Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
booknaerrisch
Über mich: 
lesen, lesen, lesen :D

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


ausgezeichnet

Zitate:

"Das Kind in ihm war getötet worden, und er fragte sich, ob irgendjemand um dieses Kind trauerte." Seite 20

"Ich möchte glauben, dass das Scythetum zu dem zurückkehren kann, was es einmal war... Aber manchmal ist eine Finsternis notwendig, um dorthin zu gelangen." Seite 54

"Der Thunderhead hatte etwas in der Geschichte der Menschheit Einzigartiges geschaffen: eine Bürokratie, die tatsächlich funktionierte." Seite 78


Meinung:

Der geheimnisvolle Scythe Luzifer liest in einer schwarzen Robe (die ja bekanntlich verboten ist), grausame und ungerechte Scythe nach. Jemand trachtet Scythe Curie und Anastasia nach dem Leben und ein systemtreuer, den Thunderhead liebender Bürger wird zum Widerling. Ihr fragt euch, wie das Alles zusammenhängt? Macht nichts, so geht es unseren Protagonisten auch ;) Und sie müssen sich beeilen, denn es braut sich etwas Dunkles und Bedrohliches am Horizont zusammen. Etwas, dass das Ende des bislang bekannten Daseins - sowohl für die Scythe, als auch die Menschen - bedeuten könnte...

OHMEINGOTT, OHMEINGOTT, OHMEINGOTT!!!

So, Fanmodus aus, das muss erstmal reichen :D
Aber es fällt mir schwer, denn dieses Buch hat es echt in sich! Nicht nur, dass vieles dermaßen unerwartet geschieht, einen komplett unvorbereitet trifft und ab und zu auch fassungslos zurücklässt, nein! Neal Shusterman schafft es auch erneut, richtig ernste, tiefsinnige Themen, die einem zum Nachdenken bringen -zum Beispiel in Form von Kritik an unserer heutigen Lebensweise-, so mit Spannungselementen und stellenweise recht morbidem, zumeist unterschwelligem Humor zu kombinieren, dass es mir ab der ersten Seite schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen. Er hat es mit seiner Fantasie und Kreativität geschafft, mich so zu umgarnen, dass ich absolut in die Geschichte eingetaucht bin. Und auch denjenigen, die wie ich Band 1 bereits vor einiger Zeit gelesen haben macht er es leicht, da ich das Thema "Gedächtnishilfen" gut gelöst finde. Er lässt sie in die aktuelle Handling einfließen - nicht zu viel und nicht zu wenig, gerade so, dass man alles schnell wieder präsent hat.

Was mich zum Beispiel (also abgesehen von der Kritik an uns) auch ins Grübeln bringt, ist die Art, wie die Menschen auf die Scythe reagieren. Ob Schleimer, sich "unsichtbar-Macher" (wer kennt die nicht, z.B. aus der Schule?), oder aber auch die, die auf Andere zeigen in der Hoffnung, dass der Scythe sich vielleicht umentscheidet. Diese Reaktionen verpassen der Geschichte immer wieder einen melancholischen, beklemmenden Touch, vor allem weil sie zwar traurig, jedoch vermutlich aber auch in gleichem Maße irgendwie verständlich sind, oder? Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich nie herausfinden werden muss, zu welcher Kategorie ich zählen würde. Aber man macht sich beim Lesen natürlich schon seine Gedanken dazu, wie es tatsächlich laufen würde, wenn die Scythe keine Fiktion wären.

Ihr seht, der Kampf der alten Garde gegen die neue Ordnung konnte mich ein weiteres Mal fesseln. Wir begegnen vielen Gefahren, Spannungselementen und Überraschungen, aber natürlich auch alten Bekannten. Wobei... hier muss ich kurz meckern! Scythe Faraday wurde für meinen Geschmack DEUTLICH zu wenig erwähnt! Das musste ich noch loswerden. Kann ja nicht angehen, dass mein Lieblingsscythe nicht öfter drankommt :D
Dafür dürfen wir es genießen, wie andere Protagonisten immense Veränderungen und Entwicklungen durchleben, wie zum Beispiel Citras endgültigen Übergang zu Scythe Anastasia. Aber mehr wird jetzt nicht verraten...

Für mich ist "Der Zorn der Gerechten" ein mehr als gelungener Mittelband!
Ein geschicktes Verwirrspiel, das enorm Lust auf das Finale macht, wobei ich zugeben muss, dass das fiese Ende definitiv seinen Teil dazu beiträgt!
Ein absolutes Highlight voller Kritik an unserer Lebensweise, Humor sowie bewegenden und tiefsinnigen Gedanken, die noch eine Weile nachhallen.

Bewertung vom 27.12.2017
Die Optimierer
Hannig, Theresa

Die Optimierer


ausgezeichnet

Zitate:
"Er wusste, wie schrecklich das Leben zu Beginn des Jahrhunderts gewesen war. Wie hatten die Menschen das nur ausgehalten?" Pos. 751
"Aber ich will frei sein, Samson." Pos. 1096

Meinung:

Samson ist ein Vorzeigebürger. Er lebt die Optimalwohlgesellschaft wie kein Anderer und ist somit der perfekte Beamte für die Agentur der Lebensberatung.
Als regelkonformer Staatsdiener macht sich das für ihn natürlich bezahlt, und schon jetzt freut er sich auf seine baldige Beförderung. Aber kennt ihr das, wenn es eigentlich nicht besser laufen könnte und es dann urplötzlich so gar nicht mehr läuft?
Nein? Glück gehabt! Denn Samson lernt es kennen und glaubt mir, das ist absolut kein Zuckerschlecken für ihn!

