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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


sehr gut

MEINUNG:
Demon Copperhead der eigentlich Damon Fields heißt hat keine einfachen Startbedingungen ins Leben. Seine abhängige Teenager-Mutter bringt ihn im Trailer zur Welt. Für Demon bedeutet dies gleich ein Entzug. Sein Vater ist vor der Geburt verstorben. Als seine Mutter in eine Entzugsklinik muss, wird Demon in die erste Pflegefamilie geschickt - zu einem älteren Farmer, der eigentlich nur billige Arbeitskräfte sucht. Dort erfährt Demon körperliche Gewalt und sonstige Entbehrungen. Gefühlt bekommt er nie genug zu Essen. An vielen solcher Stellen, habe ich mein eigenes Leben wirklich zu schätzen gewusst. Es ist ein Privileg, dass man jeden Tag genug zu essen, einen Platz zum Schlafen und Bildung genießen kann. Privilegien, die Demon einfach nicht dauerhaft hat, dennoch verliert er auf der ganzen Strecke seinen (Galgen-)Humor und auch seinen Überlebenswille nicht. Es ist bewundernswert, wie die Autorin, die sich nicht mal annähernd in Demons Alter befindet den Roman aus seiner Sicht schreibt.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und wir verfolgen Demons Leben zwischen 10 und ca. 18 Jahren. Ich habe ein bisschen gebraucht, um rein zu kommen. Die Erzählweise ist angenehm, aber auch sehr detailreich. Die ersten zwei Drittel des Buches empfand ich als relativ ausschweifend. Allerdings entwickeln sich in der Zeit auch die ganzen Beziehungen, die Demon auch in den Jahren später noch hat ud da sind viele Personen, die es gut mit ihm meinen. Ich hatte erwartet, dass das Buch mir und Demon noch viel mehr abverlangen, aber Demons Art hat es einem leichter gemacht hoffnungsvoll für ihn zu bleiben und er findet auch in der letzten Pflegefamilie endlich ein gutes Zuhause. Dazu kommt, dass er sich sogar eine Footballkarriere aufbauen kann. Wenn sich ein bisschen mit amerikanischer Kultur auskennt, dann weiß man, wie wichtig so eine Karriere sein kann. Sie kann vielen Jungs dazu verhelfen der Armut zu entfliehen. Allerdings gibt es auch immer eine Schattenseite und ein unglücklicher Unfall kann diese Karriere schnell beenden.
Das letzte Drittel beschäftigt sich mit der Opioid Krise in der USA, wozu auch das gefährliche Fentanyl und Oxycontin zählen. Vor allem letzteres wurde in den USA als Schmerzmittel, z.B. nach Unfällen verschrieben. Allerdings wurde verheimlicht, dass es abhängig macht. Im Jahr 2020 sollen 90.000 Personen in den USA an einer Überdosis gestorben. Diesen realen Fakt verarbeitet Barbara Kingsolver auch in ihrem Buch. Die vielen Drogentoten führen u.a. dazu, dass viele Kinder, wie auch Demon, ohne Eltern aufwachsen mussten und auch selbst in die Fänge geraten sind. Für mich war das der spannendste und dramatischste Part, denn natürlich wollte ich mein Happy End für Demon. Ob er das bekommt müsst ihr selbst lesen. :)
FAZIT:
Demon Copperhead ist wohl der amerikanische Roman des Jahres. Wenn man sich ein bisschen mit amerikanische Kultur und aktuellerer Geschichte auskennt, dann kann dies hier sehr gut nachvollziehen. Für mich ist der Pulitzer Preis verdient, aber für meinen Geschmack hätten es in den ersten zwei Dritteln auch gerne 200 Seiten weniger sein dürfen. Demons Geschichte wird mir aber definitiv in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 02.04.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

