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buchmareike

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2019
Der Fund
Aichner, Bernhard

Der Fund


ausgezeichnet

Der Fund, der alles verändert

Das Besondere an Bernhard Aichners Büchern ist der Schreibstil. Kurze, oft unvollständige Sätze, ein beinahe naiver Ton. So beginnt das Buch. Der Sound ist simpel und eingängig und charakterisiert durch seine Schlichtheit den weiblichen Hauptcharakter Rita Dalek. Rita ist eine Frau aus einfachen Verhältnissen, die in ihrem Leben schon Schlimmes erlebt hat, und in einer trostlosen Ehe feststeckt. Rita ist eine Supermarktverkäuferin, trotzdem alles andere als gewöhnlich. Ihr besonderes Talent: die Schauspielerei – eine Leidenschaft aus Kindertagen –, befähigt sie überhaupt erst, sich in das kuriose und gefährliche Abenteuer zu stürzen, das ihr bevorsteht.

Das Abenteuer und die Veränderung in Rita Daleks Leben beginnt mit dem Fund einer großen Menge Kokain in einer Bananenkiste. Rita hadert zuerst mit sich, doch tief drinnen weiß sie: Wenn es ihr jetzt nicht gelingt, ihr Leben zu ändern, wird sie es niemals schaffen. Rita handelt und erlebt die verrückteste, beste und auch schlimmste Zeit ihres Lebens.

Wie schon bei „Bösland“ wechseln sich Handlungsszenen mit Dialogszenen ab. Die Handlungsszenen schildern Ritas Sicht. Die Dialogszenen spielen zu einem späteren Zeitpunkt. Nach Rita Daleks Tod. Damit verrate ich kein Geheimnis, denn der Leser erfährt schon auf der ersten Seite des Krimis, dass Rita sterben wird. In den Dialogszenen versucht ein Polizist, den Mord an ihr aufzuklären.

Mir hat „Der Fund“ sehr gut gefallen, obwohl ich „Bösland“ ein wenig besser und raffinierter fand. Dafür ist es nicht ganz so harter Tobak wie „Bösland“, das dem zartbesaiteten Leser die schlimmsten Kapitel gleich am Anfang präsentiert. Klare Leseempfehlung! Gut zu verschenken.

Bewertung vom 03.02.2019
Die zehn Lieben des Nishino
Kawakami, Hiromi

Die zehn Lieben des Nishino


gut

Fremdartig

Japanische Literatur. Zehn Kurzgeschichten aus der Sicht des jeweiligen Geliebten von Herrn Nishino erzhält.
In diese fremde Kultur hineinzuschnuppern war nicht uninteressant. Das Buch hat mich allerdings nicht gefesselt und die Beweggründe der jeweiligen Frauen oder des Nishino konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Warum sie sich verlieben oder entlieben war mir ein Rätsel, ebenso wie die Frauen wussten, dass Nishino sie jetzt liebt oder nicht mehr liebt. "Ein kluges Buch über die Liebe" fand ich als Kommentar auf dem Umschlag zu hoch gegriffen.
Wahrscheinlich liegt es am Kulturunterschied, aber ich hätte eher geschrieben: Ein unverständliches Buch über die Liebe.

Bewertung vom 07.01.2019
Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2
Katzenbach, John

Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2


weniger gut

Starker Anfang, schwaches Ende

Der Verfolger von John Katzenbach ist der Nachfolgeroman des berühmten Thrillers Der Patient. Wieder spielt Psychoanalytiker Frederick Starks die Hauptrolle und die Widersacher aus dem „Patient“ treten erneut auf.

Zuerst ein paar Gedanken zu Nachfolgeromanen: Ist der Nachfolger noch nicht im ersten Teil angelegt, gibt es eine Schwierigkeit: Die Charaktere sind „auserzählt“. Sie haben sich entwickelt, sind durchs Feuer gegangen und haben ihre Wandlung durchgemacht. Kann man im Nachfolgeroman eine ähnliche Verwandlung erwarten? Höchstwahrscheinlich nicht.

Wenn ein Thriller ein großartiger Erfolg war: Wie ist es dann möglich, diesen mit einem Nachfolger zu übertreffen, oder auch nur das Niveau zu halten? Es ist schwierig. Gibt es eigentlich eine Fortsetzung, die mit mehr begeistert hat, als der erste Teil? Auf Anhieb fällt mir keine ein. Bei Krimireihen ist das etwas anderes. Da gibt es in jedem Buch einen neuen Fall. Jedes Buch steht quasi für sich. Aber die sind meist auch nicht als Einzelwerk geplant.