Wie ihr wisst, bin ich ja ein sehr interessierter Leser, wenn es um Dystopien und düstere Zukunftsvisionen geht. Vor allem, wenn man immer wieder auf Details trifft, deren Entwicklung man sich sehr gut vorstellen kann.
Theresa Hannig konnte mit ihren Ideen sehr bei mir punkten, denn einiges empfand ich als sehr gut vorstellbar und glaubwürdig.
So hat im Jahr 2052 fast jeder eine einsetzbare Linse im Auge, mit der er nicht nur Dinge aufzeichnen, Mails verschicken und Dinge nachschlagen kann, sondern man kann auch den Status der Menschen gegenüber einsehen. Sozialpunkte, Gesundheitszustand und vieles mehr.
In Anbetracht der Tatsache, wie "verwachsen" viele bereits heutzutage mit ihren Handys sind, könnte ich mir so ein Szenario tatsächlich sehr gut vorstellen. Und ehrlich gesagt, finde ich diese und viele weitere Ideen, die die Autorin in ihrem Buch aufgreift, sehr beklemmend und beängstigend. Generell lässt mir eigentlich alles, was das Thema "gläserner Mensch" anschneidet, einen Schauer den Rücken hinunterlaufen und diese Dinge werden für meinen Geschmack in der Geschichte sehr gut umgesetzt. Das hängt natürlich auch sehr mit dem Schreibstil zusammen.
Zum einen empfinde ich alle erdachten Details als sehr leichtgängig lesbar, gut erklärt und nie zu technisch. Zum anderen gefällt es mir auch sehr gut, dass diese düstere und beklemmende Atmosphäre immer wieder durch witzige Szenen und Gedanken aufgelockert wird. Toll gemacht!

Ein weiterer gelungener Aspekt ist die "Optimalwohlökonomie" für mich. Die Idee, dass es für jeden den perfekten Platz gibt, klingt natürlich auf den ersten Blick gut. Aber kann man das ganze Leben wirklich auf Wahrscheinlichkeiten und Statistiken aufbauen? Der Leser merkt schnell, an wie vielen Ecken diese neue Welt krankt, selbst wenn sie erdacht war, um heutige Missstände -wie die Verschwendung von Ressourcen, das Ausnehmen von menschlichem Kapital, usw.- auszumerzen.
Faszinierend fand ich hierbei, dass man durchaus gute Ansätze entdecken kann, obwohl Regeln und Verbote, sowie die nahezu absolute Kontrolle des Staates über das Individuum und Aspekte wie Hilfsroboter das Gute schnell zunichte machen.

Wer also Lust auf eine gut durchdachte, sozialkritische und vor allem düstere Zukunftsvision mit dem Antiheld Samson hat, dem kann ich diese Lektüre nur wärmstens empfehlen.
Für mich war es ein gelungene Debut, beklemmend, erschreckend und dennoch menschlich!

Bewertung vom 26.10.2017
Kleine Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Kleine Stadt der großen Träume


ausgezeichnet

Meinung:

Die kleine Stadt Björnstadt hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Kälte, Dunkelheit und steigende Arbeitslosigkeit macht sie nicht gerade zu einem einladenden Wohnort. Das Einzige, was die Gemeinde zusammenhält, ist das Eishockey! Und hierauf beruht auch ihre ganze Geschichte und vor allem, ihre gesamte Hoffnung.
Wenn... Ja wenn sie doch nur ins Finale kommen und dann auch noch gewinnen könnten! Dann wären mit einem Schlag all ihre Sorgen vergessen. Die Stadt wäre wieder im Fokus und würde dringend benötigte Gelder und Ausbauten bekommen...
Aber natürlich hat auch jede Stadt seine zusätzlichen Herausforderungen und Geheimnisse, denen sie sich stellen muss. Aber so oder so, das Halbfinale wird kommen ;)

Zu Beginn der Story erfährt der Leser, dass etwas Schreckliches passieren wird. Wie es dazu kam, erzählt uns dann jedoch erst der Rest des Buches ;)
Wir begleiten viele Charaktere durch das Geschehen, aus deren wechselnden Perspektiven wir die ganze Geschichte erzählt bekommen. Aber egal ob Maya, Kevin, Benji, Bobo, Amat, David, Ramona, Peter oder Mira (und ich habe bestimmt jemanden vergessen), jede der Personen hat seine ganz eigenen Gedanken, Gefühle, Ängste und auch traurige Geheimnisse, aus denen das Buch zum Großteil besteht. Es passiert natürlich auch etwas unheimlich Schlimmes, aber dazu möchte ich jetzt noch nicht so viel verraten ;)