MEINUNG:
Mich hat bei Leuchtfeuer gleich das Cover angesprochen, ohne dass ich überhaupt den Inhalt kannte. Ich liebe Bücher in einfach Geheimnisse, diese zu entdecken und zu lesen wie ein Ereignis über das Schicksal und die Leben von vielen Personen entscheidet.
Ein bisschen habe ich bei dem Klappentext erwartet, dass man besagtes Geheimnis eigentlich erst später erfährt, weil es einfach oft so üblich ist. Dem ist aber nicht so und man erfährt besagtes Geheimnis schon auf den ersten Seiten und der Klappentext verrät es auch schon zum Teil, denn es hängt mit dem Unfall zusammen. Zunächst hat mich das etwas enttäuscht und es hat mich auch nach Beenden des Buches etwas enttäuscht, da ich einfach auf die Spannung gewartet habe. Nach ein paar Gesprächen mit anderen Personen hat sich mein Eindruck aber etwas korrigiert, weil der Fokus in diesem Buch nicht das Geheimnis und deren Entschlüsselung ist, sondern was es mit den Protagonisten gemacht hat. Es handelt sich also um ein offenes Geheimnis, welches vor allem das Leben von Sarah und Theo und auch deren Erwachsen werden nachträglich und gravierend verändert hat. Beide haben enorme Probleme in ihrem Leben, die sie irgendwie versuchen in den Griff zu bekommen. Am besten damit umgehen konnten in meinen Augen noch Ben und Mimi, ihre Eltern. Ben habe ich als starken und gleichzeitig liebenswerten Charakter empfunden, der wie ein Kapitän ist und das Familienschiff versucht durch die Unwägbarkeiten des Lebens zu lenken.
Wirklich berührend ist die Geschichte von Waldo. Waldo wohnt mit seinen Eltern gegenüber von Sarahs und Theos Eltern, Ben und Mimi. Waldos Schicksal ist eng mit Ben verbunden. Ich mochte es, dass die Autorin die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven aller Charaktere geschrieben hat, auch aus der von Waldos Eltern. Waldos Verhältnis zu seinem Vater, Shenkman, ist ziemlich schwierig, weil Waldo anders ist und sein Vater damit einfach nicht klar kommt. Mich hat es geschmerzt, dass Waldo das natürlich gespürt hat und auch aus der Sicht von Shenkman erfährt man, dass er sich dessen sehr bewusst ist, aber da auch nicht heraus kommt. Ich finde die Autorin hat sehr eindrücklich geschildert, wie sich deren Beziehung dann entwickelt, als Waldo älter wird - nämlich eine nur sehr geringe emotionale Bindung zwischen den beiden. Die Autorin springt manchmal durch die Zeiten und greift ein bisschen was vorweg, was mich in Waldos Fall sehr froh gestimmt hat. Umso schöner ist die Beziehung, die sich zu Ben entwickelt, denn hier findet Waldo endlich jemanden, der ihn so sieht wie er ist. 
Durch die vielen Bilder von Sternen, löst sich einen gewissen Zauber aus, der zum Titel Leuchtfeuer passt. Für mich schaffen vor allem amerikanische AutorInnen eine solche Atmosphäre darzustellen, was man mögen muss. Motive wie Schicksal, die Kraft von Liebe und Familie, die auch zur Heilung führen kann sind dabei wichtige Themen, die auch hier verwendet werden.

FAZIT:
Leuchtfeuer ist eine Geschichte von Verlusten, aber auch von Heilung und Hoffnung, dass sich trotz einige Schicksalsschläge alles zum Guten wenden kann. Es braucht nur Personen, die an einen glauben. Meine Erwartungen an das Buch waren ein bisschen anders, aber auch auf mich konnte der Zauber der Geschichte am Ende noch wirken.

