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Aufenthalt auf Erden ist in seiner Zeit und bleibt bis heute einer der wichtigsten Gedichtzyklen in einem Werk, das 1971 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde und das an großen Gedichtzyklen reich ist. In diesem Buch vollzieht Neruda die Wende von einem in Einsamkeiten und Weltschmerz eingesponnenen Autor hin zu einem Dichter der großen Lieben und schließlich zu einem politisch denkenden Autor, der sich seiner Verantwortung öffnen lernt und sich ihr stellt.
In 69 Gedichten, entstanden von 1931 bis 1947, wird das vergangene Jahrhundert in seinen niederschmetterndsten und auch in seinen zu
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Produktbeschreibung
Aufenthalt auf Erden ist in seiner Zeit und bleibt bis heute einer der wichtigsten Gedichtzyklen in einem Werk, das 1971 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde und das an großen Gedichtzyklen reich ist. In diesem Buch vollzieht Neruda die Wende von einem in Einsamkeiten und Weltschmerz eingesponnenen Autor hin zu einem Dichter der großen Lieben und schließlich zu einem politisch denkenden Autor, der sich seiner Verantwortung öffnen lernt und sich ihr stellt.

In 69 Gedichten, entstanden von 1931 bis 1947, wird das vergangene Jahrhundert in seinen niederschmetterndsten und auch in seinen zu Hoffnung Anlaß gebenden Augenblicken poetisch durchdacht und kann besichtigt werden. Aufenthalt auf Erden ist eines der bedeutendsten Werke der modernen spanischsprachigen Literatur.

Autorenporträt
Neruda, Pablo
Pablo Neruda (1904-1973) zählt zu den bedeutendsten Autoren Lateinamerikas. Er war Botschafter Chiles in verschiedenen Ländern, bewarb sich um die Präsidentschaft in seinem Land und musste lange Jahre im Exil verbringen. 1971 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Sein Werk erscheint seit vielen Jahren bei Luchterhand, darunter »Das lyrische Werk« (in drei Bänden) und zuletzt der Gedichtband »Dich suchte ich«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2004

O ja, sagt es, o ja
Lauter Neuausgaben zum Hundertsten von Pablo Neruda
Manchmal kehren die Geister der Vergangenheit zurück, die guten wie die schlechten, aber allein die schlechten zeichnen sich durch absolute Pünktlichkeit allein aus. Am hundertsten Geburtstag des Verstorbenen sind sie da, unerbittlich, gnadenlos. Gleichgültig, wie lange schon die Gnade des Schweigens über deren Werk gelegen hatte, gleichgültig, wie froh man war, schon lange nichts mehr von ihnen gehört zu haben - ihr Geburtstag muss sich nur runden, um die Bürokratie des Kulturbetriebs, diese totalitäre Herrschaft von Datum und Agenda, diesen Spuk einer literaturpolitischen Pedanterie zu entfesseln. Warte nur hundert Jahre, Leser, dann schaut der toteste aller Dichter Dich an - aus hohlen Augen, aber ein Kalenderblatt in der knöchernen Hand.
Am kommenden Sonntag vor hundert Jahren, am 11. Juli 1904, wurde in Parral, einer Kleinstadt im zentralen Teil Chiles, Neftali Ricardo Reyes Morales geboren. Als Dichter bekannt wurde er unter dem Namen Pablo Neruda. Er muss ein ehrenwerter Mann gewesen sein, ein guter Freund, ein erfolgreicher Diplomat - und, spätestens seit den dreißiger Jahren, ein aufrechter Sozialist. Er diente seinem Land in Spanien, als dort der Bürgerkrieg ausbrach, und legte sein Amt nieder, um sich auf die Seite der Republikaner zu schlagen. Nach der Schlacht von Stalingrad schrieb er den „Canto de amor para Stalingrado”, eine Hymne auf die Rote Armee. Er wurde Kommunist, Senator in Chile und musste nach Mexiko fliehen. Er bewunderte die Sowjetunion, bis Stalin starb und bekannt wurde, was dieser den Bürgern seines Landes angetan hatte. Er lebte in Italien, auf Capri, woran ein sentimentaler Film namens „Il Postino” erinnert, der Mitte der neunziger Jahre ein großer Erfolg in den Kinos war. Als Salvador Allende im September 1970 zum Präsidenten Chiles wurde, machte er Pablo Neruda zu seinem Botschafter in Paris. Einen Monat nach dem Militärputsch und dem Selbstmord Salvator Allendes im August 1973 starb Pablo Neruda in Santiago an Leukämie. Seine beiden Wohnungen in Valparaiso und Santiago wurden geplündert. Es fällt schwer, in diesem Tod nichts Symbolisches zu sehen.
Aber war er ein großer Dichter? Er bedichtete den „solidarischen Engel”: „Er, der Engel, beschützte mich / vor der Meute, die mich haßte, / vor jenen, die in den Straßen des Verbrechens / johlend warteten auf mein Blut.” Er bedichtete das Meer: „Hier auf der Insel / das Meer, und wieviel Meer / bricht hervor jeden Augenblick / aus sich selber, / o ja, sagt es, o ja, / o nein, o nein, o nein.” Er erklärte den Körper der Geliebten zum dampfend und blubbernd expandierenden Brei: „Dein Leib, aus welchem Erdenstoff, / Achat, Quarz, Weizen, / ward er geformt, wuchs er auf, / wie das Brot aufgeht / von der Wärme.” Und er sang das ebenso selbstgefällige wie einfältige Lob des bedürfnislosen, aber besseren Menschen: „Nimm mir das Brot weg, wenn du / es willst, nimm mir die Luft weg/ aber laß mir dein Lachen.” Die meisten von Pablo Nerudas Gedichten gehen so - sie sind Angeberei mit lyrischen Mitteln. Ihre Popularität verdankt sich dem Wunsch, dass die gute Sache auch die schöneren Lieder haben müsse. Das aber kann nicht sein, grundsätzlich nicht. Denn wenn die gute Sache etwas für sich hat, dann muss es die Wahrheit sein - und diese ist selten schön. Und wenn die Schönheit etwas für sich hat, dann den Augenblick mitsamt seiner Flüchtigkeit und Zerbrechlichkeit. Utopie und Dichtung schließen einander aus, es sei denn, man mischt sie aus saurer Knetmasse und schlechtem Geschmack.
THOMAS STEINFELD
PABLO NERUDA: In deinen Träumen reist dein Herz. Einhundert Gedichte. Herausgegeben von Fritz Rudolf Fries. Luchterhand Verlag, München 2004, 220 S., 12,- Euro.
PABLO NERUDA: Aufenthalt auf Erden. Gedichte. Deutsch von Erich Arendt und Stephan Hermlin. Luchterhand Verlag, München 2004. 196 S., 9,50 Euro.
PABLO NERUDA: Liebesgedichte (mit CD). Deutsch von Fritz Vogelsang. Edition Büchergilde, Frankfurt 2004. 88 S., 22,50 Euro.
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