Alles in allem ist die Geschichte um Bjönstadt eher ruhig gehalten, aber Fredrik Backman schafft es, mich dennoch gierig Seite um Seite verschlingen lassen zu wollen. Warum das so ist?
Seit ich dieses Jahr im Urlaub "ein Mann namens Ove" gelesen habe, war mir klar, dass ich wieder etwas von ihm lesen würde. Denn mit Ove hat er ganz klar mein Herz berührt. Dementsprechend neugierig war ich auch darauf, ob es ihm mit "Kleine Stadt der großen Träume" wieder gelingen würde. Natürlich ist die Geschichte eine ganz andere, aber auch mit diesem Buch konnte er mich komplett fesseln!
Seine Art zu schreiben ist einfach ergreifend, denn er schafft es immer wieder -auch mit wenigen Worten-, große Emotionen in mir hervorzurufen.
Darüber hinaus schreibt Fredrik Backman mit einer faszinierenden Bildhaftigkeit und lässt Informationen sowie Hintergründe erst nach und nach raus, so dass ich quasi GEZWUNGEN war, tief in die Geschichte einzutauchen und immer weiter zu lesen. :D

Und auch, wenn die Geschichte um Björnstadt und seine Einwohner eher beklemmend und düster ist -nicht nur, dass jede angesprochene Person irgendwelche traurigen Details beinhaltet, auch liegt die gesamte Hoffnung auf den Schultern der Kinder, was definitiv kein leichtes Los ist-, schafft der Autor es doch immer wieder, mich mit Momenten voller Liebe und Humor aus der Trauer ausbrechen zu lassen.
Ich konnte mich oft nicht entscheiden, ob ich nun zornig sein soll, oder lieber weinen möchte! Ob aus Rührung der Trauer, bei Fredrik Backman ist das alles innerhalb weniger Sekunden abwechselnd möglich!

Für mich war "Kleine Stadt der großen Träume" ein wirklich bewegendes Buch voller Emotionen, menschlicher Abgründe, geplatzten Träumen aber auch Loyalität, Liebe und Freundschaft.
Diese gelungene Mischung macht diese Geschichte für mich zu einem einnehmenden und vor allem tiefgründigen sowie besonderem Leseerlebnis!
Irgendwie schafft es der Autor immer wieder, ganz tief in die Köpfe und Herzen der Leser einzudringen. So ist es ihm nicht nur gelungen mich zu berühren, sondern mich -durch die doch sehr ernste Thematik- auch über dunklere Seiten in uns nachdenken zu lassen.
Und bestimmt werden viele von euch ihr Herz an ein paar der Protagonisten verlieren, denn manche schaffen es wirklich, uns zu überraschen. Auch wenn -oder gerade weil- wir ursprünglich ein ganz anderes Bild von ihnen hatten ;) Es ist nun mal nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2017
Der gefährlichste Ort der Welt
Johnson, Lindsey Lee

Der gefährlichste Ort der Welt


sehr gut

Mill Valley ist eine beschauliche, idyllische Kleinstadt ohne nennenswerte Kriminalität. Keine Morde oder Vergewaltigungen, hier sind die Kinder sicher! Oder sollten es zumindest sein...
Denn auch an einem wunderschönen Fleckchen Erde, an dem nur die Erfolgreichsten und Reichsten wohnen, sind sie der größten Gefahr dennoch ausgesetzt: sich selbst!

Die Geschichte beginnt mit einem verliebten Achtklässler, der einen folgenschweren Fehler begeht. Er offenbart seine Liebe in einem Brief, der in die falschen Hände gerät. Der daraus resultierende Facebook-Shitstorm treibt den Jungen, der zuvor schon ein Außenseiter war, in den Selbstmord. Bereits hier wird dem Leser vor Augen geführt, dass selbst "der schönste Ort der Welt" seine dunklen Seiten hat.

Die Art und Weise wie die Autorin die Geschichte erzählt, hat mich wirklich beeindruckt. Sie wählt keinen Hauptcharakter oder Ähnliches, sondern erzählt die Geschichte zwar fortlaufend, jedoch jedes Kapitel, jeden Zeitabschnitt, aus einer anderen Perspektive der neun Personen. Zum Einen enstehen dadurch tiefe Einblicke in die einzelnen Jugendlichen, ihre Ängste, Hoffnungen, Dämonen sowie Beweggründe, zum Anderen erwächst daraus ein rundes und stimmiges Bild. Ein Bild voller Abgründe aber auch Lichtblicke, das uns einen Blick HINTER die Fassaden ermöglicht. So erging es mir nicht selten so, dass ich z.B. plötzlich Mitleid mit einer Person empfand, die ich vorher eigentlich nur schrecklich empfand. So einen Blick sollten wir viel öfter riskieren!

Bevor man das Buch aufschlägt sollte man vielleicht wissen, dass es sich hierbei weder um einen actiongeladenen Blockbuster, noch einen nervenzerfetzenden Thriller handelt. Es ist weder so, dass ein Ereignis das nächste jagt, noch zerfetzen sich diese Teenager auf Grund von Intrigen oder ähnlichem.
Alles in allem handelt es sich eher um eine ruhige Story mit mehr oder minder "normalen" Teenagern, wie sie vermutlich fast überall zu finden sind. Ich denke (hoffe!), dass vielen Kindern und Jugendlichen heutzutage gar nicht bewusst ist, welchen Schaden sie über die sozialen Netzwerke, aber auch mit anderen Dingen (thematisiert werden im Buch vielerlei Dinge wie Drogen, Betrug, usw., nicht nur soz. Medien), die im ungünstigsten Fall extrem gefährlich werden können, anrichten können.
STOPP! Streicht bitte das "heutzutage", denn ich kann mich sehr wohl erinnern, dass es Hänseleien, öffentliche Demütigungen, usw., schon lange vor Facebook gab... Je länger man darüber nachdenkt, desto trauriger wird das Ganze, oder?