Bewertung vom 28.03.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


ausgezeichnet

MEINUNG:
Krummes Holz ist mir schon vor ein paar Monaten in den Vorschauen aufgefallen und nachdem ich so begeistert von Alina Herbings Tiere, vor denen man Angst haben muss gelesen hatte, erschien mir dieses Buch als ideale und vergleichbare Literatur.
Krummes Holz ist eine Gegend in der Mitte Deutschlands, im ländlichen Südwestfalen. Dort der heruntergewirtschaftete Gutshof von Jirkas Familie. Nun kehrt er nach 5 Jahren dahin zurück. Wir befinden uns im Sommer 1987 und das spürt man auch. Die Autorin gibt immer wieder Hinweis auf die Zeit. Jirka hat eine ältere Schwester, Malene. Jirkas Rückkehr löst bei Malene keine Freundenstürme aus, sondern eher das Gegenteil. Zwischen den beiden Geschwistern gibt es so viel aufgestaute Emotionen und auch Wut, was ich nachvollziehen konnte. Ich habe so oft gedacht, dass sie doch einfach nur miteinander zu reden bräuchten, aber das ist einfach nicht so einfach. Schweigen bis es eh weh tun steht auch so im Text. 
Nach und Nach erfährt man zwischen dem herausragenden poetischen Schreibstil, was so in der Kindheit der beiden passiert ist und das ist nicht ohne. Jirka und seine Schwester müssen durch den Vater körperlich Misshandlungen und Züchtigungen ertragen. Ihre Mutter verstirbt früh und sie bleiben mit dem Vater und der Großmutter zurück. Auch von dieser gibt keinerlei Nähe und Geborgenheit. Ich habe oft gedacht, dass es für Jirka wohl das Beste war, auf dem Internat zu sein. Malene, auch wenn vier Jahre älter, musste zurück bleiben und musste vieles weiterhin ertragen. Malene Wut würde ich daher als im Stichlassen deuten. Mir Jirkas Rückkehr gibt es einen Punkt, nämlich die Abwesenheit des Vaters, die zunächst nicht erklärt wird. Die Autorin verwebt sehr geschickt Gegenwart und Vergangenheit. Beim Lesen erfordert es etwas größere Konzentration, aber ich mochte es, wie es alles miteinander verschwimmt und wie Jirka auch so langsam das Erinnern wieder einsetzt. Lobend ist auch die Atmosphäre auf dem Hof zu erwähnen. Ich habe förmlich gespürt, wie die Sonne mir auf die Haut scheint und auch das Haus konnte ich mir sehr gut vorstellen.
FAZIT:
Krummes Holz hat mich sofort begeistert. Ich mochte diese raue, ländliche Atmosphäre, die im krassen Gegensatz zu den sensiblen Charakteren Jirka, Madlen und Leander stehen, die so viel ertragen mussten. Vor allem die Sprache der Autorin konnte mich begeistern. Für mich ein Highlight!

