Hermann Hesses Betrachtungen und Gedichte über seine Wanderung in das Tessin gehören zu den schönsten Texten des Dichters. Nach mehrjährigem poetischen Verstummen (durch Hesses Einsatz im Dienst der Kriegsgefangenenfürsorge) in den Jahren 1917/18 entstanden, schildern diese Reiseimpressionen gleichnishaft die Grenzüberschreitung aus der Kühle und Abstraktion des Nordens in die Wärme und kreative Sinnlichkeit des Südens, seine Abkehr vom Bürgerlichen zum Vaganten und Abenteurer. Gleichzeitig zeigen sie seinen Wechsel von der Vita activa zur Vita contemplativa: Sie bilden den Auftakt zu den kurz darauf in rascher Folge entstehenden "Klingsor"-Erzählungen, zu "Siddhartha" und "Steppenwolf".
»Wandern als metaphysische Lust.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
-Hermann Hesse redet hier so unbekümmert aus dem Gefühl heraus, wie es nur der freie Mensch vermag, der Furcht und Hoffnung von sich abgetan und niemandem, auch sich selbst nicht mehr Rechenschaft schuldet, der nur lebt in jenem letzten Sinn, der dem Ursprünglichen, dem bloß Vegetativen so sehr ähnlich ist.- (Stefan Zweig)