Alles in allem empfinde ich "Der gefährlichste Ort der Welt" trotz seiner ruhigeren Gangart als durchgehend interessant und fesselnd. Darüber hinaus ist die Geschichte tiefgründig, regt zum Nachdenken an und ist für mich somit alleine schon deshalb lesenswert!

Bewertung vom 27.09.2017
Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1
Shusterman, Neal

Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1


ausgezeichnet

"Die Stimme des Besuchers verriet ihn. Volltönend und unausweichlich wie der dumpfe Ton einer eisernen Glocke, voller Zuversicht in die Fähigkeit, all jene zu erreichen, die erreicht werden sollten." Seite 12

"Kein Wunder, dass die Leute sich überschlugen, um einem Scythe in jeder erdenklichen Weise gefällig zu sein. Hoffnung im Schatten von Angst ist die stärkste Motivation auf der Welt." Seite 14

"In den Tagen vor dem Thunderhead bestimmten menschliche Arroganz, Eigeninteresse und endloses Gerangel die Gesetzgebung. Ineffizient. Unvollkommen. Verwundbar für alle möglichen Formen von Korruption." Seite 69


Meinung:

Citra und Rowan leben in einer Welt, die auf den ersten Blick recht vielversprechend wirkt. Hunger, Krankheit, ja, selbst der Tod wurde überwunden! Klingt gut, oder?
Leider ist es dann aber doch nicht ganz so rosig, denn wie sollen wir die Erde vor der totalen Überbevölkerung und den schwindenden Ressourcen schützen??
Und genau dafür gibt es die Scythe. Sie werden ausgebildet, um das Gleichgewicht zu wahren, indem sie Menschen „nachlesen“. Wer von einem Scythe erwählt und getötet wird, bleibt dann auch tot.
Als Citry und Rowan -unabhängig voneinander, denn sie kennen sich nicht- auf Scythe Faraday treffen, ahnen sie noch nicht, wie sehr sich ihr bisher bekanntes Leben für sie ändern soll.

Schon als ich das Cover zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen MUSS!! Und das noch bevor ich den Klappentext gelesen habe, der mich dann endgültig komplett neugierig gemacht hat :)

Die Geschichte überzeugt mit einem Setting, dass so kraftvoll und durchdacht auf den Leser losgelassen wird, dass es eine wahre Freude ist.
Wir bekommen Einblick in das komplette Scythetum, ihre Regeln, ihre Prinzipien und Vorgehensweisen, jedoch nicht, ohne nicht auch den Schattenseiten zu begegnen. Denn wie wir alle wissen, lässt Macht nicht nur die besten Eigenschaften von uns in den Vordergrund treten…
Dies macht Neal Shusterman in einer derart düsteren und beklemmenden Weise, dass es sich manchmal so angefühlt hat, als wäre jeder „Mensch“ in akuter Gefahr, obwohl das ja bei der vorgegebenen Quantität an Nachlesen eigentlich gar nicht möglich ist :D
Atmosphärisch wirklich gelungen!

Auch mit der Ausarbeitung der Charaktere konnte der Autor mich auf ganzer Linie überzeugen. Nicht nur die beiden Protagonisten machen während ihrer Zeit mit den Scythe eine enorme Wandlung durch, die wirklich sehr spannend ist, auch der Einblick in unterschiedliche Scythecharaktere konnte mich komplett fesseln. Denn abgesehen von Grundregeln –es sollten zum Beispiel keine rassistischen Hintergründe bei der Auswahl der Nachzulesenden ersichtlich sein-, sind sie sowohl in der Wahl ihrer Opfer, als auch in der Art der Tötung frei.
Vor allem Scythe Faraday hat mich sehr beeindruckt, da er zwar ein gutes Stück weit konsequent und auch hart sein muss, aber gleichzeitig immer Wert auf Menschlichkeit legt. Ein Zwiespalt, der für mich unheimliches Potential hat, welches der Autor in meinen Augen auch komplett genutzt hat. Viele Teile der Geschichte leben von emotionalen und ethischen Widersprüchen, die einen nicht selten zum Grübeln bringen.

Und das Beste: Es ist zwar nicht viel, denn diese Geschichte birgt keine Grundlage für Witz und Heiterkeit. Aber WENN dann mal etwas durchblitzt, werden wir mit einem recht schwarzen Humor belohnt, der perfekt zu dem Szenario passt :)

Für mich war „Scythe – Die Hüter des Todes“ ein wahrer Genuss! Und das nicht nur auf Grund des Könnens von Neal Shusterman, sondern auch durch die Andersartigkeit, mit der die Geschichte besticht. Einfach perfekt!!!