Bewertung vom 24.03.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


sehr gut

MEINUNG:
Das Buch fiel ganz klar wieder in meine Beuteschema, weil es skandinavische Spannungsliteratur ist. Bisher habe ich von Ulf Kvensler noch nicht gelesen und war sehr gespannt auf Der Ausflug.
Die Geschichte wird zum größten Teil aus der Sicht von Anna erzählt. Mir hat gefallen, dass es zwischendurch immer wieder Kapitel gibt, die eine Art Vernehmungsprotokoll sind. Dadurch ist auch schon relativ am Anfang klar, dass nicht alle überleben werden. Es gibt auch ein paar Kapitel, die deutlich erkennbar Rückblicke sind. Die Schrift ist anders und es auch am Datum erkennbar. Ich mochte diesen Aufbau, da es das Ganze so etwas aufgelockert hat. Ein Nachteil ist, dass man vieles nur aus Annas Sichtweise erfährt und irgendwann kam auch bei mir das Gefühl auf, dass sie vielleicht nicht zu zuverlässigste Erzählerin ist. Von Henrik, ihrem Freund bekommt man noch den besten Eindruck. Es ist spürbar, dass es Henrik psychisch nicht so gut geht, auch schon vor dem Beginn des Trips. Während des Wandertrips wirkt er wie das schwächste Glied in der Kette. Er leidet an Höhenangst und nach meinem Empfinden war er eigentlich auch schon zu schnell stark erschöpft, eventuell auch unterkühlt. Die Beziehung zwischen Anna und ihm wirkte irgendwie auf der Kippe. Anna war unübersehbar die Stärkere von beiden. Es macht Anna stellenweise unsympathisch, dass sie das auch genau wusste.
Was mir besonders gute gefallen hat, sind die vielen sehr detaillierten Beschreibungen der Wanderung in den Sarek in Nordschweden, oft als die letzte Wildnis Europas bezeichnet. Ich wandere selbst sehr gern und auch mit dem Rucksack, daher kommen hier auch Wandersfans ganz auf ihre Kosten. Allerdings hätte ich vor dem Sarek wirklich höchstens Respekt. Selbst der Autor schreibt im Nachwort, dass man hier nicht leichtsinnig loslaufen darf. Es gibt nicht mal feste Wanderwege und es kann schnell lebensgefährlich werden. Eben genau deswegen ist es eigentlich die ideale Atmosphäre für diesen Thriller. Die Spannung baut sich sehr schnell auf und das nicht nur wegen der Wetterbedingungen und der rauen Bedingungen im Sarek, sondern auch wegen dem Aufkeimenden Misstrauen gegenüber Jacob von Seiten Anna. Mit diesen beiden Aspekten spielt der Autor. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und konnte mich gut rein fühlen, in die Angst und Verzweiflung, die die Umgebung einfach bis aufs Äußerte triggert. Das Ende würde ich als offen bezeichnen, denn es ist klar, dass nicht alle überleben, aber was nur nun wirklich richtig war, lässt Interpretationsspielraum.

FAZIT:
Der Ausflug ist ein äußerst nervenaufreibender, spannender schwedischen Thriller, der im nordschwedischen Sarek spielt. Der Autor weißt ganz gekonnt, wie aus der Wildnis und der Umgebung und aus menschlichem Misstrauen die allerbeste Atmosphäre für einen spannenden Thriller schafft.

Bewertung vom 22.03.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


gut

MEINUNG:
Ich folge Ilona Hartmann auf Instagram und ihr bissiger Humor trifft oft meinen Geschmack. Aus diesem Grund habe ich zu ihrem zweiten Roman Klarkommen gegriffen.
In dem Roman begleiten wir Leon, Mounia und die namenlose Ich-Erzählstimme beim Erwachsen werden. Sie ziehen nach dem Abitur zusammen in eine WG in eine größere Stadt. Damit glauben sie es geschafft zu haben bis sie plötzlich feststellen, dass alles ganz anders ist. Wie der Titel schon andeutet versuchen alle drei mit der neu gewonnenen scheinbaren Freiheit irgendwie klarzukommen und sind alle drei dabei unterschiedlich erfolgreich. 
Ich mochte die schnellen kurzen Kapitel, die gerne immer wieder zwischen Nostalgie der Jugend und Gegenwart hin und her gewechselt sind und manchmal gab es keinen wirklich Zusammenhang zur Handlung. Ilona Hartmann kann wirklich fantastische Sätze formulieren und das obwohl eigentlich nicht viel passiert, aber vermutlich sind diese Jahre des Lebens auch genau so. Es verändert sich eine Menge, aber am Ende passiert nicht viel. Das Buch kommt fast gänzlich ohne Dialoge aus, so dass man immer nur die Sicht der Erzählstimme hat, welche man im Gegensatz zu Leon und Mounia noch mit am besten kennenlernt. Am Ende bleiben aber alle drei sehr blass, da man von ihnen so gut wie nichts erfährt, mit dem zumindest ich entweder identifizieren könnte oder wo ich eine emotional Bindung aufbauen würde.

FAZIT:
Der Inhalt von Klarkommen konnte mich nicht so richtig abholen, aber dafür die Sätze und Erzählweise der Autorin schon. Vielleicht liegen meine Twentys einfach auch schon zu lange zurück, so dass ich mich hier nicht mehr richtig rein fühlen konnte. Der Autorin folge ich aber gerne weiter auf Instagram, weil ich ihren Humor mag.

