeindruckend, was für selbstlose, mutige Menschen es damals gab. Gerade in der heutigen Zeit sollte jedem klar sein, dass man sich manchmal gegen gewisse Strömungen stellen muss, um Schlimmeres zu verhindern. Ich kann das Buch jedem interessierten Leser empfehlen.

Bewertung vom 10.08.2020
So weit die Störche ziehen / Die Gutsherrin-Saga Bd.1
Graw, Theresia

So weit die Störche ziehen / Die Gutsherrin-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Dora Twardy wächst auf einem Gestüt in Ostpreußen auf. Sie stammt aus guten Verhältnissen und hat sich mit ihren 16 Jahren bereits zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt. Dann bringt der zweite Weltkrieg jedoch alles ins Wanken und stellt Dora vor große Herausforderungen und Entscheidungen. Sie versucht den Hof ihrer Familie zu retten und hegt gleichzeitig Gefühle für zwei verschiedene Männer - ihren Jugendfreund Wilhelm und den aufregenden Fotografen Curt.

Mir hat „So weit die Störche ziehen“ unheimlich gut gefallen. Der Schreibstil lässt einen nur so durch die Seiten fliegen und ich konnte zugleich richtig in die Szenen eintauchen. Man spürt zudem deutlich, dass Theresia Graw eine persönliche Beziehung zu Ostpreußen und dessen Geschichte hat. Es gelingt ihr sehr gut, die Mentalität der Menschen und die Besonderheit der Landschaft einfließen zu lassen. Mit Dora hat sie eine außergewöhnliche Protagonistin erschaffen, deren Stärke und Durchhaltewille beeindrucken. Ein durchweg lesenswertes Buch.

Bewertung vom 03.08.2020
Und auf einmal diese Stille
Graff, Garrett M.

Und auf einmal diese Stille


ausgezeichnet

Bei jedem, der den 11. September 2001 erlebt hat, haben sich die Geschehnisse dieses Tages irgendwie in das Gedächtnis eingebrannt. Man hat bestimmte Erinnerungen und Gedanken und könnte meinen, dass man doch schon alles darüber weiß.

Dieses Buch beleuchtet jedoch einen völlig anderen Aspekt als alles, was ich bisher darüber gelesen habe. Dadurch, dass Menschen zu Wort kommen, die den Tag unmittelbar am Ort des Geschehens verbracht haben oder anderweitig direkt betroffen waren, hat das Buch eine tief emotionale Komponente, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. Dieses Buch musste geschrieben werden, um den Tag nicht immer nur als 09/11 in den Köpfen zu behalten, sondern die Menschen und Schicksale dahinter zu zeigen. Auch wenn man genau weiß, was damals geschehen ist, bleibt man während der Lektüre oft nur sprachlos zurück. Für mich ist dies eines der großartigsten und bedeutendsten Zeitdokumente, die ich kenne.

An manchen Stellen wurden Berichte von Personen zugunsten der Chronologie mehrfach unterbrochen. Hier hätte ich mir manchmal, gerade bei emotionalen Schilderungen gewünscht, dass diese am Stück gelassen worden wären. Das ist aber wirklich eine kleine Einschränkung in Anbetracht der herausragenden Leistung des Autoren, solch ein Werk zusammen zu stellen.