• Broschiertes Buch

3 Kundenbewertungen

Ein Buch, das seine Leser lehrt, was wirklich wichtig ist: lieben und geliebt werden
Conxa ist gerade dreizehn, als ihre Eltern, arme Bauern in den katalanischen Pyrenäen, sie zu einer kinderlosen Tante bringen. An Arbeit mangelt es auch hier nicht, und für Gefühle kennt die Tante keine Worte, aber das Mädchen ist zumindest versorgt. Als sie einige Jahre später ihre große Liebe Jaume heiratet, erlebt Conxa sogar ein bescheidenes Glück. Doch der Krieg hält brutal Einzug in die Abgeschiedenheit des Dorfes und reißt auch Conxa mit sich wie einen Stein im Geröll ...
Ein zärtlicher Blick in
…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Ein Buch, das seine Leser lehrt, was wirklich wichtig ist: lieben und geliebt werden

Conxa ist gerade dreizehn, als ihre Eltern, arme Bauern in den katalanischen Pyrenäen, sie zu einer kinderlosen Tante bringen. An Arbeit mangelt es auch hier nicht, und für Gefühle kennt die Tante keine Worte, aber das Mädchen ist zumindest versorgt. Als sie einige Jahre später ihre große Liebe Jaume heiratet, erlebt Conxa sogar ein bescheidenes Glück. Doch der Krieg hält brutal Einzug in die Abgeschiedenheit des Dorfes und reißt auch Conxa mit sich wie einen Stein im Geröll ...

Ein zärtlicher Blick in eine untergegangene Welt, in der Leben, Tod und die Liebe wie Urgewalten wirken.
Autorenporträt
Barbal, MariaMaria Barbal, 1949 in Tremp (Pyrenäen) geboren, lebt heute in Barcelona. Sie gilt als eine der wichtigsten katalanischen Autorinnen der Gegenwart und wurde mit zahlreichen bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet. Ihr Debütroman "Wie ein Stein im Geröll" erlebte seit der Erstveröffentlichung 1985 bereits fünfzig Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
Rezensionen
"Wie ein Stein im Geröll ist in seiner Schlichtheit berührend und als Würdigung eines scheinbar unwichtigen Lebens überzeugend." dpa