Bewertung vom 16.03.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


weniger gut

MEINUNG:
Season Sisters ist eine vierbändige Reihe, um die vier Schwestern Spring, Autum, Summer und Winter. Der erste Teil Frühlingsgeheimnisse geht um die Schwester Spring. Mich hat das Buch vor allem wegen dem Cover und dem Spielort Wales angesprochen.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, was ich grundsätzlich mag, allerdings nehmen die Kapitel in der Vergangenheit den größten Teil der Geschichte ein. Der Vergangenheitsteil gibt Aufschluss über die Familiengeschichte- und Geheimnisse von Sophia Fowler. Dort verfolgen wir eine junge Frau namens Daphne. Mir gefiel dieser Part ausnahmsweise mal besser für eine gewisse Zeit, aber ich finde, dass die Geschichte um Spring eigentlich viel zu kurz kommt. Mich hätte interessiert, wie sie sich entwickelt und wie sie mit sich hadert, dass sie wieder in ihrer Heimat ist. Eigentlich ist Springs Geschichte schon nach den ersten 100 Seiten vorbei. Sie wird als rebellische junge Frau dargestellt, die wegen Drogenmissbrauch bei Sophia die Sozialstunden ableistet, weil sie so eine schwere Kindheit hatte. Als sie dann allerdings wieder in Wales ist alles vergessen, auch warum sie Ethan verlassen hat. Ich hatte mir hier ein wieder eine langsame Annäherung versprochen, aber leider weit gefehlt.
Es geht sehr vieles in diesem Buch einfach viel zu schnell. Viele Beziehungen haben hier keinen Raum sich wirklich zu entwickeln, so dass ich dies auch als Leserin mitfühlen konnte. Ich konnte mich in keinen der Charaktere wirklich hineinversetzen. Alle war sehr stereotypisiert, aber verhielten dennoch oft komplett widersprüchlich. Die Tendenz ist hier, dass man den guten Charakteren alles sofort verzeiht und die schlechten Charaktere sind abgrundtief Böse. Es gibt hier keine Grautöne.Ich war ziemlich schnell genervt von diesem Buch. Viel dazu beigetragen haben auch diese hanebüchenen Geschichten und Geheimnissen aus der Vergangenheit von Familie Fowler. Das Konstrukt, was die Autorin hier geschaffen hat, ist geradezu an den Haaren herbeigezogen, so dass ich oft nicht wusste, ob darüber lachen oder weinen soll. Der Epilog lässt mich dann doch ein bisschen interessiert zurück, weil dort weitere Geheimnisse aus Springs Familie angekündigt werden, aber ich kann mir nicht vorstellen hier wirklich weiterzulesen.

FAZIT:
Mich konnte Season Sisters und die Geschichte um die Frühlingsschwester Spring leider nicht überzeugen. Es ging eigentlich weniger um Spring und eher um das Familiengeheimnis von Sophia. Vieles empfand ich auch sehr überzogen und unglaubwürdig. Es ist ein Buch, dass man lesen kann, aber nicht muss. Im Bestfall ist bekommt man leichtes Unterhaltung, wie in einem ZDF Film am Sonntagabend. Weitere Bände dieser Reihe werde ich nicht lesen.