Bewertung vom 01.09.2017
Das verborgene Orakel / Die Abenteuer des Apollo Bd.1
Riordan, Rick

Das verborgene Orakel / Die Abenteuer des Apollo Bd.1


ausgezeichnet

Zitate:

"Gibt es etwas Traurigeres als das Geräusch, mit dem ein Gott auf einen Haufen Müllsäcke knallt?" Seite 7

"Nur einer Sache war ich mir sicher: Meine Bestrafung war unfair. Zeus brauchte einen Sündenbock, und da hatte er sich natürlich den schönsten, begabtesten, beliebtesten Gott des ganzen Olymp ausgesucht: mich." Seite 9

"Nach allem, was ich für Percy Jackson getan hatte, hatte ich einen begeisterten Empfang erwartet. Ein tränenreiches Willkommen, ein paar Brandopfer und ein kleines Fest zu meinen Ehren wären nicht fehl am Platz gewesen." Seite 33


Meinung:

Apollo ist ein Gott… Ähm Entschuldigung, WAR ein Gott. Und wenn man ihm glauben darf, war er nicht nur EIN sondern DER Gott schlechthin! Attraktiv, begnadet und von allen beneidet…
Leider liegt die Betonung auf „war“, denn er hat sich Zeus´ Zorn zugezogen (mal wieder) und muss fortan ein menschliches Leben führen (auch mal wieder)…
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, findet er sich in einem jugendlichen Körper wieder! Mit Akne, Speckröllchen und igitt, igitt, vielen weiteren menschlichen Gebrechen. TRAGÖDIE!!!
Seine einzige Chance besteht darin, schnell einen Halbgott zu finden und zu seinem eigenen Schutz ins Camp Half-Blood zu gelangen.
Ok, den Halbgott findet er relativ schnell, obwohl er sich das irgendwie anders vorgestellt hatte… Zumindest den Punkt kann er abhaken, denn nur so kann er wieder in Zeus´ Gunst aufsteigen und wieder „gottig“ (seine Worte, nicht meine) werden. Was jedoch den Rest betrifft… Na, wir werden sehen!

Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde ich gefragt, warum ich „als erwachsene Frau“ so gerne Kinder-/Jugendbücher von Rick Riordan lese. Und ja, ich gebe jederzeit gerne zu, dass unsere *hust* jüngeren Mitmenschen definitiv viel Freude an seinen Geschichten haben werden. Ich würde sie ohne zu zögern in diese Kategorie stecken.
Aber eben nicht nur! Der Autor hat einfach eine Art zu schreiben, die mich immer wieder auf´s Neue komplett einnimmt. Mit seinen Geschichten konnte er mich jedes Mal wieder davon überzeugen, dass seine Bücher für JEDEN sind, egal ob 12 oder 120. Sie sind einfach nur genial!

Zum einen liegt das natürlich an seinem Schreibstil. Mit viel Witz, Wortspielereien und Fantasie zieht er mich wieder und wieder in seinen Bann. Die gesamte Welt, inklusive Halbgöttern, Göttern und vielen anderen Wesen ist dermaßen bildhaft, dass man sich unheimlich leicht hineinsinken lassen kann. Dabei spielt auch sein Humor eine große Rolle. Nicht viele Autoren schaffen es, dass ich gleich auf den ersten Seiten mehrfach vor mich hinkichere.

Zum anderen bin ich immer wieder absolut fasziniert davon, mit welcher Liebe und Fantasie er seine Helden kreiert. Oder sollte ich eher Antihelden sagen? Hmmm, schwierig ;) Apollo zum Beispiel ist ein absolut faszinierender Charakter: selbstverliebt, süffisant, überheblich. Ein Weiberheld, der sich selbst gerne reden hört. Das Menschlichsein ist weeeeeeeit unter seiner würde, sieht er uns Menschen ja nur als kurzlebige Fleischsäcke. Er, der als quasi bestes aller Geschöpfe gefeiert werden will. Nein MUSS! Zu dumm nur, dass er nun auch ein Fleischsack ist…
Und auch die Halbgöttin Meg ist, nennen wir es mal „etwas strange“. Man weiß nie, ob sie einem nicht als nächstes in den Finger beißt :D
Aber natürlich sind die beiden nicht so unsympathisch, wie es auf den ersten Blick aussehen mag. Und selbst Ex-Götter können ja gegebenenfalls noch etwas dazu lernen ;)

Für mich ist „Die Abenteuer des Apollo - Das verborgene Orakel“ ein absolut gelungenes Abenteuer für Jung und Alt!
Spannend, fantasievoll, voller Witz und Unerwartetem, ist es nicht nur ein genialer Einstieg in die neue Reihe, sondern einfach nur lesens- und empfehlenswert!

Bewertung vom 28.08.2017
Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2
Hurwitz, Gregg

Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2


sehr gut

Nach den Turbulenzen die hinter Evan liegen, ist er nach wie vor vorsichtig und immer auf der Hut vor Charles Van Sciver und den anderen Orphans. Denn diese sind immer noch hinter ihm her. Aber natürlich lässt er sich nicht davon abhalten auch weiterhin Menschen in Not zu helfen. Gerade war er noch dabei, einen Mädchenhandelsimperium zu sprengen, da wird es auch schon so richtig übel für ihn. Als wäre sein Leben nicht schon abenteuerlich genug, wird er plötzlich auf offener Straße gekidnappt!! Hat Van Sciver es endlich geschafft, seiner habhaft zu werden? Und falls nicht, welcher seiner unzähligen Feinde könnte wohl dahinterstecken? Und wie um alles in der Welt soll er da nur wieder herauskommen??? Denn keiner weiß, wo er steckt. Und so wie wir Evan kennen, wird es wohl auch das ein oder andere Mal extrem brenzlig werden...

