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»Voller Sehnsucht beschwört Singer das jüdische Leben in Warschau im Jahr 1906.« Leonore Schwartz im 'Sonntagsblatt'
Er ist ein rechter Schlawiner, dieser Max Barabander. Nach dem Tod seines Sohnes läßt er seine gramgebeugte Frau in Buenos Aires zurück. In Amerika ist er ein vermögender und angesehener Herr geworden, und doch zieht es ihn zurück nach Warschau, in sein altes zwielichtiges Milieu. Ehe er sich's versieht, ist er wieder in allerhand dubiose Händel verstrickt - und in ein erotisches Abenteuer nach dem anderen.
Er verliebt sich in Zirele, die züchtige Tochter des strengen
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Produktbeschreibung
»Voller Sehnsucht beschwört Singer das jüdische Leben in Warschau im Jahr 1906.« Leonore Schwartz im 'Sonntagsblatt'

Er ist ein rechter Schlawiner, dieser Max Barabander. Nach dem Tod seines Sohnes läßt er seine gramgebeugte Frau in Buenos Aires zurück. In Amerika ist er ein vermögender und angesehener Herr geworden, und doch zieht es ihn zurück nach Warschau, in sein altes zwielichtiges Milieu. Ehe er sich's versieht, ist er wieder in allerhand dubiose Händel verstrickt - und in ein erotisches Abenteuer nach dem anderen.

Er verliebt sich in Zirele, die züchtige Tochter des strengen Rabbi, gibt sich als Witwer aus und verspricht ihr die Ehe. Gleichzeitig bandelt er mit Reize Korck an, der Gelieb-ten eines berüchtigten Ganoven aus der Warschauer Unterwelt, und diese gewitzte und lüsterne Person nützt ihre erotischen Erfolge zu allerlei Intri-gen gegen ihn aus. Aber Max treibt es auch noch mit Esther, der vernachlässigten Bäckersfrau, und mit der blutjungen Basche, einem ausgebeuteten Dienstmädchen. Durch immer neue Flunkereien versucht er sich aus seinem Schlamassel herauszuwinden.

Doch so, wie er die Frauen benutzt, um seinen Komplexen zu entfliehen, versuchen die Frauen ihn zu benutzen, um ihren eigenen Leben zu entkommen. Das alles kann doch nur ein schlimmes Ende nehmen. Armer Max. Sollen wir ihn verachten oder bemitleiden?
Autorenporträt
Singer, Isaac Bashevis
Isaac Bashevis Singer wurde am 14. Juli 1904 in Radzymin in Polen geboren und wuchs in Warschau auf. Er erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung. Mit 22 Jahren begann er, für eine jiddische Zeitung in Warschau zu schreiben, erst auf hebräisch, dann auf jiddisch. 1935 emigrierte er in die USA und gehörte dort bald zum Redaktionsstab des 'Jewish Daily Forward'. 1978 wurde ihm für sein Gesamtwerk der Nobelpreis für Literatur verliehen. Für Aufsehen sorgten auch die Verfilmungen seiner Werke 'Freinde, die Geschichte einer Liebe' und 'Jentl'. Am 24. Juli 1991 starb Singer in Miami.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.04.1995

Scherben am Ende der Reise
Zurück in das Schtetl: Der Schlawiner Max führt Klage gegen Gott · Von Werner Ross

Früher pflegten wir über den markig-altpreußischen Spruch zu lachen: "Konsequent oder inkonsequent - nur nicht das verdammte Schwanken!" Max Barabander, der Schlawiner, der Held von Singers eben ins Deutsche übersetztem gleichnamigem Roman, ist die perfekte Verkörperung des verdammten Schwankens. Er gehorcht jedem Reiz, jeder Regung, jeder Anwandlung, trifft unentwegt Verabredungen und Vereinbarungen, die nicht einzuhalten sind, läßt sich auf eine Verlobung ein und kann einer Vergewaltigung nicht widerstehen - wird getrieben und läßt sich treiben und kann am Ende von Glück sagen, daß er hinter einer Warschauer Gefängnistür verschwindet.

Dabei hatte er anderes im Sinn. Nach der braven Kindheit im Schtetl und der wilden Jugend in Warschau ist Max - noch im vorigen Jahrhundert - nach Buenos Aires ausgewandert, hat Reichtum und Ansehen erworben und sich mit Frau und Kind eingerichtet. Aber dann stirbt der Sohn, und die Frau zieht sich zurück, und so kommt die Reise nach Europa zustande, die auch der fliehenden Manneskraft aufhelfen soll. Wie schön, als reicher Ausländer zurückzukehren, alte Freunde wiederzufinden, die Stätten alter Heldentaten aufzusuchen.

Aber im Handumdrehen bricht in der Fülle der Möglichkeiten Maxens Lebenssystem zusammen. Seine Erinnerungswelt, das jiddisch sprechende und lebende Warschau, bricht auseinander: Die fromme Vergangenheit drängt sich im Haus und Haushalt des Rabbiners wieder auf, bis zu dem abenteuerlichen Vorhaben, sich mit dessen reizendem Töchterlein Zirele zu verloben und sich mit Bart und Gehrock wieder der Jüdischkeit anzuschließen; aber wenige Hausnummern weiter wohnt Reizl Kork, mit der sich bei einer Flasche Champagner ausgezeichnet darüber plaudern läßt, wie man arme jüdische Mädchen nach Buenos Aires verschifft, um ihnen dort eine Bordell-Karriere zu verschaffen. Max fühlt sich bei Zirele und bei Reizl, bei der Unschuld und beim lüsternen Lebenswandel, gleichermaßen zu Hause, und erst als sich im Raume hart die Sachen stoßen - mustert er verdutzt die Scherben.