Bewertung vom 01.03.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


sehr gut

MEINUNG:
Mich hat bei diesem Buch ein bisschen das Zitat von Caroline Wahl angezogen. Generell mag ich Mutter-Tochter-Beziehungen, aber ich bin auch immer etwas angespannt, was es mir auslösen wird. Wir sitzen im Dickicht und weinen hat viel bei mir ausgelöst.
Die Beziehung zwischen Valerie und ihrer Mutter Christina ist schwierig. Alles wird ein bisschen auf den Kopf gestellt als Christina eine Krebsdiagnose erhält. In Rückblicken erfahren wir auch die Geschichten von Valeries Großmüttern mütterlicherseits und väterlicherseits und damit auch die Geschichte von Christina, denn auch die hatte keine einfach Beziehung zu ihrer Mutter. Die Autorin springt zwischen den Zeiten kapitelweise ohne große Hinweise durch. Ich musst mich anfangs ein bisschen zurecht finden, aber dann ging. Hinzu kommt dann auch noch als ein Erzählstrang die Beziehung zwischen Valerie und ihrem Sohn Tobi, der ein Austauschjahr in England machen möchte, was Valerie schwierig findet.
Die Autorin gibt uns hier einen tiefen Einblick, in der ich zumindest verstehen konnte, warum Christina so ist wie sie ist. Ich fand es sehr faszinierend, dass alle Frauen auf jeden Fall nach Unabhängigkeit gestrebt haben und auch die meisten die Kinder allein groß gezogen haben. Christina erzieht Valerie in ihrer Ansicht ziemlich locker, ohne viel Regeln, obwohl vieles schon sehr nahe an der Vernachlässigung ist. Valerie dagegen wünschte sich viel mehr Fürsorge und Nähe. Bei ihrem Sohn Tobi macht sie es dann anders und ist immer zur Stelle, was ich meinen Augen dann schon fast das andere Extrem war. Valerie hat ihrer Mutter die Vernachlässigung nicht so richtig verziehen und tut sich schwer als diese krank ist. Man muss dazu sagen, dass Christina aber wirklich schnell unfair wird. Mich hat das beim Lesen auch aufgeregt. Am Ende muss man einfach sagen, dass alle Frauenfiguren ihr Bestes versucht haben ihren Kindern eine Mutter zu sein und zwar in ihrem Rahmen und ihren Möglichkeiten, auch Christina. Der Weg gewisse Fehler in der Kindheit durch die Eltern ist nicht immer ein leichter. Das Ende hat mich ziemlich mitgenommen.

FAZIT:
Wir sitzen im Dickicht und Weinen ist ein Roman über die Beziehung zwischen Müttern zu ihren Kindern bzw. Töchtern. Es hat beim Lesen auch bei mir viel ausgelöst und mich an meine eigenen Familienkonstellationen und die Emotionen, die ich dabei habe/ hatte, erinnert. Ein Roman, der nachklingt und nachdenklich macht.

Bewertung vom 05.02.2024
Der flüsternde Abgrund
Lando, Veronica

Der flüsternde Abgrund


sehr gut

MEINUNG:
Ich lese gerne die Romane von Jane Harper und habe lange nach etwas Ähnlichem gesucht. Deswegen ist mir sofort Der flüsternde Abgrund von Veronica Lando ins Auge gesprungen. Ich habe mir hier versprochen eine ähnliche Atmosphäre, wie in Jane Harper Romanen zu bekommen.
Callum Haffenden kehrt nach 30 Jahren wieder in seine Heimatstadt Granite Creek zurück, weil sein Sohn scheinbar im Regenwald gestorben ist. Der Fund der Leiche weckt in Callum Erinnerungen, die er eigentlich schon verdrängt hatte. Callum versucht herumzuwühlen, was den Leuten überhaupt nicht recht ist und versucht gleichzeitig selbst seine Geheimnisse zu schützen
Ich finde es schwierig, dass hier im Klappentext von Callums Sohn die Rede ist, denn es lüftet schon ein sehr großes Geheimnis vorab, denn sein vermeintlicher Sohn  ist offiziell der Sohn von seiner Jugendliebe, die mit seinem Erzfein verheiratet ist. Die Autorin macht es sehr geschickt, in dem sie viele Ungereimtheiten immer wieder andeutet und ich mich natürlich gefragt habe, wie alles miteinander zusammenhängt. Es stellen sich viele Fragen nach der Vergangenheit, z.B. wieso seine Jugendliebe nun seinen Erzfeind geheiratet hat und wessen Sohn der Ermordete nun ist. Callum hat außerdem eine Tochter. Ich mochte es sehr, wie die Autorin hier richtig Spannung rein gebracht hat, in dem ich natürlich wissen wollte, wie es alles zusammenhängt. Es gibt hier ein paar wirklich starke Twists und Wendungen. Manchmal hat sie es vielleicht ein bisschen überspannt, denn scheinbar hat Callum sich in der Vergangenheit einmal so schwer verletzt, dass er sein Bein verloren hat. Das ist einfach so offensichtlich, dass es unsinnig erscheint dem Leser hier erst am Ende zu offenbaren, dass es dazu gekommen ist.
Die Atmosphäre ist sehr gut beschrieben und der Titel macht dem Buch auch alle Ehren. Die Autorin schafft es einen mit den Dschungel zu nehmen und dessen große Gefahren zu schildern. Dies sind nicht nur die offensichtlichen, sondern eben auch das vermeintlichen Flüstern, was viele Leute hören und welches sie verwirrt. Für einige ist es tödlich geendet. Vor allem gegen Ende schraubt die Autorin die Spannung nochmal richtig hoch und ich habe die letzten 150 Seiten wie im Rausch gelesen, natürlich auch um endlich zu erfahren, wie alles zusammenhängt. Bemerkenswert war noch der Zusammenhalt in der Kleinstadt und dass man es gar nicht schätzt, wenn jemand in den Geheimnissen und Abgründen herum gräbt. Auch Callum bekommt dies zu spüren.