Schon von Anfang an war ich ein Evan-Fan, umso mehr habe ich mich natürlich auf die Fortsetzung gefreut. Sehr gut hat mir gefallen, dass zu Beginn der Story immer wieder kleine Gedächtnisstützen eingebaut sind, die unsere Erinnerung auffrischen. So ist es möglich, ziemlich schnell wieder komplett im Geschehen zu sein. In Anbetracht der Tatsache, dass bei den meisten Reihen in der Regel ca. ein Jahr bis zum nächsten Release liegt, finde ich das immer extrem nützlich.

Auch der Schreibstil konnte mich ein weiteres Mal komplett mitreißen. Die Geschichte ist nicht nur sehr eingängig geschrieben, sondern auch Evans zynische Art kommt wieder voll zur Geltung und hat mich so manches Mal richtig lachen lassen. Wie ihr wisst, ist er ja nicht nur im körperlichen, sondern auch im üblichen Sinne "schlagfertig" ;)

Schon bevor ich das Buch in Händen hielt, habe ich in der ein oder anderen Rezi negative Stimmen gehört, was Evans "Können" angeht. Umso gespannter war ich darauf, wie ich diese Szenen empfinden würde.
Natürlich will ich nicht zu sehr vorweg greifen, aber ebenso wie in Band 1 bastelt er schonmal eine Vorrichtung oder ruft Wissen ab, das für die meisten von uns nicht ganz nachzuvollziehen ist (oder wusstest ihr, dass Dorito-Chips sehr leicht entzündlich sind?). Jedoch erreichen diese Szenen in meinen Augen eigentlich nie ein Level, das ich mir auf Grund seiner Ausbildung und seines Werdegangs nicht hätte erklären können. Von daher hatte ich beim Lesen auch dieses Mal viel Spaß!

Von mir gibt es für Ideenreichtum, Wendungen und Action somit mal wieder die volle Punktzahl, wobei ich diese Fortsetzung im Ganzen gesehen etwas schwächer empfand, als den Reiheneinstieg.
Das liegt zum einen daran, dass ich mir manchmal einfach etwas weniger gewünscht hätte. Ich muss nicht wirklich bei jedem Faustkampf wissen, wie man den aktuell ausgeführten Schlag nennt und aus welcher Kampfsportart er kommt XD
Zum anderen hat sich der erste Teil von Evans Gefangenschaft für mich etwas zu sehr gezogen, das hätte man für meinen Geschmack gerne etwas kürzen können. Dafür geht es jedoch ab ca. der Mitte des Buches so richtig ab und die Evan-Fans unter uns, kommen wieder voll auf ihre Kosten. Spannend, actionreich, unheilbringend und unvorhersehbar. SO macht Evan doch Spaß!

Bewertung vom 28.08.2017
Amrita
Khorana, Aditi

Amrita


ausgezeichnet

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört habe, war mir sofort klar, dass ich es lesen muss! Zwar klang der Klappentext für mich so, als wäre die Geschichte sehr liebeslastig, aber da ich umheimlich gerne Bücher lese, die diesen gewissen "oriantalischen/märchenhaften" Touch haben, wollte ich es unbedingt versuchen! Und letzten Endes wurde ich sogar zweifach belohnt! Aber ich greife vor ;)
Kommen wir zuerst zu einem der für mich wichtigsten Aspekte bei einer derartigen Geschichte, dem Setting und dem Schreibstil.
In einem Wort? BEZAUBERND!
Aditi Khorana schafft es mit ihrem bildhaften und wundervollen Schreibstil nicht nur die Protagonisten zum Leben zu erwecken, sondern die Schönheit von Shalingar -die Farben, Formen, Pflanzen- so zu vermitteln, dass ich am liebsten sofort meine Koffer gepackt hätte!
Amrita selbst ist ebenfalls sehr liebevoll und facettenreich gestaltet. Ein starkes Mädchen, dem die Menschen unheimlich viel bedeuten und das auch mal zurücksteckt, wenn anderen aus ihrem Handeln ein Nachteil entstehen könnte.
Sie ist warm- und gutherzig und das obwohl sie zwar einerseits ein gutes, behütetes Leben geführt hat, aber auch viel Trauer in sich trägt. Es bedrückt sie, sich als Prinzessin natürlich nicht so draußen bewegen zu können, wie sie es gerne würde, zusätzlich vermisst sie ihre Mutter, von der sie weder etwas weiß noch Informationen über sie von ihrem Vater bekommt.
Aber sie trägt natürlich auch Träume, Hoffnungen und Wünsche in sich, die man nur allzu gut verstehen kann. Für mich ist sie ein authentischer Charakter, dem ich gerne gefolgt bin.

