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»Es war einmal vor langer Zeit, da lebte ein Mädchen, das von allen nur Aschenbrödel genannt wurde, denn es mußte in Asche und Ruß alle Arbeit im Haus verrichten.« Eine Liebesgeschichte in malerischer winterlicher Landschaft. Aschenbrödel und der Prinz sind längst ineinander verliebt, als der König noch eifrig auf Brautschau für seinen Sohn geht und die böse Stiefmutter meint, Aschenbrödel demütigen zu können. Dass die beiden zusammenfinden, liegt gewiss an den drei Zaubernüssen, den hilfreichen Täubchen und dem treuen Pferd Nikolaus, vor allem aber an Aschenbrödel, die sich ihr Glück…mehr

Produktbeschreibung
»Es war einmal vor langer Zeit, da lebte ein Mädchen, das von allen nur Aschenbrödel genannt wurde, denn es mußte in Asche und Ruß alle Arbeit im Haus verrichten.« Eine Liebesgeschichte in malerischer winterlicher Landschaft. Aschenbrödel und der Prinz sind längst ineinander verliebt, als der König noch eifrig auf Brautschau für seinen Sohn geht und die böse Stiefmutter meint, Aschenbrödel demütigen zu können. Dass die beiden zusammenfinden, liegt gewiss an den drei Zaubernüssen, den hilfreichen Täubchen und dem treuen Pferd Nikolaus, vor allem aber an Aschenbrödel, die sich ihr Glück erkämpft. Also ist es wohl ein Märchen und doch eine wahre Geschichte.
Autorenporträt
Bozena Nemcová (1820 - 1862) war eine in Wien geborene, tschechische Schriftstellerin. 1942 zog sie mit ihrem Ehemann nach Prag und begann dort Volksmärchen nachzuerzählen und Gedichte zu veröffentlichen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2006

Das Wintermärchen
1973 in Tschechien und der DDR gedreht und nach wie vor zauberhaft – kein Weihnachten ohne „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”
Von Claudia Fromme
Es war einmal ein Märchen, das spielte im Sommer. Grillen zirpen, als ein Prinz sich auf die Suche nach einer rätselhaften Schönen macht, mit der er im Schloss getanzt hat. Er findet sie, steckt ihr den Schuh, den sie auf dem Ball verloren hat, an den Fuß, und gemeinsam reiten sie in die laue Nacht. So hatte sich der tschechische Regisseur Vaclav Vorlicek Anfang der Siebziger seinen neuen Märchenfilm vorgestellt. Als Sommernachtstraum.
Doch daraus wurde nichts. Es war im Frühjahr 1972, als der Generaldirektor der DEFA (des Filmstudios der DDR), mit jenem der Filmproduktion der CSSR in Prag zusammensaß. Gemeinsam wollte man den Film produzieren. „Genosse, denk an unsere Schauspieler. Sie haben im Sommer genug zu tun, aber im Winter keinen einzigen Auftrag”, habe der deutsche Generaldirektor gesagt, erinnert sich Vorlicek. Man habe sich schnell einigen können, vielleicht auch, weil die Genossen eine Million Ostmark in Aussicht stellten. Im Dezember zog Vorlicek also mit den Schauspielern beider Länder los, um den Sommernachtstraum zum Wintermärchen zu machen. Zu dem Wintermärchen.
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” hatte 1973 Kinopremiere in Prag, 1974 folgte Ostberlin, 1975 wurde er erstmals im WDR gezeigt. Seither gab es kein Weihnachten mehr ohne Aschenbrödel, nicht in Tschechien, nicht in Norwegen, nicht einmal auf den Philippinen. In Deutschland läuft der Film in diesem Jahr zehn Mal auf verschiedenen ARD-Kanälen.
„Die ist ja eine Revolutionärin!”
Die Geschichte ist so einfach wie beliebt: Eine holde Waise wird von ihrer bösen Stiefmutter und ihren Stiefschwestern ausgebeutet. In der tschechischen Version wirft das Schicksal dem Mädchen namens Aschenbrödel drei Zaubernüsse in den Schoß, mit denen sie sich allerlei wünschen kann. Etwa schöne Kleider. In Samt und Seite landet sie auf dem Ball des Prinzen – der Rest ist bekannt. Ein Märchen, wie es überall auf der Welt erzählt wird. Doch gerade in arabischen Ländern war man über das Aschenbrödel irritiert. Bei Reisen nach Algerien und Ägypten sei es passiert, erzählt Vaclav Vorlicek, 76, dass Filmschaffende sich empört hätten: ,,Wie können Sie nur so eine Frau zeigen? Eine, die so hart ist gegen die Männer. Die ist ja eine Revolutionärin!”
Er habe sie beruhigen können, sagt Vorlicek. Es sei ja nicht so, dass sein Aschenbrödel eine Feministin ist. Vom Grimmschen Hascherl, das sich duldsam dem Schicksal fügt, ist es dennoch weit entfernt. Schlagfertig fordert das Aschenbrödel den Prinzen heraus, als Jäger verkleidet imponiert sie ihm mit der Armbrust. Und als er endlich die Frau zum Schuh gefunden hat, fällt sie ihm nicht sofort in die Arme, sondern gibt ein Rätsel auf: ,,Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht. Wer ist es dann – mein holder Herr?” Der Prinz rät richtig. Vorlicek sagt: „Nicht der Prinz hat sich das Aschenbrödel genommen, sondern das Aschenbrödel den Prinzen.”