FAZIT:
Der flüsternden Abgrund ist ein wirklicher Pageturner und nimmt einen mit in den australischen Dschungel. Es ist menschlich gesehen, eine wirkliche tragische Geschichte, die viele Menschen das Leben gekostet hat. Ich kann es auf jeden Fall allen empfehlen, die auch die Romane von Jane Harper mögen. 

Bewertung vom 30.01.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


sehr gut

MEINUNG:
Bei Schneesturm hat mich das Setting auf den irischen Aran Islands sehr angesprochen. Außerdem mag ich Settings, die begrenzt sind und bei denen klar ist, einer von den vorhandenen Personen muss der Mörder sein.
Wir befinden in dem Thriller (ich würde es vermutlich eher als Krimi sehen) auf den irischen Aran Islands an der irischen Westküste. Inishmore ist größte Insel. Ich musste dabei u.a. an meinen Ausflug zu den Cliffs of Moher denken und an den Film The Banshees of Inisherin. Genau dieses Flair hat die Autorin definitiv erzeugt und hält es auch konstant aufrecht während des Verlaufs. Sie erzählt auch, wie es ist auf der Insel zu wohnen und wie schwer es ist sich dort zu integrieren. Cara ist auf der Insel die Einzige Polizistin. Eigentlich möchte sie sich mit ihren langjährigen Freunden, von denen die Hälfte nicht mehr auf der Insel lebt Silvester feiern und einem verstorbenen Freund gedenken. Es kommt alles anders als eine Leiche gefunden wird. Cara ist dem eigentlich nicht gewachsen, denn sie ist keine Ermittlerin, dennoch fängt sie an zu ermitteln und Fragen zu stellen.
Ich mochte Cara, aber ich fand sie auch manchmal sehr naiv. Irgendwann stellt sich heraus, dass ihre Freunde nicht (mehr) die , die sie kannte und meiner Meinung nach ist sie da ziemlich unvorsichtig. Ich hätte in ihrer Rolle als Polizistin da mehr Vor- und Weitsicht erwartet. Es gibt ein paar weitere Fragwürdigkeiten, aber die Autorin hat es geschafft mich sehr schnell in ihren Bann zu ziehen. Ich mag es immer, wenn man ein bisschen mit rätseln kann und hier bin ich schnell darauf gekommen, wie es sein könnte. Das liegt vermutlich daran, dass ich eine relativ geübte Thriller- und Krimi-Leserin bin. Die Nebencharaktere lernt man so semi-gut kennen, dafür sind es einfach zu viele. Ich denke, es ist gewollte, dass man einige von Anfang an nicht leiden kann. 