Ihr seht, ein bisschen verliebt bin ich schon ;) Dies ist aber nicht nur dem märchenhaften Aufbau und Inhalt geschuldet, sondern vielerlei Dingen. Auch die Reise selbst, die Amrita antritt, konnte mich überzeugen. Sie trifft auf einige Gefahren, aber auch Mythen und Geschichten begegnen uns auf ihrem Weg. Und wer weiß, vielleicht ist an der ein oder anderen sogar etwas dran??
Vor allem fand ich es gut, dass ich oft dachte ich sei auf der richtigen Spur, aber mich eigentlich meistens täuschte!
Denn eines ist "Amrita - Am Ende beginnt der Anfang" definitiv nicht: vorhersehbar!
So kommt es auch zu meiner zweiten Belohnung. Klar ist das Thema Liebe ein fester Bestandteil dieses Buches, aber eindeutig nicht in dem Ausmaß, in dem ich es erwartet hatte. Und vor allem nicht in dem Stil, dass es um die eine große Liebe zu einer Person ginge und diese über den gesamten Verlauf hinweg die Geschichte bestimmt. Ach, es ist echt schwer, diesen Punkt zu thematisieren, ohne zu weit ins Geschehen zu gehen. Da müsst ihr mir wohl ein Stück weit vertrauen ;)
Letztlich ist dieses Buch bedeutend tiefgründiger als erwartet. Es beherbergt nicht nur eine gelungene Story, sondern auch die ein oder andere Weis- und Wahrheit. Noch bewusster, was "Amrita" uns vermitteln will, wird einem spätestens dann, wenn man das Nachwort der Autorin gelesen hat. Wirklich sehr gelungen!
Ich persönlich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen. Begleitet Amrita auf ihrer Reise an phantastische Orte, seht mit ihr zusammen Mysterien und erlebt ihre Reise voller Schönheit, Grausamkeit, Liebe, Tod, Glaube, Magie und Hoffnung! Es lohnt sich ;)

Bewertung vom 13.08.2017
Das erste Opfer / Oxen Bd.1
Jensen, Jens Henrik

Das erste Opfer / Oxen Bd.1


sehr gut

Zitate:
"Er wollte in sich selbst versinken, immer tiefer und tiefer - und unsichtbar werden ..." Seite 16
"Zufrieden betrachtete er den toten Hund in der Gewissheit, dass man, was einem einmal in Fleisch und Blut übergegangen war, niemals verlernte." Seite 19
"Sein Plan A war fertig. Es war ein schlichter Plan, der aus brutaler Gewalt bestand." Seite 184

Meinung:

Während Oxen versucht, sein neues Leben als Aussteiger aufzubauen, geschehen andernorts mehrere Morde. Irgendjemand tötet zuerst deren Hunde und anschließend die Opfer, die alle öffentliche, einflussreiche und mächtige Personen sind. Und Oxen, der eigentlich nichts sehnlicher will, als seine Ruhe im Wald zu finden, findet sich -bevor er sich versieht- im Fadenkreuz der Ermittlungen wieder! Und möglicherweise nicht nur in deren.

Schon der Beginn der Geschichte verursachte bei mir ein beklemmendes Gefühl, da der Autor das erste Kapitel mit einem erhängten Hund beginnen lässt. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber da hatte ich schon eine Gänsehaut ;) Auch im weiteren Verlauf versucht er Spannung und Atmosphäre nicht abklingen zu lassen. Dazu greift er auf einige altbewährte Mittel zurück. Natürlich -zumindest bei mir sehr beliebt- sind die Kapitel weitestgehend kurz gehalten und jeweils im Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven. Ob Oxen, Opfer, Ermittler... Wir bekommen immer wieder ein paar Seiten einer anderen Sicht, was natürlich den Spannungsbogen über die Geschichte hinweg aufrecht hält.
Auch wird der Leser nur langsam mit Infos versorgt. Zum Beispiel die Geschichte, wer Oxen eigentlich ist und wie er zu dem wurde, was er heute darstellt. Aber auch andere Handlungsstränge werden erst nach und nach klarer - so bleibt die Geschichte interessant.
Einzig die Tatsache, dass mir der Autor stellenweise etwas zu viele Details wie Personenvorgeschichten, Umgebungs- und Objektbeschreibungen einfließen lässt, würde ich mir im nächsten Teil anders wünschen. Sie waren zwar nicht ausufernd, stellen für mich somit keinen gravierenden Makel dar, haben der Geschichte aber auch nichts gebracht.
Ca. ab der Hälfte des Buches werden diese jedoch weniger und auch die Story nimmt merklich Fahrt auf. Ab diesem Punkt wird sie immer rasanter und atemloser, so hätte mir das von Anfang gefallen. Vermutlich dienten diese Details in erster Linie dazu, die Charaktere für die Trilogie zu setzen, von daher kann ich es natürlich auch wieder verstehen ;)

Richtig gut hat mir die Darstellung von Oxen gefallen. Einst ein hochdekorierter Elitesoldat mit vielen Auszeichnungen, heute ein Einzelgänger mit Vorstrafen sowie regelmäßigem Alkohol- und Drogenkonsum, der durch ein posttraumatisches Belastungssyndrom stellenweise zu einer tickenden Zeitbombe mutiert ist. Er kommt nicht mit Menschen klar, liebt Einsamkeit und Ruhe. Eigentlich verständlich, wenn man ein Aggressionsproblem hat und von Geistern der Vergangenheit getrieben wird, oder? Dieses Bild lässt ihn theoretisch zu einem kleinen Antihelden mutieren, aber seine Probleme sind zu gut nachvollziehbar und die Faszination seinen Charakter betreffend ist zu groß, als dass ich mich hätte von ihm abwenden können.