Er sei wie elektrisiert gewesen, als er die Schauspielerin Libuse Safrankova zum ersten Mal gesehen habe, sagt Vorlicek. Ein schönes Mädchen mit klugem Kopf, so hatte er sich seine Hauptdarstellerin vorgestellt. Im tschechischen Fernsehen hat Safrankova mal gesagt, sie sei im Schwimmbad, auf der Eislaufbahn und dem Fußballplatz aufgewachsen; Prinzessin habe sie als Kind nie gespielt. Heute lebt ‚Lubischka‘, wie sie in ihrer Heimat genannt wird, zurückgezogen in Prag, ihre letzte größere Filmrolle hatte sie im Oscar-gekrönten Film „Kolya” als Klara; zuweilen spielt sie Theater.
Pavel Travnicek, der den Prinzen gab, ist Fernsehmoderator. Rolf Hoppe, der König, wurde einer der bekanntesten Schauspieler Ostdeutschlands. Vladimir Mensik, der Knecht, gehört zum Inventar jedes tschechischen Kinderfilms. In „Pan Tau” spielte er Josef Urban, in „Die Märchenbraut” Herrn Majer. 1988 starb er. Wie kaum ein anderer verkörperte Mensik den Geist des tschechischen Märchenfilms, der immer ein wenig poetisch, komisch und melancholisch zugleich ist.
Genau das ist es, was Gert K. Müntefering, 71, an den Filmen aus Prag so schätzt. Er war in den siebziger und achtziger Jahren Leiter des ARD-Kinderfernsehens, hatte die „Sendung mit der Maus” entwickelt und dafür den tschechischen Maulwurf verpflichtet. Die deutschen Fernsehmärchen hatte er satt, sagt Müntefering. Die seien damals „eine echte Katastrophe” gewesen, „ein operettenhafter Mist”. Die Deutschen und die Skandinavier hätten immer erziehen wollen. Die Tschechen wollten einfach nur erzählen.
Als er in einem Prager Vorführraum die Rohversion des Aschenbrödels sah, schlug er zu; noch heute hält Müntefering den Film für einen „Geniestreich”. Er wollte mehr davon. „Wie wär’s mit einer Mischung aus Alltag und Märchen, mit reichlich Komik und ruhig etwas abwegig”, schlug er Vorlicek vor. Sprechende Dackel und Zauberraben könnten gerne vorkommen. Vorlicek legte los. „Die Märchenbraut”, „Der Zauberrabe” und „Der fliegende Ferdinand” waren geboren.
Pilgerfahrt in Strumpfhosen
Doch keiner dieser Filme wird in Deutschland so verehrt wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”. Kathrin Richter, 33, aus Meschede im Sauerland ist so etwas wie die Oberbrödelianerin. Die Berufsschullehrerin hat vor fünf Jahren die Internetseite www.dreihaselnuessefueraschenbroedel.de gestartet; jedes Jahr im Januar veranstaltet sie auf Burg Bilstein ein Fest zum Film. Dort zwängen sich Männer in Strumpfhosen und Frauen in enge Ballkleider, essen böhmische Kolatschen und tanzen zur Filmmusik von Karel Svoboda. Wer sie nicht im Ohr hat, denke an eine Moll-Version von „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach” und ersetze den Text durch „La-la-la”.
Irgendwann habe sie den Film ihrer Jugend wiederentdeckt, sagt Kathrin Richter. Seither begibt sie sich auf Spurensuche, fährt auch an die Originalschauplätze. Auf die Moritzburg nahe Dresden etwa, die im Film das königliche Schloss darstellen soll. Oder nach Svihov im Böhmerwald, wo das Haus der bösen Schwiegermutter steht. Oder in den Prager Stadtteil Barrandov, wo im Kostümfundus des gleichnamigen Filmstudios Originalkleider aus dem Film hängen. Das Presswurstkostüm der bösen Stiefschwester etwa oder Aschenbrödels Ballkleid. Im Forum ihrer Webseite werden Schnittmuster dazu ausgetauscht, Buchtelrezepte oder Filmfehler. Ungeklärt bleibt die Frage, wer bei den Aufnahmen zur Filmmusik eigentlich ständig gegen das Mikro rumst.
Karel Gott wird es nicht gewesen sein, nicht in der westdeutschen Version. Im Original singt er das Schlusslied, auch eine deutsche Version hat er damals aufgenommen. „Kleiner Vogel, wo ist dein Nest?” heißt sie. Allerdings hatte damals keiner mit Gert K. Müntefering gerechnet. Er habe den Gesang nicht ertragen und ihn durch eine Oboe ersetzen lassen, sagt er. Karel Gott ist das nie aufgefallen. „Ist das wahr?”, fragt er erstaunt am Telefon. Einfach so raus? Das sei schade, sagt er, zumal der Film für ihn immer einer der schönsten Märchenfilme aus seiner Heimat gewesen sei. Stille. Im Hintergrund läuft Dudelfunk. Gott seufzt: „Ach, eigentlich ist das gar nicht so schlimm.” Er habe ja Fans in beiden Ländern. In Tschechien bekomme er Standing Ovations, wenn er das Lied zum Aschenbrödel singe und in Deutschland das zur Biene Maja. Damit könne er eigentlich ganz gut leben.
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”, am 24. Dezember, 15.50 Uhr im WDR und am 25. Dezember, 9.05 Uhr, in der ARD.
Selbstbewusst und hinreißend: das Aschenbrödel (Libuse Safrankova) beim Happy End mit dem Prinzen (Pavel Travnicek). Verkleidet begegnet sie dem Königssohn erstmals auf der Jagd (re.) und findet schließlich auch das Wohlgefallen seiner Eltern (li.). Fotos: WDR/Degeto
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