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Robinson Crusoe - Die Schatzinsel - Gullivers Reisen: Über Jahrhunderte haben diese Abenteuer-Klassiker Jung und Alt fasziniert. Hier sind sie nun versammelt - drei bekannte Helden in einem Band für Erstleser neu erzählt. So können auch junge Leser bei dem Schiffbruch von Robinson Crusoe, der aufregenden Fahrt des Jim Hawkins auf dem Piratenschiff und bei Gullivers Reise in das Zwergenland Liliput mitfiebern.

Produktbeschreibung
Robinson Crusoe - Die Schatzinsel - Gullivers Reisen: Über Jahrhunderte haben diese Abenteuer-Klassiker Jung und Alt fasziniert. Hier sind sie nun versammelt - drei bekannte Helden in einem Band für Erstleser neu erzählt. So können auch junge Leser bei dem Schiffbruch von Robinson Crusoe, der aufregenden Fahrt des Jim Hawkins auf dem Piratenschiff und bei Gullivers Reise in das Zwergenland Liliput mitfiebern.
Autorenporträt
Maria Seidemann, geb. 1944, studierte Geschichte und arbeitete zunächst als Archivarin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Potsdam und hat Romane, Hörspiele, Drehbücher, Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Sie wurde unter anderem mit dem 'Buxtehuder Bullen' ausgezeichnet.

Wolfgang Knape, geb. 1947 in Stolberg/Harz, Studium des wissenschaftlichen Bibliothekswesens am Institut für Literatur in Leipzig. Seit den achtziger Jahren freiberuflich als Schriftsteller tätig. Veröffentlichung von Reisebüchern und -Feuilletons, von Text-Bild-Bänden, Kinderbüchern und heiteren Geschichten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2010

Lass mich dein Pirat sein

Wer wissen will, wo zum ersten Mal von "Peanuts" als kleiner Summe die Rede ist, der muss "Die Schatzinsel" lesen. Aber der wirkliche Reiz entsteht durchs Abenteuer - und die neuen Illustrationen von John Lawrence.

Den Hafen der Stadt Bristol verlässt mit unbekanntem Ziel irgendwann im späten achtzehnten Jahrhundert ein Segelschiff namens "Hispaniola" mit siebenundzwanzig Mann an Bord. Zurückkehren werden einige Monate später davon nur fünf. Von den anderen zweiundzwanzig sind achtzehn tot, drei auf einer einsamen Insel ausgesetzt und einer auf der Flucht. Die Gruppe der Heimkehrenden setzt sich zusammen aus dem Kapitän, dem Eigner der "Hispaniola", einem Matrosen und den beiden Erzählern dieser Geschichte.

Die beiden Erzähler heißen Livesey und Hawkins, der eine ist Arzt, der andere ist nichts, ein Knabe, der zum ersten Mal aus seinem Heimatdorf an der Küste rauskommt. Das war seit langem sein Traum: "Aber in all meinen Träumen geschah nichts, was so seltsam und tragisch war wie unsere wirklichen Abenteuer."

Diese Erlebnisse bilden heute die berühmteste Abenteuererzählung der Literaturgeschichte. 1881/82 veröffentlichte der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson in Fortsetzungen seinen Roman "Die Schatzinsel", und das 1883 publizierte Buch wurde aus dem Stand ein Welterfolg. Für den naiven Jungen Jim Hawkins, der vor lauter Staunen über die exotische Welt der Karibik und der Erwachsenen, in die er da geraten war, den Mund gar nicht mehr zubekommt und trotzdem durch seine spontanen Einfälle die Schatzsuche erst zum guten Ende (zumindest für die Überlebenden) bringt, konnten sich vor allem Jugendliche begeistern. Dass Stevenson das Ganze wie eine Chronik anlegte, obwohl er alles von seinem Jim Hawkins erzählen ließ, und dabei so streng auf Glaubwürdigkeit achtete, dass er eine wichtige Episode, die Jim nicht miterlebt hat, Dr. Livesey in die Feder legte, hat sein Buch auch für Erwachsene zum Lesevergnügen gemacht.