Alles in Allem hat Jens Henrik Jensen es geschafft, einen soliden Reiheneinstieg zu gestalten, den ich als gelungene Basis empfinde und der neugierig auf mehr macht!

Bewertung vom 21.05.2017
Die Rebellin / Stormheart Bd.1
Carmack, Cora

Die Rebellin / Stormheart Bd.1


sehr gut

Aurora führt ein ziemlich hartes Leben. Geboren als Sturmlingprinzessin, soll sie in ihrer Rolle als Königstochter in Kürze die Herrschaft übernehmen und das Königreich vor den schweren Unwettern beschützen, die schon bald hereinbrechen werden.
Was jedoch keiner weiß, ist, dass sie scheinbar gänzlich ohne Magie geboren wurde und somit gar keine Möglichkeit hat, das Reich vor diesen schweren, magiegeladenen Kräften, in Form von Gewitter, Stürmen und Niederschlägen, zu bewahren. Und obwohl sie, um dieses Geheimnis zu bewahren und deshalb den Thron nicht zu verlieren, schon alles geopfert hat, ist sie gezwungen, noch mehr von sich aufzugeben. Ihr ganzes Leben ist geprägt von Entbehrungen und Einsamkeit -sie darf weder Freundschaften führen, noch Schwächen jedweder Art zeigen-, denn zu groß wäre die Gefahr, dass ihr Geheimnis ans Licht kommen könnte. Und nun muss sie auch noch Prinz Cassius aus einem anderen Königreich heiraten, damit er das Land an ihrer Stelle schützen kann. Aber auch da gibt es ein Problem. Selbst er darf vor der Hochzeit nichts von ihrer fehlenden Magie erfahren und zudem ist seine Familie bekannt dafür, dunkel und grausam zu sein! Doch auch er scheint ein großes Geheimnis mit sich zu tragen... Kann Aurora es schaffen, ihr Reich zu beschützen? Oder gibt es gar einen gänzlich anderen Weg, der sich ihr nur noch nicht erschließt? Seid gespannt!

Der Schreibstil ist absolut gelungen und zieht den Leser mit vielen Überraschungen in seinen Bann.
Zum Einen ist dieses Buch nicht in der Ich-Perspektive geschrieben. Eine Tatsache, der ich persönlich immer sehr gespalten entgegensehe, da es so normalerweise immer etwas schwieriger ist, die Charaktere für den Leser authentisch zu machen. Ich musste jedoch feststellen, dass meine Angst absolut unbegründet war! Die Autorin legt wirklich viel Augenmerk darauf, den Protagonisten Leben einzuhauchen, und setzt dies um, indem sie die komplette Geschichte aus vielen Richtungen/Personensichten erzählt und dabei auch immer deren eigenen Ängste, Wünsche oder Vorgeschichten mit einfließen lässt. Selten war ich so gefesselt und neugierig, wie es mit einzelnen Charakteren weitergeht!
Zum anderen ist die Art, wie Cora Carmack Dinge beschreibt -glaubt mir, die Unwetter, Stürme, usw., sind atemberaubend geschildert- wirklich beeindruckend! Vor allem im späteren Teil, aber da müsst ihr euch wohl überraschen lassen, ich darf ja schließlich nicht zu viel verraten ;)

Da es sich um den Auftakt einer Trilogie handelt, wurde erwartungsgemäß einiges an Augenmerk auf Aurora gelegt, was mich zu zwei kleinen Kritikpunkten führt. Keine Angst, ich werde sie im Folgenden auch wieder etwas entkräften ;)
Einerseits gab es Szenen und Gegebenheiten, die ich zwar in dem Moment nicht als langweilig empfand, die aber für meinen Geschmack, in Summe, kleine Längen verursachten.
Andererseits ist da noch der Charakter Aurora selbst. Sie hat ihr Leben lang getan, was von ihr verlangt wurde und hat sich dabei selbstverständlich auch Eigenschaften angeeignet, wie eine Königin sie -zumindest in den Augen ihrer Mutter- vorweisen muss. Weitestgehend ist das nachvollziehbar, vor allem, weil man ja ihre Vorgeschichte kennt. Stellenweise jedoch, wirkte sie auf mich, wie ein trotziges, bockiges Kind, das seinen Kopf durchsetzen muss.
Beim Lesen konnte ich zum Glück jedoch feststellen, dass beides eigentlich nur in der ersten Hälfte des Buches zu finden ist und diese Details auch schnell verblassen. Denn Aurora entwickelt sich natürlich weiter und zusätzlich entsteht mit jeder weiteren gelesenen Seite eine zunehmend imposante Geschichte, die vor Wendungen und Höhepunkten strotzt, bevor sich ein wirklich gelungener und fulminanter Endteil entwickelt, der mich persönlich sehr beeindrucken konnte. Natürlich inklusive einem bösen Cliffhanger, aber das war ja zu erwarten.
Für mich ein wirklich gelungener Trilogieauftakt, der mich voller Erwartungen seiner Fortsetzung entgegenfiebern lässt!