Es ist Singers altes, immer wieder virtuos variiertes Thema: die wohlgeordnete Sittlichkeit der jüdischen Gemeinde, die strenge Herrschaft der Thora und des Brauchtums und die jähen Attacken der Fleischeslust. Daß dies alles mehr war als die gelebte Religion des Alten Testaments, nämlich in der Sprache, im Jiddisch, sich verkörperndes Volkstum, in das man hineingeboren wurde, hat er zu seiner Lebensmaxime und seinem literarischen Credo erhoben; und wir verdanken es seiner Hartnäckigkeit, daß die von den Nazis im Osten fast ausgerottete Sprache im Westen, in den Vereinigten Staaten, wiederaufgeblüht ist. Singers Romanwelt wäre ebenso undenkbar ohne die Allgegenwart des alten Gottes des Pentateuchs wie ohne die Allgegenwart des Sinnlichen. Sein Verhältnis zu beiden ist ironisch, und nicht ohne Ironie wird man den Text lesen, den Singer seinem Buch vorangesetzt hat: "Fleisch und Korruption sind von Anfang an dagewesen und werden der Abschaum der Schöpfung bleiben, das Gegenteil von Gottes Weisheit, Gnade und Pracht. Die Menschen werden es irgendwie fertigbringen, auf der Oberfläche der Erde vorwärts und rückwärts zu kriechen, bis Gottes Bund mit ihnen ein Ende nimmt und der Name des Menschen für immer aus dem Buch des Lebens getilgt sein wird."

"Shoym" ("Schaum") heißt der jiddische Originaltitel und "Scum", "Abschaum", der Titel der amerikanischen Übersetzung. Aber Max ist kein Abschaum, sondern ein höchst kunstvoll und liebevoll gezeichneter Mensch. Er ist ein kleiner Faust mit zwei Seelen in der Brust. "Waren die sogenannten anständigen Leute denn bessere Menschen als die Prostituierten, Diebe und Zuhälter? Die Kaufleute betrogen, die Hausfrauen beschwindelten ihre Ehemänner. Max führte, so gut er es eben verstand, Beschwerde gegen Gott."

Gertrud Baruch hat den Schelmenroman Singers in ein angenehm zu lesendes flüssiges Deutsch übersetzt und hinreichend Jüdisches und Jiddisches stehenlassen, um die Atmosphäre zu bewahren. Der im Todesjahr Singers, 1991, aus dem Nachlaß veröffentlichte Roman spielt 1906, als das Schlimmste Pogrome waren und Hitler erst ein gescheiterter Pennäler. Dafür, daß dieses Judentum nicht vom Holocaust des Vergessens weggeschwemmt wird, steht Singers erzählerische Meisterschaft.

Isaac B. Singer: "Max, der Schlawiner". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gertrud Baruch. Hanser Verlag, München 1995. 263 S., geb., 36,- DM.

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"Isaac Bashevis Singer ist ein ungemein genauer Beobachter, der aus der Kraft der Erinnerungen ein anschauliches Bild des damals russischen Warschau und insbesondere seiner jüdischen Viertel entwirft." Hansres Jacobi in der 'Neuen Zürcher Zeitung'

"Man müßte den Lump Barabander ... verachten. Aber - dank Singers Erzählkunst - haben wir Mitleid mit seiner erbärmlichen Seele." Elisabeth Endres in der 'Süddeutschen Zeitung'

"So untrüglich war [Singers] Gespür für die verbindliche Inszenierung von Geschichten, dass auch ein über Strecken unnahbarer und flüchtiger Max Barabander noch zu faszinieren vermag - und betrifft. Was kann man mehr wollen?" Hanswalter Stäubli im 'Zürcher Oberländer'

"Sein Held ist nicht aus Pappmaché, sondern aus Fleisch und Blut. Seine Irrtümer und Abenteuer verfolgt man mit Sympathie oder Grausen, aber immer mit Anteilnahme." Lothar Schöne in der 'Welt'

"Voller Sehnsucht beschwört Singer das jüdische Leben in Warschau im Jahr 1906." Leonore Schwartz im 'Sonntagsblatt'

"Gertrud Baruch hat den Schelmenroman Singers in ein angenehm zu lesendes flüssiges Deutsch übersetzt und hinreichend Jüdisches und Jiddisches stehenlassen, um die Atmosphäre zu bewahren ... Dafür, daß dieses Judentum [1906 in Warschau] nicht vom Holocaust des Vergessens weggeschwemmt wird, steht Singers erzählerische Meisterschaft." Werner Ross in der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'
"Manche Geschichten erzählen von nichts anderem als von der Lust am Erzählen. Und doch bereichern sie den literarischen Kosmos zuweilen um unsterbliche Figuren. Eine davon heißt Max, der Schlawiner." (Der Spiegel)

"I. B. Singer beweist auch in diesem Roman seine Meisterschaft im Geschichtenerzählen. Seine zupackende Sprache, seine ausschweifende Phantasie, seine Kunst, Intrigen zu spinnen, liefern immer wieder neue Überraschungen." (The New York Times)