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.07.2007

Die Axt und das Herz
Jenseits von Barcelona: Maria Barbals „Wie ein Stein im Geröll”
Im Angesicht des Todes blickt Conxa auf ihr Leben zurück. Die alte Frau erinnert sich: An ihre kärgliche Kindheit als fünftes von sechs Kindern in den Pyrenäen. An ihre Übersiedelung zu Onkel und Tante ins nächstgelegene Dorf; jetzt hat die Familie einen Esser weniger und die kinderlose Verwandtschaft endlich eine Arbeitskraft. An den immergleichen Rhythmus der Tage, die Versorgung des Viehs, die Verrichtungen auf dem Feld. An die erste Begegnung mit dem Handwerker Jaume, ihrem späteren Ehemann. An die Patronatsfeste, auf denen sie mit ihrem Geliebten tanzt, tanzt, tanzt. An ihre Heirat, die Geburten ihrer Kinder Elvira, Angeleta, Mateu. An das Engagement ihres Mannes für die spanische Republik. Und an seine Ermordung durch die Faschisten.
Zu diesem Zeitpunkt ist Conxa gerade mal 37 Jahre alt und sie weiß, dass mit dem Tod Jaumes ihr Leben zu Ende ist. Es folgen Jahre der Versteinerung. Die Kinder ziehen fort, weg vom Land, als Letzter Mateu mit seiner kränklichen Frau. Sie gehen nach Barcelona, und die gut Achtzigjährige, die niemals ihre Heimat in den Bergen verlassen hat, geht mit. Die Großstadt, das bedeutet Anonymität und Lärm, das sind Selbstgespräche einer Entwurzelten mit einer versunkenen Welt: „Barcelona, das ist für mich etwas sehr Schönes. Die letzte Stufe vor dem Friedhof.”
Schlaglichtartig lässt Maria Barbal ihre Ich-Erzählerin Conxa berichten. Jedes Kapitel ist nur wenige Seiten lang, es sind Erinnerungsfetzen, die aufflackern und eine Begebenheit aus dem Dunkel der Vergangenheit ans Licht holen, ganz und gar verdichtet. Das Leben eines Menschen ist hier eine Ansammlung einiger bedeutsamer Augenblicke, wie unter einem optischen Glas vergrößert und scharfgestellt. Etwa der Moment, in dem die Liebe zwischen Conxa und Jaume aufflammt, aus dem Nichts – ein „strahlendes Lächeln” Jaumes genügt; oder der andere Moment, in dem sie mit den Frauen aus dem Dorf Pilze sammelt, ausgelassen und heiter.
Schilfrohr, nicht durchstoßen
Maria Barbals „Wie ein Stein im Geröll” ist ein Klassiker der katalanischen Literatur. Das schmale Buch ist 1985 zum ersten Mal erschienen. Seitdem hat es fünfzig Auflagen erlebt, ist ins Spanische, Portugiesische und Französische übersetzt worden. Und nun auch ins Deutsche – Katalonien ist Gastregion der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Mit dem Roman gab die 1949 im pyrenäischen Tremp geborene Autorin ihr Debüt. Bis heute folgten sieben weitere Romane, daneben schrieb sie Theaterstücke, Literatur für Kinder. Waren die ersten Bücher im ländlichen Milieu angesiedelt, haben die neuesten die Stadt zu ihrem Kosmos. Doch beide Kontexte, der ländliche wie der städtische, sind bereits in dem Erstling angelegt, der mit den Kindern Conxas auch die Landflucht thematisiert.
Im Vordergrund steht freilich ein anderes Thema: Die Zerschlagung der Zweiten Republik durch Franco, die Errichtung der Diktatur und mit ihr einhergehend die Unterdrückung der katalanischen Kultur und Sprache. Die Figur des lebensfrohen Jaume ist als Symbol der Republik zu lesen – er ist gewitzt, hilfsbereit, stets solidarisch. Sein Tod markiert den Wendepunkt des Romans. Er ist privates Trauma für Conxa, steht jedoch auch für das Trauma vieler Spanier, vor allem der kleinen Leute, die damals Opfer des weißen Terrors Francos wurden.
So spiegelt sich auf den gerade mal hundert Seiten die große Historie des zwanzigsten Jahrhunderts in der kleinen. „Wie ein Stein im Geröll” ist auf mehreren Ebenen zu lesen, als politischer Roman, als gesellschaftliches Gemälde und als das Schicksal einer bildungsarmen, ihr ganzes Leben hart arbeitenden Frau – das Wort „Arbeit” ist wohl das am häufigsten verwendete des Buches. Barbal lässt Conxa in einer einfachen Sprache erzählen, ihr Wort- und Bilderschatz entstammen dem ländlich-bäuerlichen Leben. Wuchtig kommt so mancher Satz daher. „Ich fühle, wie mir eine Axt mitten durchs Herz schlägt”, heißt es einmal, ein anderes Mal, als die Erzählerin ihre trockene Kehle beschreibt, sagt sie: „Wie ein Stück Schilfrohr war sie, das man nicht durchstoßen hatte.”
Die Figur der Conxa unterschätzt man zunächst ein wenig, mit ihrem naiven Blick auf die politischen Geschehnisse etwa, die sich um sie herum abspielen und die sie nicht durchschaut. Und dann ist diese Frau doch viel komplexer. Immer wieder erwähnt sie ihre Passivität – der Titel des Buches spielt darauf an. Sie hält still, als der Onkel die Milch lieber den Kälbern und nicht ihren Kindern gibt. Sie nimmt ihre Tochter nicht gegen die Tante in Schutz, die Elviras Heiratspläne missbilligt. Conxa weiß um diesen Charakterzug – oder ist es ihr weibliches Rollenverständnis, das mit der Emanzipation noch nicht in Berührung gekommen ist? Sie kann ihn benennen, aber nicht ändern. Eine tragische Dimension gewinnt er schließlich, wenn sich Conxa einmal zum Handeln entschließt. Ihren Sohn Mateu verheiratet sie gegen dessen Willen. Mit der Folge, dass er unglücklich wird. Da hat der Roman eine weitere Lesart hinzugewonnen. Eine existentialistische. FLORIAN WELLE
MARIA BARBAL: Wie ein Stein im Geröll. Aus dem Katalanischen übersetzt von Heike Nottebaum. Mit einem Nachwort von Pere Joan Tous. Transit Buchverlag, Berlin 2007. 128 Seiten, 14,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Das Buch machte Rezensentin Bernadette Conrad staunen, weil es tatsächlich schafft, auf kaum mehr als hundert Seiten ein ganzes Leben zu erzählen. Dass es sich hierbei auch noch um einen Klassiker der katalanischen Nachkriegsliteratur handelt, erhöht die Begeisterung für diese deutsche Ausgabe von Maria Barbals berühmtem Buch. Fünfzig Auflagen habe das Original seit seinem ersten Erscheinen 1986 erlebt, dessen Hintergrundfolie der spanische Bürgerkrieg und die katalanische Nachkriegsgeschichte bilde. Im Zentrum stehe eine Ich-Erzählerin namens Conxa, deren Leben durch den Krieg eine Kette von Verlusten werde. Es ist besonders die Leichtigkeit, mit der die Sprache Maria Barbals zwischen Kargheit und Fülle hin und hergehe, und deren Emphase Conrads Eindruck zufolge dem Schweigen immer näher kommt, mit der die Autorin die Rezensentin beeindrucken kann. Dass auch die Sprache selbst den Lebensraum der Erzählerin genau zu vermessen weiß, macht die besondere Leistung der Autorin und ihres Romans für die Rezensentin aus, der nebenbei das Panorama eines katalanischen Lebens im 20. Jahrhundert bildet.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Mit diesem Roman wollte ich einem der vielen namenlosen Menschen eine Stimme geben, die von der Geschichte mitgerissen wurden.« Maria Barbal