Wie man sicher bereits heraushört, hatte ich beim lesen vom „Verfolger“ so meine Schwierigkeiten.

Zu Beginn hat Katzenbach ein interessantes Szenario entworfen, das mich durchaus fesseln konnte. Der Thriller besteht aus drei Teilen und jedes Mal nimmt die Handlung eine Wendung. Leider muss ich sagen, dass mir der erste am besten gefallen hat. Vom zweiten und dritten Teil war ich eher enttäuscht. Zum einen ist die Idee „Frederick Starks auf der Flucht vor einem übermächtigen Gegner“ bereits in „der Patient“ vollständig durchgekaut worden. Was mich total genervt hat: Ständig rennt der intelligente Doktor sehenden Auges in die offensichtlichsten Fallen. Der häufigste Satz zu einer 13Jährigen: Bleib mal gerade im Auto sitzen. Ich muss noch was erledigen. (So redet man NICHT mit Teenagern. )

Zu allem Überfluss leidet der Thriller unter dem Manko amerikanischer Thriller: Alles wird durch Schusswaffen erledigt. Wer hat die größte Knarre? Wer schießt am schnellsten und wer kommt damit davon? Soweit so bekannt.

Am Schluss das unglaubwürdige Ende. Alles in allem leider eine Enttäuschung.

Bewertung vom 30.12.2018
Totwasser
Hofelich, Julia

Totwasser


sehr gut

Tod ind Süd-England

Totwasser
Julia Hofelich
Als Jahresabschluss für 2018 habe ich eine kleine besondere Krimiperle für euch.
Totwasser von Julia Hofelich hat ein schlichtes unaufdringliches Cover. Es zeigt die raue Küste Südenglands, wo der Mord passiert, um den es geht. Ein Großteil der Handlung spielt Stuttgart. Der Ortswechsel und der dabei Verbundene Sprachwechsel ist reizvoll und mit ein paar englischen Redewendungen stilistisch gut gelöst.
Protagonistin ist die Anwältin Dr. Linn Geller, die nach einem schweren Unfall sowohl körperlich als auch seelisch gezeichnet ist. Zusammen mit einem befreundeten Anwalt versucht sie ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und gründet eine neue Kanzlei. Ihr erster Fall hat es allerdings in sich. Sie soll eine junge Frau – ein Modell – verteidigen, das verdächtigt wird, ihren Ehemann – einen berühmten Seriendarsteller – umgebracht zu haben. Alle Indizien sprechen gegen die Ehefrau. Sie will sogar ein Geständnis ablegen, doch Linn Geller hat Zweifel. Sie will sich nicht so einfach mit diesem Geständnis abfinden. Sie ist eine Kämpferin und stürzt sie sich in die Ermittlungen. Sie fliegt nach England und befragt Zeugen. Auch lernt sie einen netten Polizisten kennen und beginnt sich für ihn zu interessieren. Diese kleine Lovestory ist unaufdringlich und hat mir sehr gut gefallen.
In der Vita der Autorin steht, dass sie Drehbuchschreiben studiert hat und genau das merkt man auch an ihrem Schreibstil. Die Dialoge sind interessant und auf den Punkt. Linn Geller ist eine tolle Hauptdarstellerin. Als Leser kann man sich sehr gut in sie einfühlen und mit ihr mitfiebern.
Die Perspektive aus Sicht einer Strafverteidigerin ist toll. Manchmal wirken die Situationen im Sinne der Spannung ein wenig konstruiert. Einige Fehler von Polizei und Staatsanwaltschaft konnte ich so nicht nachvollziehen und waren mir ein wenig too-much. Sonst ein sehr gutes Buch mit ein wenig Luft nach oben.

Bewertung vom 19.12.2018
Einmal Mord, aber pronto! / Florentinische Morde Bd.4
Boeker, Beate

Einmal Mord, aber pronto! / Florentinische Morde Bd.4


ausgezeichnet

Der Feind im eigenen Haus

Bei der liebenswerten und verrückten Familie Mantoni aus Florenz hängt der Haussegen schief. Der alte Onkel Theo hat eine neue Bekanntschaft. Eine sehr junge, sehr hübsche Frau, die jedoch von einem Dämon besessen zu sein scheint. Innerhalb kurzer Zeit schafft sie es, die gesamte Familie gegen sich aufzubringen und mit Fabbiola, der Mutter von unserer Heldin Carlina, verbindet sie gar eine Jahrzehnte alte Feindschaft.

Olga Ottima, Theos „Neue“, treibt es so doll, dass sogar die friedliebende Carlina ihr verzweifelt den Tod wünscht. Nur stirbt Olga dann tatsächlich und der Mantoni-Clan rückt wieder einmal ins Zentrum der polizeilichen Ermittlungen.