FAZIT:
Schneesturm hat mich gut unterhalten. Der Schreibstil war flüssig und der Spannungsbogen konstant. Ich habe mich sofort auf dieser irischen Insel gesehen. Ich sehe allerdings bei der Autorin noch ein bisschen Entwicklungspotential für das nächste Buch.

Bewertung vom 18.12.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

MEINUNG:
Bisher habe ich alle beide Romane - Verbrenn all meine Briefe und Die Überlebenden von Alex Schulman gelesen und für sehr gut befunden. Ich liebe vor allem von schwedischen AutorInnen die Spannungsliteratur, aber Alex Schulman beweist, dass die Schweden auch sehr gute Belletristik können.
Das Buch ist aus drei abwechselnden Sichten  und drei Zeiten - 1976, 2001 und heute geschrieben. Alle Protagonisten sind auf dem Weg nach Malma, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Ehepaar, deren Ehe in der Krise ist. Außerdem ist ein Vater meiner seiner kleinen Tochter unterwegs und eine junge Frau versucht das Rätsel ihres Lebens zu lösen.
Am Anfang fand ich am spannendsten herauszufinden, wie alle Charaktere miteinander verbunden sein könnten. Vermutlich liegt es daran, dass viele Krimis und Thriller lese und immer Rätsel aufdecken möchte. Es stellt sich relativ schnell heraus, wie alle Personen miteinander zusammenhängen. Die Harriet, die mit ihrem Vater unterwegs ist, ist die Mutter von der jungen Frau, Yana, deren Name übrigens eine tief Bedeutung hat, die sich später noch erklärt. Bei dem Ehepaar handelt es sich um die erwachsene Harriet und Oskar, ihren Mann. 
Jede Person hat ihr wirklich eigenes, teilweise großes Päckchen zu tragen. Es gibt ein großes Ereignis in der Vergangenheit von Harriet, was schon als Trauma bezeichnen kann, was alle das Leben aller Protagonisten praktisch für ihr ganzes Leben stark beeinflusst. Für mich ist Harriet auch der Dreh- und Angelpunkt gewesen, denn ihr Probleme und das Traum in der Kindheit, haben die Ehe mit Oskar und die Kindheit und das spätere Leben von Yana beeinflusst. Manchmal war da schwer zu ertragen, vor allem Harriets Selbstzerstörung und teilweise Zerstörung ihrer Beziehungen, was ich auf Grund der Kindheit verstanden habe, aber andererseits auch schwierig fand als sie erwachsen wurde. Oskar ist in meinen Augen damit auch nicht gerade gut umgegangen, aber er wird es nicht besser gewusst haben. In diesem Kosmos, der Eltern, die oft mit sich beschäftigt sind, befindet sich Yana. Mir schien sie manchmal verloren, vor allem als man dann liest, wie schlecht das Verhältnis dann später wird zu ihren Eltern. Bei mir hat sich manchmal das Gefühl entwickelt, alle in den Arm nehmen zu wollen, um die große Einsamkeit zu lindern, die fast alle verspüren. Alex Schulman schafft es wieder als kluger und feiner Beobachter sehr ausgeprägte Charaktere zu schaffen, die in mir viele Gefühle ausgelöst haben.

FAZIT:
Mein einziger Kritikpunkt an Endstation Malma ist, dass ich gerne noch mehr erfahren hätte, wie es für die junge Frau weiter geht, deren Endstation Malma ist. Da kam mir das Ende etwas zu abrupt. Alle anderen losen Fäden bringt der Autor sehr gut zusammen, auch wenn das Ende bzw. die Auflösung wirklich tragisch ist. Es ist so eine Geschichte, wo man sich wieder fragt, was wäre passiert, wenn es nicht dieses eine Ereignis in der Vergangenheit gegeben hätte. Ich freue mich auf weitere Roman von dem Autor.