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Deckname: Captus. Der Insiderbericht über die CIA im Antiterrorkampf.
Glenn Carle, CIA-Spezialist für die islamische Welt, wird zu einem Einsatz von nationaler Bedeutung abkommandiert. Er soll einen al-Qaida-Spitzenmann - Deckname: Captus - verhören, der von der Agency gekidnappt und in ein Geheimgefängnis außerhalb der USA gebracht worden ist. Er möge nicht zimperlich sein, wird ihm bedeutet. "Coercive Interrogation" oder auch "Enhanced Interrogation Techniques" nennen die CIA-Leute die neue Linie der Bush-Administration. Andere nennen es Folter. Carle lehnt Folter ab. Aber je länger das…mehr

Produktbeschreibung
Deckname: Captus. Der Insiderbericht über die CIA im Antiterrorkampf.
Glenn Carle, CIA-Spezialist für die islamische Welt, wird zu einem Einsatz von nationaler Bedeutung abkommandiert. Er soll einen al-Qaida-Spitzenmann - Deckname: Captus - verhören, der von der Agency gekidnappt und in ein Geheimgefängnis außerhalb der USA gebracht worden ist. Er möge nicht zimperlich sein, wird ihm bedeutet. "Coercive Interrogation" oder auch "Enhanced Interrogation Techniques" nennen die CIA-Leute die neue Linie der Bush-Administration. Andere nennen es Folter.
Carle lehnt Folter ab. Aber je länger das Verhör dauert, desto mehr entgleitet es ihm. Agenten "befreundeter" Dienste schalten sich ein, die Befragung wird immer exzessiver. Carle fühlt sich mitschuldig. Hier ist sein Bekenntnis, ein aufregender Insiderbericht über einen schrecklichen Sündenfall der Bush-Ära. Und ein flammender Appell gegen Folter.
"Carles bewegende Geschichte hat uns alle bloßgestellt: vom CIA-Agenten, der die Augen zumachte, über die Kabinettsmitglieder, die es besser hätten wissen müssen, bis zu den Bürgern Amerikas, die solchen Leuten erlaubten, unsere Nation zu korrumpieren. Ich weiß, ich war einer davon." Lawrence Wilkerson, Stabschef des ehemaligen Außenministers Colin Powell
Autorenporträt
Carle, Glenn L.
Glenn L. Carle stammt aus Boston, studierte in Harvard und gehörte 23 Jahre lang zum «Clandestine Service» der CIA, die er 2007 als stellvertretender Direktor für internationale Bedrohungen verließ. In dieser Zeit hat er eine Reihe von terrorismusbezogenen Missionen erfüllt, daneben auch politische und ökonomische. Er hat viele Jahre lang in Europa gearbeitet und zuvor in Mittelamerika. Zuletzt gehörte er dem National Intelligence Council an, dem sein Amt strategische Analysen über Terrorismus, internationale organisierte Kriminalität und Drogenkriminalität zulieferte. Carle lebt in Washingon D.C., er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.08.2012