Wer könnte diese anders leiten, als Stephano Garini, Carlinas attraktiver Freund und Hauptkommissar? Natürlich will er nicht gegen die Familie seiner Liebsten ermitteln, doch sein Chef lässt ihm keine andere Wahl.

Wie auch die anderen Bände der florentinischen Morde von Beate Boeker ist dieser Teil leicht, lustig und gut wegzulesen. Der verrückte Mantoni-Clan macht wirklich Spaß und es ist immer wieder erstaunlich, wie sie es jedes Mal schaffen, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Ich mag diese Familie total. Jedes neue Buch zu lesen ist wie nach Hause zu kommen.

Bewertung vom 13.12.2018
Stieg Larssons Erbe
Stocklassa, Jan

Stieg Larssons Erbe


ausgezeichnet

Hochspannender Tatsachenroman

Fast jeder kennt die Millenium Triologie des berühmten schwedischen Autors Stieg Larsson. Aber kaum einer weiß von seiner wahren Leidenschaft: Dem Kampf gegen den Rechtsextremismus. Und damit verbunden: Sein Interesse an dem Mord an dem schwedischen Ministerpräsident Olof Palme im Jahr 1986.

Der Journalist Jan Stocklassa schildert in seinem Tatsachenroman im ersten Teil diese Arbeit von Stieg Larsson, lässt Stieg Larsson selbst zum Hauptdarsteller eines Krimis werden. Es geht um Stiegs Recherchen zu einem Mord, der tatsächlich passiert ist und nie aufgeklärt wurde. Trotz Ermittlungen von Polizei, Säpo und LKA. Man muss beim Lesen sehr konzentriert sein, denn es geht um viele Namen, viele Verwicklungen, viele unterschiedliche Theorien. Trotzdem versteht Stocklassa es, diesen Stoff in kurzen Kapiteln sehr lebensnah und anschaulich zu schildern. Ich war stets gefesselt von dem Buch und konnte mich sehr gut in die Zeit und in Stieg Larsson selbst hineinversetzen.

Den berühmten Autor so gut kennenlernen zu dürfen, war ein ganz großen Highlight dieses Buches!

Im zweiten Teil geht es um Jan Stocklassas eigenen Recherchen. Er stößt auf Stieg Larssons Material und führt seine Ermittlungen weiter. Auch das ist spannend und als Stocklassa die Theorien später zusammenfügt, ist das Bild absolut stimmig und nachvollziehbar. Ich hoffe wirklich, dass die schwedische Polizei seinen Hinweisen nachgeht und bin gespannt, ob sich der Mord an Olof Palme mit Hilfe dieser jahrelangen akribischen Ermittlungen aufklären lässt.

Ein sehr gutes, sehr anspruchsvolles, unterhaltsames Buch!

Bewertung vom 12.12.2018
Die Tote in den Dünen / Sylt-Krimi Bd.3
Manstein, Bodo

Die Tote in den Dünen / Sylt-Krimi Bd.3


sehr gut

Fernweh-Krimi aus Sylt


Der Krimi „Die Tote in den Dünen“ ist der vierte Teil der Sylt Krimis um den Journalisten Robert Benning.

Ich kannte die ersten drei Teile nicht, trotzdem ist es mir sofort gelungen, in die Handlung einzusteigen, die von Beginn an fesselt und anschaulich geschildert wird.

Das Buch beginnt mit einem Toten und einem geheimnisvollen Schlüssel, den dieser um den Hals hängen hat. Der Obdachlose Gonzo findet diesen Schlüssel und wird so Teil einer Geschichte, die ihn noch teuer zu stehen kommen wird.

Ralph Schöne ist ein aussichtsreicher Bürgermeisterkandidat. Was verheimlicht er vor seiner Frau?

Robert Benning arbeitet an einer Reporte über das Rotlichtmillieu. Durch seine Freundschaft mit dem Polizisten Michael Hinrichs ist auch er von Anfang bei dem Fall dabei. Auch bei dem Prostituiertenmord, um den es später hauptsächlich geht. Ein wenig Extraspannung bringen die Probleme mit seiner Freundin, der Notärztin Beate.

Mord, enttäuschte Hoffnungen, Verwicklungen, Erpressung. "Die Tote in den Dünen" hat alle Zutaten, die ein guter Krimi braucht.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es ist ein Regionalkrimi aus dem Genre Cosycrime – auch sehr gut lesbar für Leute, die es nicht blutig und brutal mögen. Die Handlung ist interessant und gemütlich. Eine gute Urlaubslektüre oder ein Buch für einen ruhigen Kaminabend und ein wenig Fernwehstimmung.