Die Handlung ist durch diverse Verfilmungen selbst denen vertraut, die das Buch gar nicht gelesen haben. Das aber sollten sie nachholen, auch wenn man die Spannung einer unschuldigen Lektüre nicht mehr erzielen kann. Da aber auch Stevenson schon im ersten Satz klarmacht, dass die Schatzsuche erfolgreich war, muss man sich um die Hauptpersonen keine Sorge machen - mit einer Ausnahme: Long John Silver. Er ist in jeder Hinsicht eine Ausnahmefigur. Ohne ihn wäre "Die Schatzinsel" wie Jim Hawkins: nichts.

Der einbeinige Pirat mit dem Papagei auf der Schulter ist nicht nur zum Urbild aller Seeräuber geworden, sondern er bildet mit seinem Opportunismus und Geschick auch den Antrieb des gesamten Geschehens. Zwiespältigere Figuren gibt es in der Weltliteratur kaum, und beide Ich-Erzähler kommen zu keinem eindeutigen Urteil über John Silver. Wie sollte es dann den Lesern gelingen? Aber gerade diese Unsicherheit macht den Reiz des Buchs aus, das ansonsten nur Versatzstücke von Inselromantik und Existenzkampf bietet, wie sie seit "Robinson Crusoe" längst literarisch etabliert waren.

"Die Schatzinsel" hat schon früh ihren bekanntesten Illustrator gefunden: den 1855 geborenen George Roux, der durch seine 1885 erschienenen Stiche zu Stevensons Buch zum beliebtesten französischen Illustrator nach Gustave Doré wurde und dann etliche der Werke Jules Vernes mit Illustrationen versah, die bis heute noch nachgedruckt werden. Auch seine Bilder zur "Schatzinsel" sind im Bildgedächtnis von Generationen präsent.

Eine neue illustrierte Ausgabe des Buches zu veröffentlichen ist daher immer ein Kampf mit diesem Vorbild. Aber John Lawrence hat gute Gründe dafür: Der bereits siebenundsiebzigjährige englische Illustrator wuchs selbst an der britischen Südküste auf und hat zeit seines Lebens jene Faszination fürs Meer behalten, die Jim Hawkins nach nur einer Reise endgültig verlorenging. Die Zahl der von Lawrence durch Illustrationen bereicherten Bücher beträgt mehr als hundert, und für sein jüngstes, "Die Schatzinsel", hat er seine größte künstlerische Leidenschaft eingebracht: den Holzschnitt. Von den winzigen Vignetten bei jedem Kapitelanfang bis zu doppelseitigen Riesenbildern hat er sich ausschließlich jener Technik bedient, die wie keine andere in das Zeitalter passt, in dem "Die Schatzinsel" angesiedelt ist. Lawrence achtet sogar darauf, dass seine auf subtile Weise schlicht gehaltenen Holzschnitte im leicht unsauberen Druck erscheinen, der so typisch für billige Buchausgaben oder die Bilderbögen des achtzehnten Jahrhunderts ist.

Was er dabei aber mit den Farben anstellt, die er pro Bild auf eine schmale Palette beschränkt, die nur für einzelne Figuren oder Details durch eine auffällige Zusatzfarbe erweitert wird; was er mit den unterschiedlichen Formaten tut, die sich nicht nach dem erzählten Inhalt, sondern nach der Stimmung richten, bei den riesigen Nahansichten einzelner Piraten etwa, die den jungen Jim und damit auch uns als seine Leser aus den Seiten heraus anzuspringen scheinen; was Lawrence mit dem Mond macht, dessen Aufgang über dem Urwald der Schatzinsel im Buch so eindrücklich beschrieben wird, der aber auf dem ganzseitigen Holzschnitt zu dieser Szene nur ganz klein, aber dafür strahlend weiß in der rechten oberen Ecke erscheint; und was er damit wagt, dass er die Schatzkarte, um die sich alles dreht, zwar nachempfindet, aber erst ganz spät abdrucken lässt, um Jims Verwirrung in der fremden Inselwelt auf uns zu übertragen - das macht die Neuausgabe der "Schatzinsel" (natürlich mit ungekürztem, also recht stattlichem Text) zu einem neuen Klassiker.