Pechschwarze, eiskalte Keller
Der ehemalige CIA-Mitarbeiter Glenn L. Carle schildert seine Arbeit als Verhörspezialist
Zwei Jahre lang hat Glenn L. Carle mit der CIA verhandelt über dieses Buch, er hat um Halbsätze gerungen und um einzelne Wörter. Auf Geheimnisverrat stehen hohe Strafen. Der Erlebnisbericht, den der ehemalige Verhörexperte am Ende mit Erlaubnis seines früheren Arbeitgebers über die „Verhörkeller der CIA“ veröffentlichte, hat dann immer noch viele geschwärzte Stellen, vor allem dort, wo der Erzähler wieder einmal in „pechschwarze, eiskalte“ Keller hinabsteigt, in einer verlassenen Ziegelei nördlich von Kabul zum Beispiel.
  In die politische Groß-Erzählung aber sind durch die Zensur nur kleine Lücken gefräst worden. So klein, dass sie nach Erscheinen des Buchs in den USA im vergangenen Jahr schnell wieder aufgefüllt werden konnten: Es geht hier, wie Menschenrechtsanwälte aufgeschlüsselt haben, um den exemplarischen Fall des Paschtunen Haji Pacha Wazir, des mutmaßlichen Bankiers Osama bin Ladens. Um einen der ersten hochkarätigen Gefangenen in Amerikas Anti-Terrorkampf. Einen Mann, der 2002 entführt, in Marokko gefoltert und dann bis März 2010 in Afghanistan gefangen gehalten und mit Schlägen, Nahrungsentzug und Schlimmerem traktiert wurde – und, wie man heute weiß: einen Unschuldigen. Glenn L. Carle war für diesen Gefangenen verantwortlich. Und auch wenn Carle zu spät kommt, um noch wirklich Neues über das Folterprogramm der Bush-Regierung zu enthüllen: Sein Buch ist trotzdem bemerkenswert.
  Carle schildert die panische, unübersichtliche Zeit nach 2001. Er beschreibt, wie sich im Geheimdienst eine fatale Eigendynamik entwickelt habe, wie sich die Schlinge um den Hals des vermeintlichen Al-Qaida-Mannes Haji Pacha Wazir immer fester zog, egal was dieser tat. Vor allem aber erzählt Carle von der beklemmenden Alltäglichkeit, mit der die CIA ihr Folterprogramm radikalisierte. Da kommt abends eine Rundmail. Da kommt morgens eine neue Dienstanweisung.
  Carle beschreibt, wie wenig Aufhebens es im Inneren des Apparates gab. Dass ein Terrorverdächtiger auf offener Straße gekidnappt, zu einem Bündel verschnürt, isoliert und manipuliert wird, um ihn so zu „desorientieren“, sei längst gängige Praxis gewesen, ruft er in Erinnerung. „Einschüchterung und Angst“, seien im Übrigen durchaus „hilfreiche psychologische Werkzeuge“ bei einem Verhör. Nur bitte nicht bei Unschuldigen! Zur Auseinandersetzung mit den Vorgesetzten kommt es nur, weil Carle den Gefangenen irgendwann nicht mehr für schuldig hält.
  Der Autor schreibt eine kernige Agentenprosa, es wimmelt da von „alten Hasen“, „athletischen und attraktiven Agentinnen“, die bemerkenswert „professionell“ sind und die dank der obendrein recht eigenwilligen deutschen Übersetzung „Diät-Cola“ trinken und Dinge wie „Heiliges Kanonenrohr“ rufen.
  Carle ist nicht der empörte Außenseiter, der die CIA zur Ordnung rufen will, sondern ein solidarischer Insider, auch jetzt noch. Er verbietet sich jede moralische Heldenpose gegenüber seinen Kollegen – und er hätte wohl auch nur wenig Heldenhaftes zu berichten. Denn seine Karriere setzt der Agent zu keiner Zeit aufs Spiel. Er protestiert nur leise. Er wirft nicht hin.
  Der „flammende Appell gegen Folter“, den der deutsche Verlag ankündigt, findet sich höchstens vereinzelt, in sonderbar isoliert dastehenden Passagen. Ein Appell für Zivilcourage überhaupt nicht, eher das Gegenteil. „Ich war in die Agency eingetreten, um mit genau dieser Art unlösbarer Zwickmühlen fertigzuwerden“, beruhigt sich Carle. Das ist dann, in aller Schlicht- und Tumbheit, mehr als beklemmend. Es ist authentisch.
RONEN STEINKE
  
Glenn L. Carle: Interrogator: In den Verhörkellern der CIA. Übersetzt von T. Pfeiffer und N. Juraschitz. Rowohlt, Reinbek 2012. 448 S., 22,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Glenn L. Carle hat aus dem Nähkästchen der CIA geplaudert und damit Ronen Steinke nicht wenig erschüttert. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter schildert darin die Zeit nach den Anschlägen vom 11. September und wie sie sich auf die Verhörpraxis der CIA auswirkte. Nicht nur von den sich stetig verstärkenden Foltermaßnahmen der CIA ist der Rezensent entsetzt. Er ist insbesondere von der Beiläufigkeit, mit der Foltermethoden angeordnet und ausgeführt wurden, bestürzt. Was er in "kerniger Agentenprosa" und in einer, wie er nebenbei bemerkt, nicht eben überzeugenden Übersetzung über amerikanische Folter erfährt, ist für ihn nicht unbedingt neu. Was ihn erschüttert ist der allenfalls leise Widerstand, den Carle seinen Anordnungen entgegensetzt und der ihm grauenhaft "authentisch" anmutet.

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