Bewertung vom 30.11.2018
Weil ihr böse seid
Ehrenberger, Thomas

Weil ihr böse seid


ausgezeichnet

Für Fans von "Anonym"

„Weil ihr böse seid“ ist der dritte Teil der Serie um die LKA-Kommissarin und Profilerin Sarah Spielmann. Der Krimi startet rasant mit einem brutalen Verbrechen an einem Eishockeyspieler. Die Täter sind als Puppen verkleidet. Sie tragen Masken und sind dadurch sozusagen entmenschlicht. Diese Eigenschaft wird auch in den weiteren Taten dieser Puppen deutlich. Man spürt richtig, welche Macht diese Masken haben. Und der Leser wird so manches Mal durch die Brutalität geschockt, zu der die Täter fähig sind.

Thomas Ehrenberger hat hier einen rasanten Krimi geschrieben, der für meine Begriffe eher ein Thriller ist. Auch wenn es natürlich darum geht, wer hinter den grausamen Taten steht. Denn schnell wird deutlich, dass im Hintergrund ein Puppenspieler seine Fäden zieht. Ein geheimnisvoller Serientäter, der sich Luzifer nennt.

Sehr gelungen fand ich übrigens nicht nur die Krimihandlung, sondern auch die Nebenfigur der Schwiegermutter. Anders, als man vielleicht erwarten würde, übernimmt sie hier nicht die Rolle des „Schwiegermonsters“. Im Gegenteil: Mit ihrer fürsorglichen Art und den Tarotkarten bildet sie gewissermaßen den Gegenentwurf zum Serientäter, der für den Leser sehr wohltuend ist.

Insgesamt bin ich absolut begeistert von diesem Krimi, der ein großes Lesevergnügen war. (Nicht nur, weil es das erste Buch ist, dass ich mit meinem neuen Reader gelesen habe.)

Wenn am Ende die Masken gelüftet werden, wartet noch eine Überraschung.

Bewertung vom 10.11.2018
QualityLand Bd.1 (7 Audio-CDs)
Kling, Marc-Uwe

QualityLand Bd.1 (7 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Der neue Geniestreich von Marc-Uwe Kling

Von buchmareike
Die Känguru-Chroniken waren schon genial, mit Qualityland erreicht Marc-Uwe Kling eine neue Qualität seines Schaffens. Dieser humorvolle, intelligente und liebevoll konzipierte Roman, hat mich als Hörbuch von der ersten bis zur letzten Minute begeistert.
Held der Geschichte ist Peter Arbeitsloser, ein Maschinenverschrotter, der in Qualitiland lebt und etwas zugeschickt bekommt, was er gar nicht will: Einen rosafarbenen Delfinvibrator. Wie Peter feststellen muss, bekommt er noch eine ganze Menge mehr, was er nicht will und er hat keine Möglichkeit dagegen anzukommen. Denn das System kennt ihrn besser als er sich selbst: scheinbar. Unterdessen entwickeln die Maschinen menschliche Eigenarten und die Menschen werden den Maschinen immer ähnlicher. Seine Gesellschaftskritik verpackt Marc-Uwe Kling ohne jemals belehrend zu wirken. Er ist einfach ein Genie!

Bewertung vom 22.10.2018
KA - Das Reich der Krähen
Crowley, John

KA - Das Reich der Krähen


ausgezeichnet

Keine leichte Kost

Das Buch KA - Das Reich das Krähen zu bewerten, fällt mir nicht leicht. Es ist sicher ein sehr besonderes Buch.
Die Aufmachung ist wunderschön - Ein Schatz, den man sich gerne ins Regal stellt. Auch wenn man sich damit beschäftigt, ist es ein Schatz - auch wenn es den Leser wirklich vor eine Herausforderung stellt. So ungewöhnlich und interessant das Buch auch ist, an manchen Stellen ist es auch quälend langweilig. Das muss ich leider sagen. Ein bischen Kürzung hätte dem Text gut getan.
Die Perspektive der Krähen ist gut getroffen. Besonders ihre Sprache gefällt mir sehr gut. Genauso müssen sich Krähen unterhalten. Die Menschen durch ihre Augen zu betrachten ist interessant - manchmal aber auch ziemlich mühselig. Schwer zu begreifen, was die Krähen jetzt sehen.

Ich würde das Buch Freunden von Literatur empfehlen. Fantasy ist es eher nicht. Sage oder Märchen trifft es eher. Ein wenig wie Watership Down von Richard Adams.
Kein schlechtes Buch. Vielleicht sogar ein sehr gutes. Manchmal leider auch anstrengend.