ANDREAS PLATTHAUS

Robert Louis Stevenson: "Die Schatzinsel". Bilder von John Lawrence. Aus dem Englischen von Richard Mummendey. Sauerländer Verlag, Mannheim 2010. 272 S., Abb., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2011

Des toten Mannes Kiste
Die „Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson
in einer neuen Prachtausgabe
Bücher gibt es, die werden durch ihren übergroßen Ruhm gewissermaßen ausgelöscht. Jeder meint sie zu kennen, ohne sie eigentlich je gelesen zu haben. Hierzu gehören der Don Quixote , Dantes Göttliche Komödie – und nicht zuletzt Die Schatzinsel , Treasure Island von Robert Louis Stevenson. Als Schallplatte, als Adventsvierteiler im Fernsehen, als stark überarbeitetes Jugendbuch nahm sie breiten Raum in der Kindheit auch des Rezensenten ein, so dass er bislang gar nicht auf den Gedanken gekommen war, sich dem Original zuzuwenden, hielt er die Geschichte doch für etwas, das mit den frühen Jahren versunken ist.
Nun hat sich der Verlag Sauerländer an eine Hebung des Werks gewagt. Der schwierigen Mitte zwischen Jugendlektüre und vollwertiger Literatur, die es stets eingenommen hat, sucht er zu entsprechen, indem er einerseits Stevensons ungeschmälerten Text bietet, ihn aber andererseits auf eine Weise präsentiert, dass er auch junge Leser in den Bann zu schlagen vermag.
Der erwachsene Leser, erstmals mit dem Original konfrontiert, erstaunt zunächst einmal, über das ihm Erinnerliche hinaus, über das große Können, das Stevenson beim Bau der Geschichte an den Tag legt. Spannender fast als die Geschehnisse auf der Insel selbst gestaltet sich die lange, zweigeteilte Exposition. Alles nimmt seinen Anfang in dem abgelegenen Küsten-Gasthof zum „Admiral Benbow“, wo der Erzähler, der junge Jim Hawkins, aufwächst. Wie alt mag er sein? Die Frage ist nicht unwichtig, denn sie entscheidet mit darüber, ab welchem Alter man das Buch empfehlen möchte. Er wird nicht weniger als dreizehn, kaum mehr als sechzehn Jahre zählen; und so kann jeder Leser ab etwa zehn Jahren, der sich sehnsuchtsvoll mit einem etwas älteren Jungen und dessen erweiterten Lebens-Möglichkeiten identifiziert, die Handlung mit Genuss verschlingen. Die Geschichte beginnt langsam mit der Einquartierung des „alten Seebären“, der offenbar ein Geheimnis verbirgt und sich vor Verfolgern fürchtet; sie beschleunigt, als diese Verfolger – erst der Schwarze Hund, dann der furchtbare Blinde Pew – wirklich eintreffen; sie überschlägt sich mit dem Angriff der Halunken auf den Gasthof und dem Auftauchen der Schatzkarte. Dann wechselt sie, wiederum etwas ruhiger geworden, dabei aber die Erwartung des Lesers immer weiter lockend, in ihre zweite Phase, als in Bristol das Schiff zur Schatzsuche ausgerüstet wird, die Mannschaft anheuert und es endlich auf See geht. Hier nun erst hat das Kernpersonal Gelegenheit, sich deutlicher zu zeigen: Squire Trelawney, der Finanzier, aufbrausend und angesichts des großen Geheimnisses etwas zu schwatzhaft, aber grundsolide; der kühle und beherzte Arzt Livesey; der strenge Kapitän Smolett; und die faszinierendste Figur im Buch, der Schiffskoch Silver, einbeiniger Veteran, liebenswürdig, charismatisch und aalglatt, der – man ahnt es bald – nicht nur das Essen für die Mannschaft, sondern sein eigenes Süppchen kocht. Die Ahnung wird zur Gewissheit am Wendepunkt des Romans, als Jim, der in der Apfeltonne eingeschlafen ist, zufällig mithört, wie Silver nachts der Mannschaft seine Pläne darlegt; und es verschlägt Jim nicht weniger als dem Leser den Atem, als ihm klar wird, dass sich hier fast die ganze alte Crew von Käpt’n Flint versammelt hat, jenem Seeräuber, nach dessen märchenhaftem Schatz alle gieren.
Nun sind die Fronten klar und die Gefahren offen; und obwohl die Handlung bis zum Schluss nichts von ihrem Schwung verliert, verringert sich doch über solcher Klarheit die Qualität des Zwielichtigen. Auch begeht Stevenson nun ein paar narrative Fehler, von denen der Umstand, dass er den einbeinigen Silver „bis zu den Knien“ in einen Überrock steckt, noch der kleinste ist. Als abträglich erweist sich besonders, dass die Erzählerrolle aus praktischen Rücksichten zwischendurch für längere Zeit auf den Schiffsarzt übergeht. Und was eigentlich gibt den „Guten“ das ausschließliche Recht auf jenen Schatz, den die Piraten sich doch zuvor auf sozusagen ehrliche Weise zusammengestohlen haben? Das steht nirgends zur Debatte. Aber zu mächtiger Präsenz gelangt die ambivalente Figur des John Silver, und immer wieder überrascht die Eindringlichkeit einzelner Szenen, etwa ganz zum Schluss, als die letzten drei Seeräuber, überwältigt und jeden Muts beraubt, darum flehen, doch auf dem absegelnden Schiff mitgenommen zu werden, sei es selbst zum Galgen in England – und doch ausgesetzt auf der Schatzinsel zurückbleiben müssen, deren entsetzliche Ödigkeit dem Leser erst jetzt aufgeht.
Was diese Ausgabe noch über den Text hinaus zum Erlebnis macht, sind die Illustrationen von John Lawrence. Um ihnen den nötigen Raum zu verschaffen, hat der Verlag ein großes, schweres Format gewählt. Auf diese Weise können diese herrlichen Farbholzschnitte sich ganz entfalten, manchmal über eine Doppelseite, die dann nur noch ein schmaler Streifen Text begleitet. So liest man nicht nur, wie der Blinde niedergeritten wird, man sieht es auch, das verstörte schwarze Pferd bäumt sich hoch auf, während der dämonischen Figur, die sich auf der Erde wälzt und mit ihr zu verwachsen scheint, der Blindenstock aus den entsetzlich gekrümmten Fingern fällt. Lawrence entbindet dem Holz, bei aller Grobheit, die es ihm vorgibt, die komplexesten Strukturen, er macht das Schiff mit Takelage und Aufbauten zu einem unheimlichen Lebewesen, und zu leben scheint auch das Wasser, das mit seinen Strömungen und Strudeln eine so wichtige Rolle spielt.
Jedem der sechs Teile des Buchs geht eine Doppelseite voraus, die eine kleine Vignette zeigt und sonst nur den Abrieb einer Brettermaserung, dass man bei den fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste, die das finster gegrölte Leitlied des Buchs heraufbeschwört, selbst dabei zu sein glaubt. Es ist ein packendes Lese- und Bilderbuch geworden. BURKHARD MÜLLER
ROBERT LOUIS STEVENSON: Die Schatzinsel. Aus dem Englischen von Richard Mummendey. Mit Illustrationen von John Lawrence. Sauerländer 2010. 270 Seiten, 29,90 Euro.
Illustration aus Stevenson: Die Schatzinsel
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